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Chill mal, Frau Freitag

Titel: Chill mal, Frau Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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deiner bescheuerten weißen Hose passt. Grauenhaft, wie du die Hose in die Socken gesteckt hast. Und die Schuhe, die sind so hässlich, da fällt selbst mir nichts mehr ein. Und ein kleiner Tipp noch: Drück dir mal die Pickel aus.«
    Das Publikum hätte gegrölt und auf dem Schulhof wäre ich eine Legende geworden. Aber wie gesagt, wahrscheinlich eine tote Legende.
    Ein Busenwunder
    »Höhö, Christian hat voll Titten«, sagt Tarek. Tarek wiegt wahrscheinlich 190 Kilo.
    »Das kommt ja vom Richtigen«, höre ich mich sagen. Tarek springt auf, sein Stuhl fällt um. Alle im Raum drehen sich zu ihm um. Er reckt das Kinn und stemmt seine Hände in die Seite: »Ich habe mehr Titten als Sie!«
    »Ja, hast du.« Stille. Wo er recht hat, hat er recht.
    »Sie haben überhaupt keine Titten. Absolutes Flachland.« Tarek steht immer noch aufgebracht hinter seinem Tisch und schreit: »Ü-ber-haupt keine Titten!« Das stimmt so nun auch nicht. Tarek kann sich gar nicht mehr beruhigen.
    Ich will in dieser Stunde mit den Schülern Trickfilme machen. Stop-Motion-Filme. Mit Digitalkameras. Das hatte ich auch schon am Morgen in einer 8. Klasse versucht. Die haben zwar Kunst gewählt und man sollte annehmen, dass die besonders an Kunst interessiert wären, wenn sie zwei Jahre lang jede Woche vier Stunden Kunst haben. Aber das Erste, was sie mir zu Beginn des siebten Schuljahres kollektiv mitgeteilt haben, war: »Wir wollten zu Sport, aber da war voll, und jetzt mussten wir zu Kunst.« Da dachte wohl jemand bei der Beratung: »Kunst und Sport – das sind doch total ähnliche Fächer.«
    Jedenfalls kann ich nicht sagen, dass dieser Kurs vor Kreativität sprüht, aber ich versuche immer wieder, Sachen zu finden, die ihnen Spaß machen könnten. Bisher habe ich aber noch nichts gefunden. Jede Woche werde ich mit der gleichen Frage begrüßt: »Können wir nicht mal was Schönes machen?« Mittlerweile suche ich Themen, die mir Spaß machen oder von denen ich denke, sie hätten mir als Schülerin Spaß gemacht. Und zurzeit ist das, Trickfilme herstellen, unbewegte Gegenstände über den Tisch laufen zu lassen, eine Verfolgungsjagd der Kaffeemaschine mit dem Salz oder die Umrundung des Tisches durch den Stuhl. Ich habe einen Riesenspaß dabei. Heute Morgen habe ich den Schülern voller Begeisterung mehrere Fotokameras mitgebracht und gedacht, jetzt werden sie richtig loslegen, das wird ihnen so viel Spaß machen, die werden sich gar nicht mehr einkriegen und mich lieben, weil ich so geile Sachen mit ihnen mache. Schüler aus anderen Kursen werden zu mir kommen und sagen: »Wir wollen auch Trickfilme machen!«
    Frank, Christian und Micha Müller grabschten sich ein Gerät und stritten sich dann darüber, wer fotografieren darf. Ahmet, Lisa, Gabi und Silvie ließen die Kamera in der Mitte ihres Gruppentisches liegen und unterhielten sich einfach weiter.
    »So, nun legt mal los, fangt einfach mal an. Probiert mal rum. Wie gesagt, eine Sekunde Film sind vierundzwanzig Bilder und ihr braucht mindestens zwölf.« Niemand hörte mir zu.
    »Frau Freitag, was sollen wir jetzt machen?«
    »Na, ich hatte euch doch letzte Woche gesagt, dass ihr euch was überlegen sollt. Habt ihr denn Gegenstände von zu Hause mitgebracht? Silvie, du wolltest doch Figuren mitbringen.«
    »Vergessen.«
    »Na, dann nehmt doch erst mal Stifte oder eure Hefter oder irgendwelche anderen Schulsachen.« Widerwillig fotografierten sie ihre Hefter und drei Stifte. »Ihr könntet doch zum Beispiel was schreiben. Die Stifte kommen so angelaufen und schreiben oder malen was.«
    »Haben Sie ein Blatt?« Ich gab ihnen Papier und ging zu einer anderen Gruppe. »Haben Sie Stifte?« Ich reichte ihnen eine Packung Filzer. Sie legten mit den Stiften HALLO.
    Ich schloss den Laptop an und startete das Programm, mit dem wir gleich ihre Filme ansehen konnten. Auf jegliche Planung oder Vorüberlegungen in Form von Storyboards hatte ich bewusst verzichtet, denn die Ideen würden beim Machen entstehen, dachte ich. Wenn sie ihre ersten Filme gesehen hätten, würden sie Verbesserungsmöglichkeiten erkennen und neue Ideen bekommen. So war es bei mir auch gewesen, ich hatte die ganze Nacht hindurch immer neue kleine Filme gedreht.
    Schon nach zehn Minuten kam die erste Gruppe ans Pult: »Wir sind fertig. Hier ist die Kamera.«
    »Wie, ihr seid fertig?«
    »Na, der Film ist fertig, können wir den jetzt gucken?« Ich schloss die Kamera an den Laptop an und übertrug 80 Bilder von der Kamera. Ein

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