Chimaeren
versprachen. Den meisten »Spaß«.
So abartig er auch sein mochte.
Sie waren gekommen, um Schwächere zu quälen.
Wehrlose Tiere
*
Seit der Nacht, in der seine Wohnung von Toten überfallen worden war, hatte Darren Secada nicht mehr richtig geschlafen. Erst recht nicht, nachdem ihn zwei Verhörspezialisten des Sydney Police Departments in die Mangel genommen - und jede kollegiale Nachsicht hatten vermissen lassen.
Ich bin für sie ein Wolf im Schafspelz .
Begonnen hatte alles damit, daß er die nicht nur beunruhigend schöne, sondern generell beunruhigende Lilith Eden aus ihrem Haus in der Paddington getragen und einer dort wartenden Ambulanz übergeben hatte. Er war mit der Frau und mit dem notärztlichen Team vom Schauplatz weggefahren - aber nie mit ihr im avisierten Krankenhaus angekommen. Statt dessen hatte die Ambulanz sie zu Secadas Apartment gefahren, hatte die scheinbar ohnmächtige Lilith dort abgeladen und war leer zum Klinikum gefahren.
So hatte der Ärger angefangen.
Denn kurz nachdem der leere Krankenwagen das Hospital erreicht hatte, klingelte ein Polizist an Secadas Tür und stellte unangenehme Fragen. Angeblich erinnerten sich die Insassen der Ambulanz nicht einmal an eine Frau, die sie transportiert hatten, geschweige denn an Secada ...
Weitergegangen war es damit, daß zwei Gestalten, die Darren zunächst auch für Polizisten in Zivil gehalten hatte, erst den echten Cop schachmatt gesetzt und dann gewaltsam die Wohnung gestürmt hatten.
Nicht Secada, sondern Lilith Eden war das Ziel ihres Überfalls gewesen.
Und während er, Secada, über die Feuerleiter zu flüchten versuchte, hatte diese Lilith Eden die beiden Gewalttäter mit sich durch das Fenster aus dem 8. Stockwerk des Apartmenthauses in die Tiefe gerissen!
Unten angekommen waren nur die beiden Männer. Sie waren förmlich am Boden zerschellt, während Lilith ... (Darren hatte immer noch Mühe, das Geschehen als Realität zu akzeptieren) . sich in eine Fledermaus verwandelt hatte und sicher neben den Toten gelandet war.
Neben den Leichen der Männer, die schon anderthalb Jahre früher gestorben waren, wie die von Darren durchgeführte Autopsie und seine sonstigen Recherchen inzwischen ergeben hatten!
Tote, die zweimal starben und zwischendurch noch ein bißchen lebten .?
Ein ähnlicher Fall war schon kurz vor dem Überfall, den er aus nächster Nähe erlebt hatte, auf seinem Tisch in der Gerichtsmedizin gelandet. Marvin Max Manson, ein Medien-Tycoon, war vor knapp anderthalb Jahren in Sydney verstorben und in der Familiengruft beigesetzt worden. Kurz darauf hatten Unbekannte seine letzte Ruhestätte geschändet und den Leichnam entwendet.
Anderthalb Jahre später war er auf dem Friedhof vor seiner Gruft wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht - neben einem toten Küster. An Mansons Lippen und in Mansons Verdauungstrakt waren Reste von Blut gefunden worden, das aus dem Körper des toten Friedhofsangestellten stammte. Und Manson selbst war nicht etwa in dem Zustand, der ihm anderthalb Jahre nach seinem Tod gebührt hätte, sondern wies lediglich das Verwesungsstadium einer wenige Tage alten Leiche auf!
Anders ausgedrückt: Die anderthalb Jahre, die er verschwunden gewesen war, schienen spurlos an ihm vorbeigegangen zu sein .!
Wahnsinn.
Und derselbe Wahnsinn hatte sich bei den beiden Toten vor Seca-das Apartment wiederholt. Auch sie waren im ungefähren Zeitraum wie Manson verschwunden, und ihr Zellverfall hatte nahtlos genau dort wieder eingesetzt, wo er am Tag ihres Verschwindens gestoppt worden war.
Gestoppt wovon?
Das ist der Stoff, aus dem Alpträume gewoben werden, dachte Darren. Und wälzte sich auf die andere Bettseite.
Für den kommenden Tag stand ihm ein Gang nach Canossa bevor, im Büßerhemd. Wahrscheinlich würde man ihn von höchster Stelle vom Dienst suspendieren, weil er - »Darren?«
Der Atemzug, den er gerade nahm, entwich aus seinen Lungen, als wären sie löchrig wie ein Sieb.
»Schläfst du ... ?«
Lieber Gott, dachte er, kneif mich. Sie ist es. Sie ist tatsächlich zurückgekehrt .
*
»Wie bist du hereingekommen?«
»Das Fenster im Bad war offen.«
Darren setzte sich im Bett auf und blinzelte gegen das Licht, das Lilith angeknipst hatte. »Vor unserer Bekanntschaft bin ich auch nie auf die Idee gekommen, im achten Stock ungebetene Besucher empfangen zu müssen, weil diese durchs Fenster einsteigen . Ich fürchte, ich muß da langsam umdenken.«
»Sagtest du ungebetene Besucher?«
Er war nicht
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