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Chimären

Chimären

Titel: Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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an.
      Fred hatte sich schnell von seiner Überraschung erholt. „Hallo“, grüßte er rau. „Wen haben wir denn da? Keine Bange, Mann, wir tun Ihnen nichts, sind selber froh, dass wir leben.“
      Der Mann entkrampfte sich langsam, glitt auf den Boden.
      Susan ergriff eine Wasserflasche, füllte einen Becher und reichte ihn dem Mann, der ihn zögerlich nahm und trank.
      Der Alte, Susan schätzte ihn nahe der Siebzig, hatte sich tagelang nicht rasiert. Sein schütteres, wirres, fast schlohweises Haar umrahmte ein gutmütiges Gesicht. Die Kleidung wies großflächige Schmutzflecken auf.
      „Na, kommen Sie!“ Susan bot ihm die Hand, nachdem er ausgetrunken hatte.
      Er ließ sich an eine Kiste führen, die offenbar als Sitzmöbel diente. Dort ließ er sich, unterstützt von Susan, nieder.
      „Nun sagen Sie schon: Wie kommen Sie hierher, und wer sind Sie?“, fragte Fred.
      „Erwin Fischer. Ich helfe hier aus, als Fremdenführer.“
      „Und wie kommen Sie, um Gottes Willen, hierher?“, wiederholte Fred.
      Der Mann hob die Schultern. „Als die kamen, bin ich hier runter. Ich hatte einfach Angst. Und ich kenne mich aus!“ Letzteres sagte er mit einem gewissen Stolz. Offenbar verließ ihn langsam sein Schock.
      „Und warum haben Sie sich nicht schon früher, zum Beispiel mit mir, in Verbindung gesetzt? Sie haben doch bemerkt, wenn Sie sich hier auskennen, das ich oben seit Tagen herumhantiere.“
      „Und woher, Söhnchen, sollte ich wissen, was du für einer bist? Ob du nicht mit denen gemeinsame Sache machst, wenn du ihnen schon die Fressage bereitest, hm? Und die Lady scharwenzelt hier frei herum, schwatzt mit denen. Soll man da nicht das Grübeln kriegen?“
      Susan und Fred schmunzelten.
      „Uns haben sie geschnappt“, erläuterte Fred. „Mit ihren Pfoten sind sie aufgeschmissen. Eine Konserve aufmachen können sie nicht, also musste ich. Es gibt Schlimmeres.“
      „Und ich muss an die Computer und Telefone.“ Sie zeigte ihre Hände vor und vollführte Tippbewegungen in die Luft.
      „Und, was denkt ihr, wie lange wird der Spuk noch dauern?“
      „Sie haben zum Freitag eine Frist gesetzt.“
      „Und welcher Tag ist heute?“
      „Donnerstag, nein.“ Susan blickte zur Uhr. „Es ist schon Freitag.“

    G egen 17 Uhr fanden sich Lux und Schäffi in Susan Remps Wohnbüro ein, Lux sichtlich nervös. Er fragte, ohne dass er gegrüßt hatte, ob bereits ein Anruf angekommen sei.
      Sowohl Susan als auch der Kontrolleur, der sie bereits seit zwei Stunden aufgesucht und die Kommunikationsgeräte angeschaltet hatte, verneinten.
      Susan, ebenfalls stark erregt, zwang sich, gelassen zu erscheinen. Sie brühte sich einen Tee, setzte sich aufs Bett, blätterte in einem Prospekt und knabberte Kekse. Schließlich bot sie davon vergeblich ihren Besuchern an.
      Während Schäffi und der Kontrolleur scheinbar entspannt auf dem Fußboden ruhten, ging von Lux eine starke Unruhe aus. Zunächst streckte er sich ebenfalls hin, setzte sich, kratzte sich das Fell, stand auf, reckte sich zum Fenster empor, sah nach draußen und legte sich wieder hin. Seine Augen wechselten unstet die Blickrichtung, und ab und an atmete er hechelnd.
      Ohne aufzusehen fragte Susan nach einer Weile: „Was geschieht eigentlich, wenn sich niemand meldet?“
      „Sie melden sich“, antwortete Lux nach sekundenlangem Zögern.
      „Und wenn doch nicht?“ Jetzt sah Susan zu ihm, der nunmehr wieder aufrecht saß, mit besorgtem Gesichtsausdruck hin.
      „Das wirst du schon erleben“, entgegnete er unwirsch.
      „Wir machen keinen Spaß“, sagte Schäffi. Aber es klang keineswegs aggressiv.
      „Übrigens“, bemerkte Susan zögernd, „ich habe Gudrun noch nicht erreicht. Ab Montag ist sie wieder da.“
      Lux sah zerstreut auf. „Wer ist Gudrun?“
      „Die Journalistin, die du haben wolltest.“
      „Versuch’ es weiter.“
      Es entstand eine Pause.
      Entfernt schlug die Uhr drei Mal. Da raunzte Lux plötzlich, dem Kontrolleur zugewandt: „Hol’ den Remikow her und Patty. Der soll einen festen Strick mitbringen.“
      Der Angesprochene verschwand beflissen aus dem Raum.
      Susan, aufgeschreckt, fragte: „Was hast du vor, verdammt?“
      „Ich habe gesagt, dass du es sehen wirst. Die sollen es nicht wagen!“
      Auch Schäffi hatte sich aufgesetzt. Sie blickte, wie es schien, beunruhigt, auf Lux. Es hatte den Anschein, als sei sie nicht in

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