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Chimären

Chimären

Titel: Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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abzufangen.“
      Fred beugte sich über sie und küsste sie. „Bis morgen!“
      „Sobald ich kann.“ Susan stand auf, sah sich in dem kleinen Büroraum um, der Fred als Wohn- und Schlafraum diente.
      Sie bückte sich und sammelte verstreut auf dem Fußboden liegende Kleidungsstücke auf, die sie im Freudenrausch des Wiedersehens und unbändigen Drang zueinander vor Stunden von sich geworfen hatten.
      „Ich begleite dich“, bekundete Fred.

    Susan schritt lautlos – da nach wie vor barfuß – vornweg die Kellertreppe hinab.
      Als sie die Handlampe einschaltete, hörte sie vor sich ein Geräusch, als klappe eine Tür zu und danach ein gedämpftes Rumpeln.
      Sie blieb stehen. „Fred?“ Aber sie wusste den Freund hinter sich. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper.
      Fred erschien oben am Treppenabsatz. „Hast du gerufen?“, fragte er.
      „Da war etwas.“ Sie wartete auf ihn.
      „Was war?“, fragte er beiläufig.
      „Eine Tür, eine Tür ist gegangen.“
      „Ach was, du hast dich getäuscht. Vielleicht gibt es Ratten, das wäre kein Wunder.“ Er fasste sie um die Schulter.
      Ein dumpfer Laut, danach ein rollendes Geräusch drangen von unten herauf.
      Die beiden Menschen erstarrten.
      „Licht aus!“, forderte Fred.
      Stille.
      „Gib mir die Lampe, warte hier“, flüsterte der Mann. Er löste sich von Susan und stieg hinab ins Stockfinstere.
      Für Susan verstrich eine Ewigkeit.
      Plötzlich flammte unten die Deckenbeleuchtung auf, gleichzeitig erschallte Freds Ruf: „Ist da jemand?“
      Susan eilte zu ihm.
      Fred stand mitten im Raum unmittelbar neben einem der metallenen Fässer, das kaum merklich hin und her schaukelte.
      Susan ergriff Freds Hand.
      „Komm raus!“, rief Fred.
    „Was war?“, fragte Susan furchtsam.
      „Es ist jemand hier“, raunte Fred. „Von allein hat sich das Fass nicht bewegt. Es stand dort auf dem Stapel.“ Er deutete in die linke vordere Ecke des Raums. Dort lagerte noch eine Anzahl jener Fässer.
      Langsam, Susan an der einen, die Lampe in der anderen Hand, schritt Fred voran. Dann ließ er plötzlich die Frau los, sprang mit einem Satz an den Stapel heran und leuchtete mit schnellen Wendungen in Lücken, gab jedoch alsbald ergebnislos auf.
      Susan folgte. Sie stand Augenblicke und überschaute das Lagergut. „Gib mir bitte mal die Lampe“, bat sie.
      Sie kniete nieder und beleuchtete den Boden in unmittelbarer Nähe der Fässer.
      Fred stand und schaute im Raum umher, gewärtig, irgendwoher kommende Gefahr abzuwenden.
      „Hier!“ Susan flüsterte wieder. „Das Fass ist verrückt worden. Schau, deutlich im Staub die Spur!“
      Fred bückte sich, sah und nickte ihr verstehend zu. Dann bedeutete er ihr aufzustehen.
      Susan trat zurück.
      Fred umklammerte das Fass – anscheinend war es leer – und rückte es von seinem Platz, so wie die Spuren es auswiesen.
      Susan leuchtete in die entstandene Lücke, und es entfuhr ihr ein überraschtes „Ah“.
      In der Mauer befand sich eine Aussparung etwa 80 mal 80 Zentimeter groß, von der anderen Seite abgedeckt mit einer Platte.
      Fred sah sich suchend um, zog dann eine Flasche aus einem der Regale, trat an die Luke und flüsterte: „Leuchte!“
      Er drückte gegen die Platte. Diese kippte nach hinten um. Staubpartikel glitzerten im Lichtstrahl der Lampe.
      Fred schaute auf Susan und kroch in die Öffnung.
      „Sei vorsichtig!“, flüsterte die Frau. „Ich habe Angst!“ Kaum, dass von Fred nichts mehr zu sehen war, stieg sie nach.
      Feuchte Luft schlug ihnen entgegen. Sie befanden sich in einem ansehnlichen Gewölbe, das völlig leer war. Die Öffnung, die sie passiert hatten, gehörte offensichtlich zu einem ehemaligen Lastenaufzug, wie Mauerreste vermuten ließen. Eine verstaubte Sparlampe, offenbar an die allgemeine Installation angeschlossen, brannte. Im Raum befand sich in der gegenüberliegenden Wand eine Tür; auf diese bewegten sie sich zu.
      Fred nickte Susan zu und riss mit übermäßigem Schwung die Tür auf.
      Ein zweiter Raum tat sich auf, heller als der erste und ausgestattet mit Kisten und Fässern, quasi wohnlich arrangiert und mit Gegenständen belegt, meist Packungen von Nahrungsmitteln und Flaschen. Das Wesentliche aber: An der gegenüberliegenden Wand lehnte mit allen Anzeichen von panischer Angst ein älterer Mann und starrte die Eindringlinge mit furchtsam aufgerissenen Augen

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