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Chimären

Chimären

Titel: Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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sind in Gefahr, alle anderen dieser Geschöpfe sind in Gefahr. Es kann nicht sein, dass ich in solcher Situation untätig bin und nur an mich denke!’
      Als sie die Treppe hinabstieg spürte sie, dass es ihr gelingen würde, ihre private Misere wenigstens zeitweise zu verdrängen.

    „Ich bin nicht glücklich damit, aber was sollen wir machen?“ Lehmann hob die Schultern und drehte die Handflächen nach außen. Er war die ganze Zeit über, in der er seine Mitarbeiterin über die jüngsten Vorkommnisse und Festlegungen in Kenntnis setzte, unruhig im Zimmer umhergelaufen und stand jetzt mit dieser hilflosen Geste vor ihr. „Natürlich will ich mich, uns, so lange wie möglich vor der Öffentlichkeit schützen. Sie wissen, was es bedeutet – ich muss mich wohl nicht wiederholen –, wenn sich die Medien auf uns stürzen.“
    „Um jeden Preis“, bemerkte Shirley Lindsey lakonisch.
      Lehmann unterbrach seinen Marsch, den er wieder aufgenommen hatte. Er stutzte: „Wie meinen Sie das?“
      „Sie haben in Ihre Information eben einfließen lassen, dass sie dem Herrn Matenstock, diesem Polizisten, nicht trauen. Das bedeutet für mich: hohes Risiko und zweifelhafter Ausgang der Aktion. Unsere mit viel Aufwand Aufgepäppelten können alle drauf gehen, zumal er glaubt, dass es annähernd gewöhnliche Hunde sind, nicht einmal reinrassige.“
      „Ich kann nicht noch jemand anders… Der Kreis ist ohnehin schon sehr groß. Und, Verehrteste…“, Lehmann warf sich in den Stuhl der Frau gegenüber, beugte sich vor: „Es wäre nicht das größte Malheur – das kleinere Übel sozusagen.“
      „Was?“
      „Wenn sie diese Aktion nicht überleben würden. Hätten sie nur unsere Leute nicht…“
      „Das kann nicht Ihr Ernst sein!“ Shirley brauste auf. „Es wäre Mord, Herr Doktor Lehmann, Massenmord! Vergessen Sie nicht, dass die meisten der Canismuten den Intelligenzquotienten eines vierzehnjährigen Menschen haben, verdammt noch mal! Mit meiner Unterstützung können Sie da auf gar keinen Fall rechnen!“
      „Na, na! Was regen Sie sich auf. Ihre Unterstützung wird nicht nötig sein. Wenn die Aktion einmal läuft, können wir sowieso nicht mehr eingreifen. So etwas kann ab einem bestimmten Stadium eine Eigendynamik entwickeln.
      Ich sage ja nicht, dass ich eine solche Lösung wünsche, aber es wäre mir lieber als Alternative zum Ausgang mit Öffentlichkeit. Und schließlich, ersetzbar wären sie allemal.“
      „Ich werde mit Lux reden, vielleicht gibt es noch einen anderen Weg.“
      „Vergessen Sie nicht, dass Remikow, der auch einen guten Draht zu Ihren Schützlingen hatte, dort festgesetzt ist, seit Tagen. Und nichts hat sich getan.“
      „Trotzdem. Ich will wenigstens versuchen, das Ultimatum verlängert zu bekommen. Schließlich läuft es morgen Abend aus. Oder soll etwa die Aktion schon eher starten?“
      „Es steht noch kein Zeitpunkt fest.“
    S usan Remp kuschelte an Freds Achsel. Nur eine kleine Wandleuchte verbreitete einen schwachen Schein.
      „Ich liebe dich“, flüsterte sie ohne, sich im Geringsten zu bewegen, „aber ich muss jetzt gehen. Wenn diesem Lux noch etwas einfällt und er mich nicht vorfindet… Sie sind unberechenbar, haben kaum ein Zeitgefühl und werden immer nervöser. Morgen läuft das Ultimatum aus, das sie Lehmann gestellt haben.“
      „Du meinst, sie machen Ernst.“
      „Ja, ich traue es ihm zu. Dieser Lux hätte sogar Remikow die Mauer hinunterstürzen lassen, wenn der Strom abgeschaltet geblieben wäre. Natürlich will er uns gegenüber und bei seinesgleichen glaubwürdig sein.“
      „Und wo befinden sich Remikow und Erikson?“
      „Erikson?“
      „Unser dritter Mann, der mit dabei war, als wir dich holen wollten. Meine Güte, wie naiv! Die müssen uns schon gerochen haben, bevor wir über die Mauer kamen.“
      „Ich weiß nicht, wo der ist. Auch wo sie Remikow eingesperrt halten, ist mir nicht bekannt. Übrigens: Heute früh sind weitere drei von ihnen aus einer Niederlassung erschöpft und zerzaust eingetroffen. Sie ziehen sich hier alle zusammen. Lehmann müsste den Zuzug verhindern, dass sie nicht noch mehr werden.“
      „Er weiß doch sicher, dass sie aus den Niederlassungen ausgebrochen sind.“
      „Ja, aber er sollte auch wissen, dass sie erstaunlicherweise, denkt man an die Entfernungen, auch hier ankommen. Man müsste Lehmann warnen können, damit er veranlasst, die Zugänger

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