China
Bevölkerung in allen Schichten literarisch und philosophisch gebildet war. In Frankreich wünschte man in intellektuellen Kreisen sogar das chinesische Gesellschaftsmodell auch für Europa. Um das Jahr 1650 n. Chr. hatten Importe durch Ostindische Handelsgesellschaften und zeitgenössische Reiseberichte erstmals das Interesse an einer Dekorform in chinesischem Stil erweckt.
Kunst in ostasiatischem Stil
Anfänglich wurde vor allem in Venedig Porzellan mit blauem Dekor in chinesischem Stil hergestellt. Mit Beginn des Rokoko fanden Chinoiserien Eingang in die Innendekoration: Tapeten, Stuckaturen, Porzellanfiguren, Fayencen, Geschirrdekors und Stoffe wurden mit chinesischen Motiven verziert. Da man in Europa seit Beginn des 18. Jahrhunderts Porzellan herstellen konnte, wurden in den Residenzen europäischer Fürstenhäuser Porzellankabinette im chinesischen Stil eingerichtet. Einige frühe Porzellankabinette blieben bis heute erhalten, zum Beispiel in der Münchner Residenz. In der französischen Malerei des 18. Jahrhunderts finden sich chinesische Motive bei François Boucher (1703–1770) und Antoine Watteau (1684–1721). In der Architektur waren Chinoiserien besonders in Deutschland als Stilmerkmale von Pavillons in Schlossgärten sehr beliebt. Begehrt waren auch die chinesisch beeinflussten Möbel des englischen Schreiners Thomas Chippendale (1718–1779).
Das chinesische Teehaus ließ Friedrich der Große (1712–1786) im Park seines Sommerschlosses Sanssouci in Potsdam errichten. Baumeister Johann Gottfried Büring (1723–etwa 1788) schuf in den Jahren 1755 bis 1764 einen Pavillon im damaligen Zeitgeschmack – eine Mischung aus ornamentalen Stilelementen des Rokoko und ostasiatischer Architektur
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Chinesische Schrift und die Kunst des Schreibens
(1710–1716)
Chinesische Kalligrafie von hohem Niveau schmückte im Sommer 2004 vorübergehend sogar einen Bauzaun in Beijing. Die Kunst des Schreibens gilt in China als Krönung der Ausdrucksform, in der Schriftzug, Ausdrucksweise und Poesie kombiniert werden.
Die älteste Schrift
Chinesisch gehört zu den wenigen Sprachen, deren Entwicklung über 3000 Jahre dokumentiert ist. Die chinesische Schrift ist zudem die älteste Schrift, die heute noch geschrieben wird. Bei den ersten Schriftzeichen auf Orakelknochen handelt es sich um Piktogramme, also eine Bilderschrift. Während der Qin-Dynastie (221–206 v. Chr.) wurden die Schriftzeichen im ganzen Reich vereinheitlicht. Obgleich chinesische Dialekte oft recht gravierend voneinander abweichen, war die Schreibweise in allen Landesteilen die gleiche. Begünstigt wird dieser Umstand dadurch, dass man Schriftzeichen als Wortbedeutungen erkennen kann und nicht aus Buchstaben zusammengesetzt lesen muss. Die chinesische Schrift ist somit das verbindende Element der chinesischen Kultur. Da sie keinem Alphabet folgt, stellte es sich als Problem dar, chinesische Wörter in einem Wörterbuch zusammenzufassen. Eine Möglichkeit war, die Piktogramme ihren Anfangslauten entsprechend zu gruppieren. Was tat man aber, wenn man ein Wort von seinem Schriftzeichen ausgehend suchte, seine Aussprache jedoch nicht kannte? Da chinesische Schriftzeichen zumeist aus mehreren Elementen bestehen, entwickelte Xu Shen, der Autor des ersten chinesischen Wörterbuches, vor etwa 2000 Jahren ein System: Jedes Schriftzeichen beinhaltet einen sinntragenden Teil sowie zusätzliche Striche. So besteht das Schriftzeichen für „plappern, schwatzen“ aus dem Zeichen für „Mund“ sowie zwei zusätzlichen Strichen. Die sinntragenden Zeichen wurden von Xu Shen „Radikale“ (Wurzelzeichen) genannt, von denen er 540 festlegte. Man schaute also zunächst nach dem sinntragenden Wurzelzeichen und zählte dann die zusätzlichen Striche ab. Sein Wörterbuch umfasste bereits 9000 Einträge.
Kalligrafie
Das kunstvolle, malerische Schreiben von Schriftzeichen nennt man Kalligrafie. Die Kalligrafie ist in China eine hochangesehene Kunst. Auch Malereien wurden oftmals um kleine Gedichte in kalligrafischer Schrift ergänzt, und in öffentlichen Gärten finden sich Tafeln mit kalligrafischen Schriftzeichen als Schmuckelemente. Ihren Höhepunkt erreichte die chinesische Kalligrafie während der Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.). Die Werke berühmter Kalligrafen jener Zeit sind von einem unschätzbaren Wert
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Reform der chinesischen Lexigrafie
Während der Regierungszeit des Qing-Kaisers Kangxi (1654–1722) entwickelte der Gelehrte Zhang Yushu die
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