China
beschädigt wurde und immer wieder restauriert oder gar neu aufgebaut werden musste. Der Baustil ist typisch für die Kolonialarchitektur der Jesuiten.
Christliche Missionierungswellen
Nach zwei Missionierungswellen im 7. sowie im 13./14. Jahrhundert n. Chr. konnte das Christentum zwar in China Fuß fassen, ohne sich jedoch wirklich zu verbreiten. Chinesische Schriften geben nicht viel Auskunft über die Verbreitung der Lehren Christi zu jener Zeit. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts fand der Katholizismus zum ersten Mal eine nennenswerte Verbreitung – sowohl in Beijing als auch in anderen Landesteilen: Im gesamten Kaiserreich gab es rund 300 000 Katholiken. Vor allem die Jesuiten, Dominikaner und Franziskaner waren in dieser dritten Missionierungsperiode erfolgreich und hatten sogar Einfluss am kaiserlichen Hofe. Herausragend war hierbei der italienische Jesuit und Universalgelehrte Matteo Ricci.
Die erste christliche Kirche in Beijing
Im Jahr 1650 ließ der Kölner Missionar Johann Adam Schall von Bell exakt an dem Ort, an dem sein ruhmreicher Vorgänger Matteo Ricci einst wohnte und eine Kapelle errichtete, die erste Kathedrale Beijings bauen. Ergänzt wurde der Bau durch weitere Gebäude neben der Kathedrale: ein astronomisches Observatorium, eine Bücherei sowie Missionarsresidenzen. Alte chinesische Aufzeichnungen beschreiben die Kathedrale als „langen, schmalen, gewölbten Flur, mit dekorativen Motiven auf den Wänden, ausländischer Herkunft“. Eine Steintafel im Eingangsbereich mit der Inschrift „Kathedrale erbaut durch kaiserlichen Auftrag“ bezeugt die enge Beziehung der katholischen Missionare aus Europa zum kaiserlichen Hof. Die Kirche wurde mehrere Male durch Erdbeben und Brände beschädigt – letztmalig 1990. Ihr jetziges Aussehen erhielt sie nach einem Wiederaufbau im Jahre 1904. Die Hauptbestandteile des Gebäudes blieben mit einer Ausnahme unverändert: Die tragenden Säulen aus Holz wurden durch gemauerte ersetzt und mit Mosaiken verziert. Offiziell trägt die Kirche den Namen „Südliche Kathedrale“ („Nantang“) in Abgrenzung zu einer Kathedrale im Norden Beijings.
Katholizismus ohne den Vatikan
Die Gläubigen der Diözese Beijing kommen jeden Sonntag zur Messe in die Kathedrale und halten hier ihre persönlichen Feierlichkeiten wie Vermählungen, Taufen und Totenmessen ab. Die Katholiken in China stellen eine Minderheit von etwa 5,3 Millionen Menschen innerhalb der Gesamtbevölkerung dar. Chinas Katholiken dürfen ihren Glauben nur in der staatlich sanktionierten Katholischen Patriotischen Vereinigung nachgehen. Daneben gibt es aber auch eine romtreue Untergrundkirche mit ebenso vielen Mitgliedern. China hat seine Beziehungen zum Vatikan 1951 abgebrochen, da der Vatikanstaat diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhält. Die Bischöfe werden seitdem von der chinesischen Regierung ernannt. Trotz aller Bemühungen blieb der Wunsch Papst Johannes Pauls II., nach China zu reisen und die Beziehungen wieder zu normalisieren, unerfüllt
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Die Frontansicht der Kirche der Unbefleckten Empfängnis in Beijing. Die Fotografie entstand um das Jahr 1880. Sie stammt aus dem Buch „Peking: Geschichte und Beschreibungen“ des Apostolischen Vikars von Beijing, Alphonse Favier
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(c) akg
Ein umfangreiches Nachschlagewerk über China
(1667 n. Chr.)
Ein Stich aus der „China Illustrata“ des deutschen Gelehrten Athanasius Kircher zeigt den bedeutenden christlichen Missionar Matteo Ricci mit einem chinesischen Beamten vor einem Altar stehend. Über diesem hängt ein Bildnis der Heiligen Jungfrau Maria, das von chinesischer Kalligrafie umrandet wird. Die zeitgenössische Darstellung soll die Errungenschaften Riccis bei der Missionierung Chinas veranschaulichen – eine Erfahrung, die dem Jesuiten Athanasius Kircher verwehrt geblieben ist.
Ein Chinakenner ohne praktische Ostasienerfahrung
Der deutsche Jesuit und Universalgelehrte Athanasius Kircher wurde am 2. Mai 1602 im thüringischen Geisa geboren. Während seines Schulbesuchs am Jesuitenkollegium trat er dem Orden bei. Später studierte er Philosophie und Theologie in Paderborn. Bereits früh teilte er seinem Mentor mit, er wolle Missionar in China werden. Stattdessen erhielt er eine Berufung an das Collegium Romanum in Rom und unterrichtete dort Mathematik, Physik und orientalische Sprachen. Im Jahr 1645 wurde er jedoch von der Lehrtätigkeit freigestellt, um sich seinen Forschungen widmen zu können.
Die „China
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