China
Führung von Liu Shaoqi und Deng Xiaoping erstarkt waren, die sich unter anderem für wirtschaftliche Reformen engagiert hatten, beabsichtigte Mao nun erneut, seine Macht gegenüber dem politischen Gegner durchzusetzen und den liberaleren Kurs wieder zu korrigieren. Zum Instrument für seine Kampagne machte Mao dabei vor allem die leicht zu mobilisierende und manipulierende Jugend. Diese wurde dazu aufgerufen, althergebrachte Traditionen abzulehnen und den Klassenkampf gegen die Feinde des kommunistischen Systems zu führen. Zu diesen zählten insbesondere viele Intellektuelle und Vertreter eines moderaten politischen Kurses.
Mao instrumentalisiert die Jugend
In Gang gesetzt wurde die Kulturrevolution Mitte des Jahres 1966 von Schülern und Studenten, die sich zu den so genannten Roten Garden formierten. Ein Teil von ihnen glaubte an die von Mao propagierten marxistischen Ideale, andere suchten persönliche Vorteile oder lebten einfach ihre Lust an der Rebellion aus. Intellektuelle sowie Gegner Maos und seiner Politik wurden verhaftet, in Massenversammlungen vorgeführt und kritisiert, schwer misshandelt oder sogar ermordet. Hinter diesen Aktionen steckten oft auch persönliche Rachefeldzüge. Viele der Opfer mussten Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen und wurden ihres Besitzes beraubt. Insbesondere Kunstgegenstände und Antiquitäten fielen der Zerstörungswut anheim.
Hintergründe der Kulturrevolution
Viele der verarmten Landbewohner drängten in die Städte, um Arbeit zu suchen. Das Stadt-Land-Gefälle verschärfte sich dadurch. Zudem blieben die gesellschaftlichen Widersprüche bestehen: Das proklamierte Ziel der klassenlosen Gesellschaft war von der Realität weit entfernt. Im Gegensatz zu der Zeit vor der kommunistischen Revolution waren es jetzt jedoch die politischen Funktionäre und Parteikader, die Privilegien genossen. Im „Arbeiter- und Bauernstaat China“ waren Bürger mit so genanntem „schlechten Klassenhintergrund“, darunter Intellektuelle und Großgrundbesitzer, wachsenden Diskriminierungen ausgesetzt
.
China wird traumatisiert
Die Kulturrevolution hatte in den ersten Jahren einen enormen Aderlass in sozialer und kultureller Hinsicht zur Folge. Viele Funktionäre in Staat und Partei wurden ihrer Ämter enthoben, aufs Land verbannt, inhaftiert oder ermordet. Staatspräsident Liu Shaoqi wurde gestürzt. Die Parteiführung setzte schließlich die Volksbefreiungsarmee ein, um den revolutionären Aktionismus zu stoppen und die Lage zu stabilisieren. Auf dem 9. Parteitag 1969 wurde die Kulturrevolution für beendet erklärt. Die innerpolitischen Konflikte schwelten jedoch weiter, vor allem betrieben durch die so genannte Viererbande (siehe S. 190), einer Gruppe radikaler Führungskräfte innerhalb der kommunistischen Partei, unter Führung von Maos Ehefrau Jiang Qing. Auch die politischen Gräben zwischen Mao und Lin Biao wuchsen. Lin Biao kam im September 1971 bei einem bis heute ungeklärten Flugzeugabsturz über der Mongolei ums Leben. Erst der Tod Mao Zedongs 1976 setzte den endgültigen Schlusspunkt unter die Kulturrevolution.
Propagandaplakat für die Kulturrevolution. Das Porträt Mao Zedongs vor der aufgehenden Sonne verkündet: „Alle Menschen der Revolution lieben Dich so sehr!“
(c) picture-alliance/dpa
Die außenpolitische Öffnung Chinas
(1971)
Nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 wurde der neue Staat jedoch von den westlichen Regierungen nicht anerkannt, da die Exilregierung auf Taiwan als die völkerrechtlich legitime Vertretung Gesamtchinas galt. Zu einer ersten richtungsweisenden Annäherung mit dem Westen kam es erst 1972, als US-Präsident Richard Nixon (1913–1994) in Begleitung der amerikanischen Tischtennisnationalmannschaft China besuchte.
Der Beginn der Entspannung
Die Außenpolitik Chinas war zunächst im Wesentlichen bestimmt durch das Bestreben, das kommunistische Regime auch auf Taiwan auszudehnen und die Insel in die Volksrepublik zu integrieren. Im Gegenzug zur Isolierung durch die westliche Welt wandte sich China außenpolitisch nach 1955 der sich formierenden Bewegung der blockfreien Staaten zu und übernahm darin eine führende Rolle. Die Zeit der 1950er und 1960er Jahre war außenpolitisch ferner geprägt von einer wachsenden Distanzierung von der UdSSR und ersten vorsichtigen Kontakten zu den USA, um so den Handlungsspielraum der chinesischen Außenpolitik zu erhöhen. Darüber hinaus rückte China 1967 mit der Zündung der ersten
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