China
Die kommunistische Volksbefreiungsarmee verfügte zwar über weniger – schätzungsweise 1,2 Millionen, nur unzureichend ausgebildete und bewaffnete Kämpfer, konnte aber mit Guerillataktiken und einem weiten Rückhalt in der Bevölkerung den größten Teil Chinas erobern. Im Jahr 1949 stellte sich die militärische Situation für Jiang Kaishek aussichtslos dar. Als sich die kommunistische Armee auch der letzten von der KMT kontrollierten Stadt näherte, entschloss sich Jiang im Dezember 1949, China zu verlassen. Zudem hatte ihm die Ausrufung der Volksrepublik am 1. Oktober eine weitere politische Betätigung in China unmöglich gemacht. Jiang Kaishek beanspruchte für sich stets die politische Führung, mit seinem Rivalen Mao wollte er die Macht nicht teilen. Jiang floh also mit Teilen der Nationalversammlung, starken Armeeeinheiten und dem Staatsschatz nach Taiwan. Von dort aus erhob er Anspruch auf die Führung Chinas. Deshalb erklärte er sich 1950 zum Präsidenten der Republik China auf Taiwan. Bis zu seinem Tod 1975 regierte er diktatorisch und verfolgte eine von den USA unterstützte antikommunistische Politik.
Der chinesische Staatsschatz
Der Staatsschatz umfasste etwa 600 000 einzigartige Kunst- und Kulturgüter aus allen Epochen Chinas, die von den chinesischen Kaisern gesammelt worden waren. Im Zweiten Weltkrieg wurde er aus Sicherheitsgründen aus der Verbotenen Stadt in Beijing ausgelagert und gelangte im Jahr 1948 nach mehrjähriger Irrfahrt durch viele Provinzen nach Nanjing. Von dort aus ließ Jiang den Schatz nach Taiwan verschiffen. Dort bildete er die Grundlage der weltberühmten Sammlung des Nationalen Palastmuseums in Taipeh, das weltweit die größte Sammlung chinesischer Kunst beherbergt
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Jiang Kaishek hält vor dem Portrait Sun Yatsens und der Flagge der Republik China eine Rede. Die Flagge zeigt eine stilisierte weiße Sonne auf blauem Feld, die von der historischen Flagge der KMT übernommen wurde, in der linken oberen Ecke eines roten Tuches. Die Farben symbolisieren das „Dreifache Volksprinzip“ Sun Yatsens: Demokratie (blau), Wohlstand (weiß) und Nationalismus (rot)
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(c) Interfoto, München
Die Hundert-Blumen-Kampagne und ihre Folgen
(1956–1958)
„Gemeinsam von Sieg zu Sieg“, die Parole auf dem Propagandaplakat aus dem Jahr 1957 zeigt deutlich die Zielrichtung der chinesischen Regierungspolitik Ende der 1950er Jahre. Die Forcierung der Schwerindustrie in den Jahren davor war mit einer Vernachlässigung der anderen Wirtschaftszweige und einer ernüchternden Wirtschaftsbilanz einhergegangen. Um den wirtschaftlichen Aufschwung sicherzustellen, setzte die kommunistische Führung auf die Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen, auch auf die Mithilfe der Intellektuellen – offensives Angehen der Probleme und konstruktive Kritik, so lautete ihr Appell an die Massen.
„Lasst hundert Blumen blühen …“
Bereits am 2. Mai 1956 ebnete Mao Zedong dafür in einer nichtöffentlichen Rede vor einer Gruppe von Parteiführern den Weg. Mit der Aufforderung „Lasst hundert Blumen blühen, lasst hundert Schulen miteinander wetteifern“ rief er vor allem Kulturschaffende und Wissenschaftler dazu auf, sich am Aufbau der Volksrepublik zu beteiligen und Missstände zu bekämpfen. Obwohl Mao die Thematik in seiner Rede „Zur Frage der richtigen Behandlung von Widersprüchen im Volk“ am 27. Februar 1957 anlässlich einer Staatskonferenz vor 1 800 Delegierten nochmals aufgreift, waren die Reaktionen der Bevölkerung erst nur sehr zögerlich, doch dann setzte eine Welle sehr umfassender und grundlegender Kritik ein.
Kritik und Verfolgung
Die Wirkung – in der Presse, auf Plakaten und Wandzeitungen – die sich einstellte, war für die Machthaber verheerend: Die Kritik war viel schärfer als erwartet und stellte schließlich sogar das kommunistische Regime in Frage. Studentengruppen riefen zu öffentlichen Demonstrationen auf, Schriftsteller beklagten die staatliche Zensur sowie die Unterdrückung der Intellektuellen. Wirtschaftswissenschaftler kritisierten die Anlehnung an das sowjetische Wirtschaftssystem und die kommunistische Agrarpolitik der Nachkriegsjahre. Vor allem Parteifunktionäre standen als korrupt und inkompetent in der Kritik.
Umerziehungslager in China
Ein ausgedehntes System von Gefangenenlagern gab es in China bereits seit der kommunistischen Machtergreifung 1949. Staatskritische Gruppen und Regimegegner sollten auf diese Weise unschädlich gemacht werden. Außerdem
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