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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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das andere.
    »Ich habe noch nie etwas gesehen, was dem hier auch nur annähernd ähnlich wäre«, durchbrach Hutch die anhaltende Stille.
    Eiswürfel klimperten in einem vergessenen Drink.
     
    Die Zwillinge waren 1,1 Milliarden Kilometer von dem Zentralgestirn entfernt. Und für die Memphis waren sie weit, weit entfernt. Nur mit den Fusionstriebwerken wäre es eine Reise von zwei Wochen. Also schlug Hutch vor, einen kurzen Sprung durchzuführen, der bei dieser Entfernung recht genau berechnet und durchgeführt werden konnte. Innerhalb einer Stunde hatten sie die komplette Strecke hinter sich gebracht und flogen über einen Himmel, der ihnen einen spektakulären Anblick bot. Ketten glühender Miniaturwelten und Gase wirbelten durch eine Nacht, die von Zwillingsgloben beherrscht wurde. Beide Welten waren abgeflacht und missgestaltet, eine Auswirkung der gravitativen Wechselwirkung. »Erstaunlich, dass das alles zusammenhält«, bemerkte Nick.
    Sie waren im Gemeinschaftsraum versammelt, und Bill aktivierte den Hauptschirm, löschte die Lichter und hellte die Bilder für sie auf, sodass sie den Eindruck erhielten, auf einer Veranda zu stehen und das Schauspiel mit bloßem Auge zu betrachten.
    »Vielleicht waren sie deswegen hier«, flüsterte Alyx kaum hörbar.
    Die Memphis näherte sich dem System von der Seite. Folglich lagen die Zwillingswelten, eine hell und eine dunkel, eine leuchtend und warm und angefüllt mit herrlichen Farben, die andere düster, bedrohlich und melancholisch, zu beiden Seiten des Schiffs vor ihnen.
    »Nicht viele Monde«, berichtete Bill. »Ich habe neun in der Ebene des Systems gezählt, von Schäferhundmonden abgesehen. Aber das ist angesichts dieser Anordnung nicht verwunderlich.« Sämtliche Monde lagen jenseits des äußeren Rings.
    »In der Ebene des Systems?«, hakte Hutch nach.
    »Richtig. Es gibt einen Zehnten an einer außergewöhnlichen Position.« Er zeigte ihnen den Mond, der in einem vertikalen Orbit im rechten Winkel zu dem großen Ring kreiste. Eine Art polarer Orbit, der, wie alles andere auch, um das Massezentrum führte.
    Lange Dunsttentakel lösten sich aus der zentralen Wolke. Bill zeigte ihnen die Bilder im zeitlichen Ablauf, damit sie sehen konnten, wie sich die Tentakel verlängerten und wieder zurückzogen, als würde das Ding leben. Wie die Greifarme von Tintenfischen griffen sie nach den Planeten und berührten sie doch nie.
    Der vertikale Mond war groß, beinahe so groß wie der Mars, und er musste zu irgendeinem Zeitpunkt seiner Geschichte arg gelitten zu haben. Auf einer Seite schien er eingedrückt zu sein, als hätte ihn etwas getroffen, das beinahe ebenso groß war wie er. Dehnungsrisse strebten aus der Vertiefung nach außen. Anderenorts war die Oberfläche von Bergen, Schluchten, Gebirgsketten und Senken durchbrochen. Als Bauland eher ungeeignet.
    Bill meldete, dass der Orbit nicht perfekt senkrecht sei. Tatsächlich wich er um ein paar Grad ab.
    Sämtliche Satelliten kreisten in gebundener Rotation und wandten dem Muttergestirn stets die gleiche Seite zu. Auf dem vertikalen Mond war die eingedrückte Seite abgewandt.
    Mit gerunzelter Stirn sah Hutch zu, wie Bill den Orbit des Mondes anzeigte, oben und unten um ein paar Grad abweichend von einem gedachten Längengrad über die Mitte des Doppelsystems. »Ich hätte nicht gedacht, dass so ein Orbit stabil sein kann.«
    »Das ist er auch nicht«, sagte Tor, ein Kommentar, der Hutch unvorbereitet traf. Woher wollte gerade er das wissen?
    »Das Ding wird früher oder später entweder abgestoßen oder angezogen«, fuhr er fort, als er ihren Blick bemerkte. »Künstler sollten sich in astromechanischen Fragen ein wenig auskennen«, sagte er mit einem äußerst zufriedenen Grinsen. »Das ist wieder eine Entdeckung von enormer Bedeutung. Was wir hier sehen, ist echt heiße Ware.«
    George zuckte mit den Schultern. »Das ist nur ein Felsbrocken«, sagte er.
    Tor schüttelte den Kopf. »Das könnte durchaus mehr sein. Diese Anordnung. An einem solchen Ort.«
    »An was für einem Ort?«, fragte George.
    »Einem so prachtvollen Ort.« Tor blickte irgendwo in weite Ferne. »Ich habe eine Frage an Sie, George.«
    George gab ein Geräusch von sich, das an einen Wasserfall erinnerte. »Fragen Sie«, sagte er.
    »Sehen Sie sich das System an. Mehrere Trabanten treiben in der Ebene der Ringe. Wenn Sie hier leben sollten, wo würden Sie das tun wollen? Um einen möglichst guten Blick zu haben? Wo, denken Sie, würde ein

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