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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Künstler seine Staffelei aufstellen?«
    »Auf dem vertikalen Mond«, meinte Alyx, bevor George auch nur einen Gedanken hatte fassen können.
    Tors blaue Augen richteten sich auf Hutch. Wann immer er sie in letzter Zeit auf diese Weise anschaute, wusste sie, dass er ihr eine Botschaft sandte, möglicherweise eine, derer er sich selbst nicht bewusst war. »Es ist einfach so«, sagte er, »dass Monde normalerweise keinen derartigen Orbit beschreiben.«
    Alle starrten die Bilder an. Hutch vermutete, dass Tor sich irrte. Der Orbit war ungewöhnlich und nicht dauerhaft, aber so etwas konnte es durchaus geben. Der Beweis dafür lag direkt vor ihnen.
    »Irgendeine Spur von Tarnkappensatelliten?«, fragte Alyx.
    »Bill ist auf der Suche«, sagte Hutch. »Er wird uns informieren, aber es dauert eine Weile, hier eine umfassende Suche durchzuführen.«
    »Glauben Sie, was Tor sagt?«, fragte George.
    »Nicht notwendigerweise.«
    »Ich denke, er könnte Recht haben«, fuhr George fort.
    »Dieser Ort. Ein vertikaler Mond. Ich denke, er könnte Recht haben.«
    Jemand hat ihn dort hingebracht. Jemand, der ein Zimmer mit Aussicht wollte.
    »Wie dem auch sein mag«, sagte Hutch, »ich glaube nicht, dass irgendjemand je einen Mond auf einem Polarorbit gesehen hat.«
    »Was mich auf die Frage bringt«, sagte George, »ob diese ganze Anordnung künstlich geschaffen sein kann. Eine Art überdimensionaler Steingarten.«
    Seine Worte jagten Hutch einen Schauer über den Rücken. Sie sah sich zu Tor um, der in seine Kaffeetasse starrte. »Das würde einen höllischen technischen Aufwand erfordern«, widersprach sie. »Nein, es ist schwer vorstellbar, dass das keine natürliche Anordnung sein soll.«
    »Schade«, sagte Alyx. »Es hätte mir gefallen, wenn es hier draußen jemanden mit einem derart ausgefeilten Sinn für Ästhetik gäbe.«
    Hutch hingegen glaubte nicht, dass sie wirklich jemandem begegnen wollte, Kunstmäzen hin oder her, der über die unglaubliche Macht gebot, die für ein derartiges Arrangement nötig war.
    George folgte dem Gespräch nur noch mit halbem Ohr. »Wissen Sie«, meinte er, »ich glaube, wir sollten Tors Gedanken aufgreifen und uns diesen vertikalen Mond genauer ansehen.«
    Das innere System funkelte förmlich. Eine verdrehte, leuchtende Linie verband beide Ringsysteme mit der zentralen Wolke. Wie eine Kette. Wie eine verschlungene Diamantkette.
     
    Hutch verbrachte den Tag auf der Brücke und erteilte Bill Anweisungen. Das aufzeichnen, die Gravitation von jenem berechnen, Sensorenmessung der Wolkenlandschaften, Proben nehmen.
    Und sie erhielt eine Menge Besuch. George kam zu ihr, um ihr zu sagen, was für eine großartige Arbeit sie geleistet habe. Und um anzudeuten, dass er, wenn alles vorüber wäre und sie Interesse an einem Job hätte, genug Freunde habe und sich glücklich schätzen würde, ihr zu einer angenehmen Position zu verhelfen.
    Sie verbuchte seine Worte als großzügige Geste, und bedankte sich. »Aber ich werde mich nach diesem Flug vermutlich zur Ruhe setzen«, sagte sie. »Ich wollte den Job bereits an den Nagel hängen, bevor wir aufgebrochen sind.«
    »Wie können Sie so etwas sagen, Hutch? Das ist eine Mission von historischer Bedeutung.«
    Sie sah ihn nur an, und er nickte und räumte ein: »Ja. Ich kann Sie verstehen. Ich weiß nicht einmal, ob ich das alles ein zweites Mal tun würde.«
    Alyx gesellte sich für eine Weile zu ihr, um ihr zu erzählen, sie plane, den Flug auf der Memphism einem Musical zu verarbeiten. »Ich weiß es aber noch nicht genau. Die Geschichte ist furchtbar düster.« Sie sah ehrlich bekümmert aus. »Ich fürchte, die Leute würden in Scharen zu Hause bleiben.«
    Nick war furchtbar angespannt und wollte über seine Erlebnisse als Bestattungsunternehmer berichten. Ein Verstorbener hatte Aufzeichnungen angefertigt und darin seiner Witwe Dinge gesagt, die er ihr niemals von Angesicht zu Angesicht zu sagen gewagt hätte (und er hatte einen Anwalt beauftragt, um sicherzustellen, dass Nick die Aufzeichnung abspielte). Da gab es eine Trauerfeier, bei der überraschend eine Geliebte des Toten auftauchte. Eine Witwe kommentierte in Gegenwart der Trauernden, das Ableben ihres Mannes mache eigentlich gar keinen so großen Unterschied. Sie habe auch vorher schon wenig genug von seiner Anwesenheit bemerkt.
    Und schließlich Tor.
    »Könntest du bitte für eine Minute in den Gemeinschaftsraum kommen?«, fragte er. Er sah gut aus. Seine Wangen hatten wieder Farbe bekommen,

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