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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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nicht, wieso ich daran gebunden sein sollte.«
    »Ich bin daran gebunden.« Sie setzte sich zu ihm. »Hören Sie, George, ich weiß, wie wichtig Ihnen das ist. Ich weiß, wie gern Sie Kontakt zu diesen Leuten herstellen würden. Aber ich denke, ein bisschen Geduld wäre durchaus angemessen.«
    »Also, was schlagen Sie vor?«
    »Für den Augenblick haben wir zwei Möglichkeiten: Zuschauen und warten, oder…«
    »Oder was?«
    »Nach Hause zurückkehren.«
    Er starrte ihr direkt in die Augen. »Das steht nicht zur Debatte.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Also lassen Sie uns vorerst einfach abwarten, was passiert.«
    »Vielleicht«, sagte Nick, »bekommen wir keine Antwort, weil da drüben keiner ist.«
    »Wie soll das gehen?«, grollte George.
    »Ein automatisiertes Schiff«, erklärte Hutch.
    »Was?«
    »Es könnte automatisiert sein. Gesteuert von einer KI.«
    »Aber auch eine KI sollte doch antworten.«
    »Kommt auf die Programmierung an. Sie dürfen nicht vergessen, dass die KIs keine echte Intelligenz besitzen.« Irgendwo, tief im Inneren des Schiffs, glaubte sie, Bill seufzen zu hören.
    George schüttelte den Kopf. Eine Geste, die seinen Kummer über die Grausamkeit der Welt zum Ausdruck bringen sollte. Geschlagen lehnte er sich zurück und schloss die Augen.
    »Aber vielleicht ist es Zeit, ins kalte Wasser zu springen«, warf Tor ein.
    »Was bedeuten soll?«, fragte Alyx.
    »Dass wir rübergehen und an die Tür klopfen.«
    Ohne die Augen zu öffnen, nickte George feierlich. Ja, genau das sollten sie tun.
    »Nein«, sagte Hutch, die sich im Stillen wünschte, Tor würde den Mund halten. »Das ist extrem gefährlich. Wir haben keine Ahnung, was in dem Schiff ist. Und das Ding steht mit der Zerstörung zweier Schiffe im Zusammenhang.«
    »Nein«, widersprach George. »Das wissen wir nicht. Diese Angriffe wurden von Robotern durchgeführt. Das ist etwas anderes. Wir hatten Gelegenheit, es uns anzusehen. Das Schiff. Haben Sie irgendeinen Hinweis auf Waffen bemerkt?«
    Alyx schüttelte den Kopf. »Ich denke, Hutch hat Recht. Ich denke, wir sollten langsam vorgehen.«
    »Sie setzen unser aller Leben aufs Spiel«, sagte Hutch.
    »Aber ich bringe das Schiff nicht in Gefahr«, konterte George. »Und wie mir scheint, dürfen wir von dieser Kleinigkeit abgesehen jedes Risiko eingehen, das uns in den Sinn kommt.« Er sah sich zu Nick um. »Habe ich Recht?«
    Er hatte Recht.
    »Deswegen sind wir hergekommen«, sagte Tor. »Wenn wir rübergehen und an der Tür klingeln müssen, dann sage ich, lasst es uns tun. Alyx, Sie können hier bei Hutch bleiben, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Tor, das ist nicht klug.« Eine Spur von Enttäuschung schlug sich in seinen Zügen nieder. Und schmerzte sie.
    Nick hatte den Inhalt seiner Kaffeetasse studiert, doch nun blickte er auf. »Hutch«, sagte er, »darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Klar.« Sie stand auf verlorenem Posten.
    »Warum ist die Memphis nicht bewaffnet? Warum gibt es nicht ein bewaffnetes Schiff in der ganzen interstellaren Flotte? Sie umfasst inzwischen über zwanzig Schiffe, und keines davon ist bewaffnet. Warum?«
    »Ich nehme an, weil nie irgendjemand da war, auf den sie hätten schießen können. Es hat nie eine Bedrohung gegeben.«
    Nick schenkte ihr das besänftigende Bestatterlächeln. Er-ist-an-einem-besseren-Ort. Alles-wird-gut. »Liegt es nicht auch daran, dass wir glauben, wenn jemand klug genug ist für interstellare Raumfahrt, wird er nicht feindselig sein? Das habe ich aus Ihrem Mund gehört.«
    »Das ist auch so«, gab Hutch zu. »Das ist es, was wir glauben. Aber auf reinen Glauben sollte man seinen Kopf nicht verwetten.«
    »Sie haben auch angedeutet, diese Leute hätten die Überreste des zweiten Bewohners der Zuflucht gefunden und beerdigt. Das klingt nicht gerade bedrohlich.«
    »Trotzdem handelt es sich nur um Mutmaßungen, Nick. Tatsache ist, dass wir es einfach nicht wissen. Und selbst wenn sie nicht feindselig sind, was geschieht, wenn der Chindi abfliegt, während Sie an die Tür klopfen?«
    Nick runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Was würde passieren? Ich nehme an, gut wäre das nicht.«
    »Auf Nimmerwiedersehen«, sagte Hutch nur.

 
Kapitel 22
     
     
Wie jemand, der über eine einsame Straße
in Furcht und Schrecken zieht
sich einmal umdreht, weitergeht
und dann den Kopf nicht wendet mehr,
wohlwissend dass ein furchtbar Geist
ihm ganz dicht auf den Fersen folgt.
    Samuel T. Coleridge,
The Rime of the Ancient

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