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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Schwierigkeiten geraten«, erklärte er, »dann hoffe ich, dass Sie zu meinem Rettungstrupp gehören.«
    Sie schenkte ihm ein angemessen bescheidenes Lächeln.
    »Sie hätten sich da draußen umbringen können.«
    »Ich bin für ihn verantwortlich.«
    »Nur bis zu einem gewissen Grad.« Er legte den Kopf schief und taxierte sie. »Hat so etwas vor Ihnen jemals irgendjemand getan? Ist je jemand während des Sprungs draußen geblieben?«
    Brownstein blickte sich über die Schulter um. »Außer ihr ist niemand so verrückt«, kommentierte er.
    »Und ich habe kein Bildmaterial.«
    »Natürlich haben Sie«, widersprach Hutch.
    »Nicht von Ihnen während des Sprungs.« Er kniff die Augen zusammen. »Aber ich wette, wenn wir die Aufnahmegeräte auf dem Rumpf überprüfen, werden wir etwas finden.«
    »Henry«, sagte sie. »Sie haben meinen Arsch gerettet, und ich möchte nicht, dass Sie mich für undankbar halten.«
    »Aber…?«
    »Aber Sie haben vermutlich Recht, und ich bin überzeugt, es gibt eine Aufzeichnung von mir, wie ich mich übergebe und all das.«
    »Das ist Spitzenmaterial, Hutch. Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie in so einer Situation die Etikette wahren.«
    »Ich rede nicht von Etikette, ich rede davon, wie ich da draußen ausgesehen habe, und ich will nicht, dass mich die Welt so sieht. Ich wäre Ihnen wirklich verbunden…« Sie unterbrach sich. Lauschte. Von den Beschleunigungskräften war nichts mehr zu spüren.
    »Was ist?«, fragte Claymoor.
    »Die Triebwerke sind abgeschaltet«, antworteten beide im Chor.
    »Automatische Abschaltung«, meldete sich Jennifer. »Zur Schadensvorbeugung. «
    »Wie lange werden sie abgeschaltet bleiben?«, fragte Hutch.
    »Das Minimum liegt bei zwanzig Minuten«, sagte der Captain.
    »Das ist viel zu lang. Können Sie manuell eingreifen?«
    »Das ist keine der Situationen, in denen ein manuelles Eingreifen angeraten ist, Hutch.«
    »Wen zum Teufel interessiert das? Wir können uns doch später rechtfertigen.«
    »Jennifer interessiert es. Sie wird es nicht gestatten.«
    »Gottverdammt, Yuri, dann schalten Sie sie ab.«
    »Das würde zu lange dauern.«
    Claymoors Blick wanderte zwischen ihnen hin und her. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er.
    »Das bedeutet«, entgegnete Hutch, »dass wir mit fliegenden Fahnen an dem Chindi vorbeisegeln werden.«

 
Kapitel 36
     
     
Wisse, wann es Zeit ist aufzuhören.
    Pierre Chinaud,
Handbuch für Diktatoren, 2188
     
    Der Himmel war unverändert. Die Sterne rührten sich nicht, rotierten nicht vorbei, wie sie es von Iowa aus zu tun schienen. Alles blieb an Ort und Stelle. Erstarrt. Nichts stieg auf, nichts ging unter. Die Zeit war einfach stehen geblieben.
    Nur nicht für den Sauerstofftank, der noch für 50 Minuten reichte.
    Beeil dich, Hutch.
    Irgendwann, vielleicht erst in vielen Jahren, würde jemand diese Kuppel finden und sich fragen, was sie zu bedeuten hatte. Eine Ausstellung auf dem Korridor? Oder die Roboter würden sie doch schließlich wegräumen und sich ihrer entledigen. Oder sie stellten sie in einem eigenen Raum aus, zusammen mit einem Bild von ihm. Würden sie Artefakte erkennen, die aus eigenem Antrieb an Bord gekommen waren?
    Er überlegte wieder, wie er allem ein Ende setzen konnte, wenn die Zeit gekommen war. Er wollte nicht ersticken.
    Er konnte das Flickingerfeld abschalten, aber er war nicht sicher, ob das nicht beinahe denselben Effekt haben würde. Tor erinnerte sich, Bilder von einer Frau gesehen zu haben, deren Flickingergeschirr versagt hatte, der einzig bekannte Fall, und sie war zweifellos unter großen Qualen gestorben.
    Er griff nach seinem Cutter. Wenn es so weit war, war das vielleicht die beste Lösung.
    Er verdrängte die Gedanken aus seinem Kopf und konzentrierte sich auf andere Dinge, erinnerte sich an alte Freunde, verlorene Lieben, einen See in Michigan, zu dem seine Familie im Urlaub oft mit ihm zum Kanufahren gereist war, einen Philosophieprofessor, der ihm geraten hatte, seinem Leben Bedeutung zu verleihen.
    Das war Harry Axelrod gewesen, ein nervöser kleiner Mann mit einem osteuropäischen Akzent und einer fragwürdigen Beherrschung der englischen Sprache. Niemand hatte ihn sonderlich ernst genommen. Die Studenten hatten vor jedem Seminar Wetten darüber abgeschlossen, wie oft er dieses Mal seine Lieblingsphrase benutzen würde. Das Wesen der Sache ist…
    Aber Axelrods grundlegende Aussage war ihm während all der langen Stunden an Bord des Chindi nicht aus dem Kopf gegangen. Das

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