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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Leben ist kurz. Selbst mit Verjüngungskuren darf man nie vergessen, dass auch ein paar Jahrhunderte nur ein schrecklich flüchtiger Moment auf der großen Skala sind. Sie erhalten ein paar Besuche von einem Kometen (er sprach von Halley’s), und das war alles. Nehmen Sie Ihr Leben in die Hand, finden Sie heraus, was Sie lieben, und das verfolgen Sie von ganzem Herzen und mit all Ihrer Kraft. Denn wenn Sie es nicht tun und der Tod näher kommt, werden Sie feststellen, dass Sie nie gelebt haben.
    Tor hatte nicht gelebt. Er hatte schwer gearbeitet, viel gelernt, eine ordentliche Karriere gemacht. Vor seinem unglückseligen Abenteuer auf dem Chindi hatte er sich nie freigenommen. Er hatte keine Kinder. Und gerade der ereignislose Charakter seines Lebens hatte ihn hierher geführt. Vielleicht war das der wahre Grund, warum er sich der Gesellschaft Kontaktsuchender angeschlossen hatte, die Hoffnung, er könnte irgendwann eine besondere Leistung erbringen, dabei sein, wenn irgendetwas wirklich Bedeutsames geschah. Tatsächlich war bereits alles eingetreten, was er sich je vorgestellt hatte. Und weit mehr, als er je zu hoffen gewagt hätte. Safe Harbor, die Engel und die Zuflucht. Und der Chindi, der vermutlich als größte wissenschaftliche Entdeckung aller Zeiten in die Geschichte einginge. Und doch fühlte er sich leer und unerfüllt.
    Er hatte zwei Frauen geliebt, hatte beide verloren, weil er ihr mangelndes Interesse zu bereitwillig akzeptiert und sie einfach gehen lassen hatte.
    Nun, vielleicht hatte er eine zurückerobert.
    Ihre Stimme erschreckte ihn. »Tor, falls du mich hören kannst, wir sind nur noch eine knappe halbe Stunde entfernt. «
    »Komm und hol mich, Hutch. Ich bin noch hier. Du darfst keine…«
    »Jetzt musst du dir keine Sorgen mehr machen.«
    »… Zeit vergeuden. Es wäre wirklich schön…«
    »Wir sind jetzt genauso schnell wie der Chindi. Greenwater hat funktioniert.«
    »… dich wieder zu sehen.«
    »Wir sind hinter dir, und wir kommen schnell näher.«
    Gott sei Dank.
    »Ich wette, du wirst keine Ausflüge mehr zu außerirdischen Artefakten unternehmen. Besonders nicht auf solche mit gewaltigen Triebwerksrohren.«
    Nein, Ma’am. Bestimmt nicht.
    »In etwa fünfzehn Minuten sind wir in Reichweite deines Senders. Dann wirst du mit uns reden können.«
     
    »Was haben Sie vor, Hutch?«
    Sie war aufgesprungen und auf dem Weg zur Tür. »Ihm folgen«, sagte sie.
    »Wie?«
    »Mit dem Shuttle.«
    »Das wird nicht funktionieren. Es hat nicht genug Energie für ein solches Manöver.« Er spielte auf den Treibstoffvorrat an. »Haben Sie das mit Jennifer abgesprochen?«
    »Das muss ich nicht. Aber, ja, ich habe. Yuri, wir sind dicht dran. Jennifer kann nicht exakt wissen, wie viel im Tank ist, und ein Versuch wird nicht schaden.«
    »Falls der Tank voll wäre, würde es immer noch nicht reichen, um die Geschwindigkeit anzupassen.«
    Doch sie war schon zur Tür hinausgehuscht. Hier herumzustehen und Diskussionen zu führen war nichts als Zeitverschwendung. Sie stürmte den zentralen Korridor hinunter und nahm die Rampe zum Unterdeck. Dort schnappte sie sich ein Flickingergeschirr und legte es an. Als sie das Geschirr gerade festzurrte und nach Go-Packs und Ersatzlufttanks greifen wollte, tauchte Claymoor auf.
    »Ich gehe mit.«
    »Das geht auf keinen Fall. Helfen Sie mir mal.« Sie warf ihm zwei Go-Packs in die Arme und ergriff zwei weitere. Gewöhnlich hätte eine Jacht wie die McCarver höchstens zwei davon an Bord, aber Mogambo und seine Leute hatten ebenfalls welche mitgebracht.
    Claymoor nahm sie an sich, half ihr mit den Sauerstofftanks, schnappte sich ebenfalls ein Flickingergeschirr und folgte ihr zur Luftschleuse. Das Shuttle war aufgrund der geringen Abmessungen der Jacht unter dem Bauch des Schiffs angedockt. »Warum nicht?«
    »Es tut mir Leid, Henry. Sie wiegen zu viel. Ich muss rasch abbremsen, und je mehr Masse ich an Bord habe, desto schwerer wird das sein.«
    »Oh, kommen Sie schon, Hutchins…«
    »Das ist elementare Physik.« Sie nahm ihm die Gerätschaften ab, dankte ihm und warf alles in die Schleuse. »Wir machen ein umfassendes Interview, wenn ich zurück bin. Aber jetzt muss ich los.«
    Er sah verärgert, enttäuscht und frustriert aus, aber er trat zurück. »Ich werde Sie daran erinnern«, sagte er.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis sich die äußere Luke öffnete. Als sie ihr genug Raum bot, quetschte sie sich schon hindurch, zerrte ihre Ausrüstung einfach hinter sich her auf

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