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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Dafür war sie ihm dankbar.
    Oder vielleicht auch nicht. Unter anderen Umständen, mit ein bisschen Privatsphäre, mit der Möglichkeit, sich frei für oder gegen ihn zu entscheiden, hätte sie ihn vielleicht sogar ermutigt.
    Sie hatte die gemeinsame Zeit mit ihm genossen, und wenn sie zurückblickte, fragte sie sich, ob sie nicht ein bisschen zu überstürzt vor ihm geflüchtet war.
    Damals, vor ein paar Jahren in Arlington, war er ein erfolgloser Künstler mit vielen Ambitionen und, wie sie geglaubt hatte, wenig Talent gewesen, und eigentlich hatten sie auch keine richtige Beziehung gepflegt. Ein paar Verabredungen zum Essen, ein paar Theaterbesuche, viel mehr war da nicht. Er war ein ruhiger, bescheidener Typ und nicht annähernd so aggressiv wie manche andere Leute, die in den letzten paar Jahren in ihr Leben getreten und wieder verschwunden waren.
    Zu jener Zeit hatte sie eifrig an ihrer Karriere gearbeitet und sich mit einigen dynamischeren Männern eingelassen. An einem hatte sie das Interesse verloren, der andere war gestorben. Und irgendwie hatte sie weder die Zeit noch die Leidenschaft für Tor aufbringen können, ein Umstand, den sie sich heute kaum mehr erklären konnte.
    An einem einzigen Abend waren sie einander näher gekommen, jenem Abend, an dem sie ihre übliche Story heruntergespult hatte. Schrecklich viel zu tun, enge Flugpläne, dauernd fern von zu Hause. Du weißt ja, wie das ist. Hinterher hatte er ihr Blumen mit einer Karte geschickt, die sie aufbewahrt hatte. Eine Karte, mit der er ihr seine Liebe gestanden hatte, zum ersten und einzigen Mal und in einer umgangssprachlichen Weise, die die Aussage mehr oder weniger negiert hatte. Nur keine Risiken eingehen.
    Sie hatte ihn nicht mehr wieder gesehen, bis er bei Outpost an Bord gekommen war.
    Und ausgerechnet jetzt, zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt, versuchte er es erneut. Oft erbleichte er in ihrer Gegenwart, und seine Stimme tendierte dazu, die Tonlage zu wechseln. Dennoch war seine Schüchternheit ungeheuer anziehend, ebenso wie die Tatsache, dass es an Bord des Schiffes nicht möglich war, die üblichen Maschen wie gemeinsame Spaziergänge oder ein Abendessen in einem heimeligen Bistro abzuziehen. Er hatte keine Möglichkeit, sich mit ihr an einen verschwiegenen Ort zurückzuziehen, und das musste ihm bereits klar gewesen sein, bevor er an Bord gekommen war. Hinzu kam, dass sie unwillkürlich Vergleiche zwischen ihm und Preach anstellte.
    Dennoch hoffte er zweifellos, eine Möglichkeit zu finden, mit ihr allein zu sein, vorzugsweise nicht gerade auf der Brücke, die kaum die richtige Atmosphäre bot. Als er schließlich eine Lösung für sein Problem gefunden hatte, versetzte er sie in Erstaunen.
    »Ist es möglich, nach draußen auf den Rumpf zu gehen?«, fragte er. »Ich meine, würde das gegen irgendwelche Vorschriften verstoßen?«
    »Auf den Rumpf?« Gemeinsam mit einigen anderen hielten sie sich im Gemeinschaftsraum auf. »Nein«, sagte sie gedehnt, »das würde nicht gegen Regeln verstoßen. Aber warum willst du nach draußen? Da gibt es nichts zu sehen.« Sie hatte diese Frage schon früher von abenteuerlustigen Passagieren gehört, aber nie während des Flugs im Hyperraum.
    »So etwas wollte ich schon immer tun«, sagte er.
    Er blickte ihr direkt in die Augen, und sie fragte sich, was er dort sah. »Ich wüsste nicht, was dagegen spricht«, entgegnete sie. »Falls du das wirklich willst. Aber ich werde mit dir gehen müssen.«
    Er nickte, als wäre er bereit, die Last auf sich zu nehmen. »Aber ich möchte dir keine Unannehmlichkeiten bereiten, Hutch.«
    Er hatte die Sache geschickt angefangen. Offenbar merkte niemand am Tisch, dass zwischen ihnen etwas Außergewöhnliches vorging. »Wann möchtest du denn raus?«
    Er bedachte sie mit einem schiefen Lächeln. »Augenblicklich habe ich nichts zu tun, falls dir das recht ist.«
    »Okay«, sagte sie.
    Alyx fragte, ob so ein Spaziergang gefährlich sei, und Hutch konnte sie beruhigen, ehe sie mit Tor zur Luftschleuse im Laderaum ging.
    Er trug Mokassins, Shorts und einen weichen blauen Pullover, der locker über seinen Oberkörper fiel, und er nahm sich noch einen Moment Zeit, um seine Staffelei und einen Block zu holen.
    »Da draußen gibt es nicht viel zu sehen«, wiederholte sie, als er sein Flickingergeschirr einstellte.
    »Genau das macht es so interessant.«
    Sie reichte ihm ein paar Schuhe mit Magnetsohlen, und er schlüpfte aus seinen Mokassins. Als er fertig war, öffnete sie

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