Chinesische Medizin fuer den Alltag
angeborene Essenz, beieinander bleiben, wie in einem Kristall oder in einer Schneeflocke. Das Beispiel der Schneeflocke zeigt, dass wir zwar eine klare und scheinbar feste Form haben, dass wir uns aber im Nu auflösen könnten, wenn die Hitze, das Yang, nur groß genug wird. Viele Wassermenschen sehnen sich genau danach. Sie suchen die Auflösung im Sex, in Drogen und in allen möglichen spirituellen oder ekstatischen Techniken, durch die sich ihre engen Grenzen auflösen und sie sich mit dem Kosmos verbinden können. Da das Yin gerade bei Wasser-Menschen eher stark ist, passiert zunächst nichts Spektakuläres bei diesen Bemühungen. Langfristig kann ein zu exzessiver Lebensstil das Yin schwächen. Es kommt auf körperlicher Ebene buchstäblich zu Auflösungserscheinungen, das heißt zu Hitzegefühlen, Nachtschweiß, Schlaflosigkeit, Bettnässen, vorzeitigem Samenerguss oder Impotenz, schwachem Rücken, weichen Knochen, wackligen Zähnen und Zittrigkeit. Auch die Verarbeitung von Schwingungen wird schlechter, es kommt zu Geräuschempfindlichkeit, Ohrensausen und schlechtem Gehör. Hinzu kommen Ängstlichkeit und ein schlechtes Gedächtnis.
Wer auf der anderen Seite gar nichts riskiert und das Leben, aus Erschöpfung, Furcht, Konvention oder Mangel an Gelegenheit an sich vorbeilaufen lässt, bei dem nehmen Yin und Kälte überhand: Der Körper wird dann steif, kalt und schmerzhaft, die Lust auf Sex lässt nach und nichts macht mehr Spaß. Solche Menschen werden oft unfruchtbar – sie geben ja nichts her. Statt sich aufzulösen, wird der Körper »immer mehr«. Der Stoffwechsel sinkt gegen Null, und das Gewebe wird dick und teigig. Solche Menschen sind meist am ganzen Körper kalt und sie frieren bei jeder Temperatur.
info
NIEREN-YIN-LEERE UND NIEREN-YANG-LEERE
Ist das Yin-Wasser zu schwach, sprechen die Chinesen von einer Nieren-Yin-Leere, ist das Yang-Wasser zu schwach, nennen sie das Nieren-Yang-Leere. Unten sehen Sie, wie sich die beiden Zustände äußern können.
Nieren-Yin-Leere
Nieren-Yang-Leere
Fehlen von Kühlung und Beruhigung
Fehlen von Erwärmung und Aktivierung
Mangelnde innere Ruhe, zittrig, hektisch, ängstlich
Mangel an Schwung, schlafsüchtig, gelangweilt
Rötliches Gesicht, heiße Hände und Füße, schwitzig, Hitzewallungen
Blass und kalt, kalter Rücken, kalte Beine, friert und friert
Weiche Knochen, Osteoporose, Rückenschmerz (eher im Bereich der Lendenwirbelsäule)
Steife Knochen und Gelenke, Rückenschmerz (eher im Bereich des Kreuzbeines)
Gewichtsverlust, »Verschrumpeln«
Kein Appetit, dennoch Gewichtszunahme
Vorzeitiger Samenerguss, trockene Schleimhäute, unzureichender Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, missgebildete Spermien
Sexuelle Lustlosigkeit, Impotenz, kein Eisprung, (zu) wenige bewegliche Spermien
Geräuschempfindlichkeit, Ohrensausen, Schwerhörigkeit
Schwerhörigkeit
Austausch von Yin und Yang
Damit weder Yin noch Yang überhand nehmen und die Menschen ihre Mitte zwischen schwingender Auflösung und völliger Erstarrung finden, empfahlen die alten Chinesen regelmäßigen Austausch von Yin und Yang. Üblicherweise war dabei die sexuelle Begegnung zwischen Mann und Frau gemeint. Da Männer oft zu viel Yang und Frauen oft zu viel Yin haben, konnten beide im gegenseitigen Austausch zu mehr Harmonie finden.
Da das mit der Harmonie schon im alten China nicht immer klappte, wurden im Laufe der Zeit viele andere Techniken entwickelt, die ebenfalls zu einer größeren Harmonie zwischen den zwei kosmischen Tendenzen Yin und Yang führen können. Dazu gehören Tai Ji Juan, Qi Gong, Akupunktur und Meditation.
Vorsicht, Raub!
Beim Austausch von Yin und Yang gibt es ein häufiges Problem: Raub. Sollte einer der beiden Partner feststellen, dass der Kontakt ihn schwächt oder traurig macht, während der andere geradezu aufblüht, ist dies kein Austausch mehr, sondern »Raub«. Dies ist gar nicht so selten – schließlich gehören zum Wasser auch die Diebe. Hier hilft nur eines: Nach dem Motto »Rette sich, wer kann!« muss der Kontakt sofort abgebrochen werden, gerade auch dann, wenn der Dieb bezaubernd ist. Im alten China galten vor allem Frauen als Diebinnen, die als bezaubernde »Füchsinnen« den Männern beim Sex alle Kräfte raubten, bis diese schier dahinsiechten. Ich sehe heute allerdings öfter Frauen, die schüchtern und klein oder aber energielos, stämmig und aufgedunsen an der Seite von jugendlich straffen, selbstbewussten Männern daherkommen.
Dao – ein kosmischer
Weitere Kostenlose Bücher