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Chocolat

Chocolat

Titel: Chocolat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
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lächelte die beiden an.
    Der Laden war noch leer – es war erst halb neun, und die ersten Kunden kommen gewöhnlich nicht vor neun. NurAnouk saß an der Theke, vor sich eine halb ausgetrunkene Tasse Milch und ein pain au chocolat . Sie schaute den Jungen freundlich an, winkte zum Gruß mit ihrem Schokocroissant und wandte sich wieder ihrem Frühstück zu.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Caroline sah sich mit einem Ausdruck von Neid und Mißfallen im Laden um. Der Junge starrte vor sich hin, doch ich spürte, daß er sich zusammennehmen mußte, um nicht zu Anouk hinüber zu sehen. Er wirkte verschlossen, das Haar fiel ihm so tief in die Stirn, daß seine Augen fast dahinter verschwanden.
    »Sie können mir einen Gefallen tun.« Ihre Stimme klang gewollt locker, voller falscher Freundlichkeit, und ihr aufgesetztes Lächeln war so süß wie Zuckerguß, der an den Zähnen schmerzt. »Ich bin gerade dabei, diese hier zu verteilen« – sie zeigte mir das Bündel Karten –, »und ich dachte, Sie könnten vielleicht eine davon in Ihr Fenster hängen.« Sie reichte mir eine Karte. »Alle anderen haben auch schon eine aufgehängt«, fügte sie hinzu, als könnte mir das die Entscheidung erleichtern.
    Ich nahm die Karte entgegen.
    Schwarz auf Gelb, in sauberen Großbuchstaben:
    KEINE HAUSIERER, VAGABUNDEN ODER BETTLER.
    DIE GESCHÄFTSLEITUNG BEHÄLT SICH VOR,
    UNERWÜNSCHTEN PERSONEN
    DIE BEDIENUNG ZU VERWEIGERN .
    »Wozu brauche ich das?« Ich runzelte verblüfft die Stirn. »Warum sollte ich mich weigern, irgend jemanden zu bedienen?«
    Caroline sah mich zugleich mitleidig und verächtlich an.
    »Sie sind natürlich neu hier«, sagte sie mit einem honigsüßen Lächeln. »Aber wir haben in der Vergangenheit schon häufig Probleme gehabt. Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Ich glaube kaum, daß diese Leute es wagenwerden, Ihren Laden zu betreten. Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht, meinen Sie nicht auch?«
    »Ich verstehe nicht recht.«
    »Na ja, diese Zigeuner, diese Leute vom Fluß«, erwiderte sie beinahe ungehalten. »Sie sind schon wieder da, und, was immer sie vorhaben, sie werden zumindest« – sie verzog angewidert das Gesicht – »ihre Vorräte aufstocken wollen.«
    »Und?« fragte ich freundlich.
    »Nun, wir müssen ihnen klipp und klar zeigen, daß sie mit uns nicht rechnen können!« erklärte sie erregt. »Wir müssen ihnen zeigen, daß wir uns alle einig sind und ihnen nichts verkaufen werden. Sie sollen gefälligst dorthin zurückgehen, woher sie gekommen sind.«
    »Oh.« Ich ließ mir ihre Worte durch den Kopf gehen. » Können wir uns denn überhaupt weigern, ihnen etwas zu verkaufen?« fragte ich. »Wenn sie Geld haben, um zu bezahlen?«
    Ungehalten: »Natürlich können wir das. Wer sollte uns denn daran hindern?«
    Ich überlegte einen Moment lang, dann gab ich ihr die gelbe Karte zurück. Caroline starrte mich an.
    »Sie machen nicht mit?« Ihre Stimme war plötzlich eine Oktave höher und hatte nichts mehr von ihrem gewählten Ton.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Wenn jemand sein Geld in meinem Laden ausgeben will, habe ich wohl kaum das Recht, ihn daran zu hindern«, sagte ich.
    »Aber die Gemeinde …« beharrte Caroline. »Sie wollen doch sicherlich nicht, daß solche Leute – Zigeuner, Wegelagerer , Araber, Herrgott noch mal …«
    Erinnerungsfetzen schießen mir durch den Kopf, finster dreinblickende Hotelportiers in New York, vornehme Damen in Paris, Touristen in Sacré-Cœur, die Kamera in der Hand, das Gesicht abgewandt, um das bettelnde Mädchenin seinem zu kurzen Kleid und mit seinen zu langen Beinen nicht sehen zu müssen … Caroline Clairmont, obwohl sie auf dem Land aufgewachsen ist, weiß genau, wie wichtig es ist, sich beim richtigen modiste einzukleiden. Das elegante Tuch, das sie um den Hals trägt, hat ein Etikett von Hermès, und ihr Parfüm ist von Chanel. Meine Antwort klang schärfer als beabsichtigt.
    »Ich denke, die Gemeinde sollte sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern«, sagte ich barsch. »Es steht weder mir – noch irgend jemandem  – zu, darüber zu befinden, wie diese Leute ihr Leben gestalten.«
    Caroline starrte mich giftig an.
    »Nun gut, wenn das Ihre Meinung ist« – sie wandte sich zum Gehen –, »dann will ich Sie nicht länger aufhalten.« Sie warf einen herablassenden Blick auf die leeren Barhocker. »Ich hoffe nur, daß Sie Ihre Entscheidung nicht eines Tages bereuen werden, das ist alles.«
    »Warum sollte ich?«
    Sie zuckte

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