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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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ihn an.
    „Ja, aber einiges läuft eben nicht, wie es doch eigentlich sein sollte, oder? Zumindest, wenn meine Informationen stimmen sollten…“
    Woher… weiß der schon wieder davon? Er gab keine Meldung heraus und auch das Kultusministerium wird sich sicher hüten, die Gespräche zu erwähnen. Der Kerl ist und bleibt ihm weiterhin sehr suspekt. Der… ist gefährlich. Na ja, zumindest in dieser Beziehung.
    „Kommen Sie doch auch. Wir brauchen noch einige namhafte Bürger hier… Das gibt dem Tag die nötige Würze… Sie hörten doch sicher schon, dass die NPD sich ankündigte. Die brauchen wir hier sicher nicht, oder?“
    Wenn der wüsste, denkt Weinert. Bisher sind die Parteifreunde leider die Einzigen, die seine Theorie… nein, die seine Tatsachen auch bestätigen wollen, die sich stock und steif darauf einlassen werden, ihn zu unterstützen, wenn es um die neue Aufrollung der Geschichtsschreibung geht. Und der hier? Der bangt doch nur um seinen Stuhl, oder? Er könnte ihn… verfluchen. Nein, er lässt es. Es hat eh’ keinen Sinn. Nein, nein, er lenkte die Parteifreunde nicht auf den Chef der Leute vom 13. Februar… nein, soweit wollte er nicht gehen. Zumal er nicht abschätzen kann, wer nach dem Engelhardt diese Position übernehmen würde… Vielleicht einer, der noch weitaus mehr linientreu den Statuten der offiziellen Meldungen vertraut? Na ja, die Tiefflieger flogen und solange der hier das nicht einsieht, ist er ihm ein Dorn unterm Panzer. Seine jüdische Vergangenheit… würde die Parteifreunde der NPD sicher interessieren. Nein, er hält sich noch zurück. Wenn es gar nicht mehr geht… hmm… könnte er sogar selbst Hand anlegen. Dass er dieses Fach gut beherrscht… vielleicht sogar besser, als das Baugewerbe… das durfte er schon beweisen. Und er ist sich immer noch sicher… seinen Mann da auf der Baustelle von Arnold… den haben die anderen auf dem Gewissen. So ein Stein fällt nicht einfach… na ja, der Polizeirat will ihn nicht empfangen. Alles nur gekaufte Kerle. Der hier, der Engelhardt, der ist wenigstens offen. Ja, nicht seiner Meinung… leider. Aber er vertritt, was er sagt und bleibt auch dabei. Ein Feind, den man sich wünschen kann…
    „Ich überlege noch, Engelhardt. Vielleicht komme ich wirklich!“
     
    Das Polizeiaufgebot ist nicht zu übersehen. Die Gegend am See, der alten Straße vor den ehemaligen Mauern der Stadt, dient heute als Aufmarschgebiet von Menschen in Uniformen, die man lange nicht mehr in dieser Stadt sah. Zum Glück… ja, das muss Mauersberger sagen. Auch wenn er einem Schlag von Menschen entstammt, die eher… na ja, die man schon national ansehen kann. Doch eben nicht nationalsozialistisch. Er wundert sich immer wieder, wie weit Demokratie geht, um sich zu beweisen. Wie kann man solche Aufmärsche, überhaupt eine Partei mit eindeutig altem und gefährlichem Gedankengut zulassen? Man gibt ihm keine Antwort. Warum? Klar… er stellt die Fragen nicht öffentlich. Dazu ist er zu feige.
    Langsam schlendert er über die Webergasse in Richtung Altmarkt. Er will heute auch zur Ruine, natürlich muss er dort der Familie gedenken. Und er hörte, dass Weinert dort sein soll. Dann kann er es sich ja erlauben, ihn zu begrüßen. In der Öffentlichkeit wird der nicht gleich über ihn herfallen, wie er es letztens versuchte. Nur der Hund, den Heber als Schutz auf seinem Gewerbegrundstück hält, konnte ihn noch schützen. Der Dicke ist eine Gefahr… na ja, heute nicht. Er nimmt es an.
    Endlich ist er am Kulturpalast. Hier um die Baustelle ist ganz schön viel los. Wie kommt das? Ja, man will eine Messe halten. Am Nachmittag geschieht das erst. Doch jetzt? Das Interesse der Dresdner an ihrer Stadt und diesem Platz ist scheinbar ungebrochen.
    Er lauscht ungläubig.
    „Nein, Sie können hier nicht herunter. Diese Kellerräume sind besetzt. Das bleibt auch so, bis verantwortungsbewusste Politiker und andere Entscheider sich hier blicken lassen und… na ja, Sie kennen unsere Verlautbarung. Tragen Sie sie weiter und sorgen lieber für eine Klärung, als dass Sie versuchen, uns hier unten zu überrennen!“
    Fasziniert von der festen Stimme, die ihm von irgendwoher bekannt vorkommt, schaut Mauersberger nun in den ersten Graben mit Kellerresten. Wer auf die schöne Idee kam, diese Mauern alle mit Teelichtern zu verzieren? Sieht gut aus. Nur ist es leider zu windig. Viele gehen wieder aus. Wirken würde alles zum Abend zu, in der Nacht gar noch besser. Doch dann soll ja

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