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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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noch und nichts kann sie wieder zum Leben erwecken. Anfangs schickte er noch Zwischenstandsberichte an die Wagners. Er wollte ihnen beweisen, dass es eben nicht so ist, wie von ihnen lapidar vorhergesagt… ein wenig Ermittlung und dann Schluss. Doch schließlich muste auch er einsehen, dass er nichts fand und darum… in die Röhre guckte, also weder den Tod des Marcus Wagner noch den des Bauunternehmers Arnold aufklären konnte. Zech machte bei seiner offensichtlich in den Kriegswirren vergewaltigten und dann getöteten Frau auch keine Fortschritte, aber der warf sich eben auf andere Fälle. Er ebenso, jedoch mit weniger Eifer. Zumal ihn weiter wurmt, dass ihn solche Baufuzzis über den Bart balbieren konnten, ihn dermaßen einfach hinters Licht führten. Er könnte… na ja, wenn er denn könnte. Aber auch heute war wieder nur eine Pleite angesagt.
    Woher der Hinweis kam? Er kann es nicht sagen. Das haben anonyme Anrufe nun einmal so an sich. Natürlich nicht von einem identifizierbaren Handy aus, das langsam jeder mit sich herumzutragen scheint, sondern von einer alten Telefonzelle. Und die Kollegen lachten ihn aus, als er einen Spurensicherungstrupp hinschicken wollte. Erstens hatten sie keinerlei freie Valenzen und zweitens… ist ein öffentlicher Fernsprecher heute beschmiert mit Dingen, die nichts an Händen oder im Gesicht der Benutzer zu suchen haben. Und darum kann man daran leider keine direkte DNS mehr finden. Das Los der Entwicklung. Er flucht schon wieder.
    Diese drei Männer sagten ihm etwas, aber in den Unterlagen fand er keine Hinweise. Die Gesichter, natürlich auch nicht mehr gleich, sondern ein wenig gealtert, sah er schon einmal. Zumindest zwei von ihnen. Nur wo? Wird er langsam alt? Er will es nicht hoffen. Noch macht er für sich Scherze über das Leben und alles, was man damit anfangen kann… oder eben auch nicht. Irgendwann kommt er dann sicher in jene Jahre, wo ihn alles stört. Jetzt jedoch wurde er wieder einmal zum Gespött.
    Er läuft vorbei an der Baustelle der Kirche. Andere Gebäude entstehen. Ja, alles ist in Bewegung. Immerzu…
     
    Mauersberger wirkt genervt. Er schrie Weinert einen Moment lang an, dass der sich gleich pikiert und vor allem vorsichtig umsah. Nein, niemand schien sie wirklich zu beobachten. Wenn ein alter Mann ausflippt, interessiert das scheinbar niemanden. Schade? Er weiß es nicht, findet es aber nicht lustig.
    Ja, sie haben Verzug. Ja, sie brauchen eine neue Strategie. Und nein, Weinert will er einfach nicht bei diesem Tun dabei haben. Er trennte sich von ihm. Wenn die Freunde… Bekannten… Partner? Ja, Partner. Wenn sie bei der Polizei sind, kann er sie vielleicht dort vor dem Präsidium abpassen? Er schluckt, als er daran denkt, sich in die Höhle des Löwen begeben zu müssen. Man soll so etwas nicht tun, wenn man keinen Ärger haben will.
    Er schlendert langsam, überlegt, ob er noch einen Kaffee nimmt. In der Münzgasse neben dem Hotel gibt es viele Restaurants, in denen der sogar schmeckt. Er probierte bereits einige aus. Hatte ja mit den Partnern schon genug Treffen und war, entweder mit ihnen oder ohne sie, im Anschluss immer irgendwo essen oder ausruhen, die Pläne noch einmal durch den Kopf gehen lassen… und Mut tanken.
    Mut… er hat wenig zurzeit. Gerade, weil Weinert ihn wieder ärgert. Warum? Er hat keine Ahnung. Der Kerl soll sich um seinen Kram kümmern! Filme… was denn nur für Filme? Der Dicke wollte es nicht genauer bezeichnen, verriet wie immer nichts und erwartete, dass er gleich springt. Na, da machte er wieder einmal die Rechnung ohne den Wirt, also ohne ihn… pha!
    Er sieht den freien Tisch. Direkt gegenüber der Kirche. Das passt schon. Er setzt sich und gleich kommt ein Kellner, dem man seine Homosexualität bereits bei den ersten Bewegungen ansieht. Mauersberger hat sicher kein Problem damit. Jeder soll so leben, wie er es mag und will. Aber in der Öffentlichkeit erwartet man auch von einem Naturmenschen, dass er nicht nur im Lendenschurz zu vielleicht notwendigen Verhandlungen bei Gericht erscheint. Warum können sich dann nicht auch die verschiedenen Lager der Sexualität ein wenig an eben diese Öffentlichkeit anpassen? Pärchen, die nur knutschen, sprach er auch schon an, dass es dazu verschlossene Räume gibt. Na ja, vielleicht wird er auch nur alt.
    Er schaut auf die Kirche. Nur noch ein paar wenige Jahre. Gut, dann ist dieses Kapitel auch zu Ende. Vielleicht können sie danach endlich die restlichen Keller öffnen?

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