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Christianisierung und Reichsbildungen - Europa 700 - 1200

Christianisierung und Reichsbildungen - Europa 700 - 1200

Titel: Christianisierung und Reichsbildungen - Europa 700 - 1200 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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kraft seiner apostolischen Vollgewalt, Pippin zum König zu machen»[ 6 ]. Rechtsgültig wurde der Dynastiewechsel erst dadurch, daß Pippin wohl im November 751 in Soissons durch eine «Wahl aller Franken», die in akklamatorischer Huldigung der Großen und förmlicher Thronsetzung bestand, das Königtum annahm, während Childerich III. sich das lange Haupthaar scheren lassen und samt seinem Sohn den Weg ins Kloster Saint-Bertin antreten mußte. Als neuartiges Element ist eine aktive Beteiligung von fränkischen Bischöfen an dem Erhebungsakt überliefert, doch steht dahin, ob sie eine Salbung mit geweihtem Öl (nach Vorbildern im Alten Testament) vornahmen oder lediglich ihren Segen erteilten.
Die Anfänge der Italienpolitik und des Kirchenstaates
    Der Aufstieg zum Königtum mit päpstlicher Unterstützung verwickelte Pippin rascher, als er erwartet haben mag, in die politischen Gegensätze Italiens, wo die römischen Bischöfe, nominell Untertanen des byzantinischen Kaisers, aber mit diesem wegen des Streits um die Zulässigkeit der Bilderverehrung zutiefst entzweit, wachsendem Druck von seiten der Langobarden ausgesetzt waren. Deren König Aistulf hatte soeben Ravenna, das Zentrum des kaiserlichen Exarchats in Italien, eingenommen und ging dazu über, von Stephan II., dem Nachfolger des Zacharias, ultimativ Tribute zu verlangen. Dagegen richtete dieser 753 einen dringenden Hilferuf an Pippin und erschien Anfang 754 sogar selbst als erster Papst nördlich der Alpen, um ein bewaffnetes Einschreiten gegen Aistulfzu erbitten. Da ein Teil der fränkischen Großen dem Bruch mit den Langobarden abgeneigt war, mußte der König alle Kraft aufbieten, um zu Ostern in Quierzy den Beschluß zum Eingreifen in Italien herbeizuführen, was dem Papst ausdrücklich zu einem Bereich eigener Herrschaft auf Kosten der Langobarden verhelfen sollte. Bevor man aufbrach, festigte Stephan II. Pippins dynastische Stellung, indem er ihm samt seinen beiden Söhnen in Saint-Denis eine Königsweihe durch Salbung spendete und den Franken angeblich unter Banndrohung gebot, niemals mehr einen König aus einem anderen Geschlecht zu erheben.
    Der Feldzug selbst ging im Herbst zügig vonstatten und nötigte den in seiner Hauptstadt Pavia eingeschlossenen Langobardenkönig alsbald zum Einlenken. Er willigte in einen Friedensvertrag ein, worin er die fränkische Oberhoheit anerkannte und eine Herausgabe seiner jüngsten Eroberungen in Italien versprach. Als Pippin jedoch abgezogen und Papst Stephan nach Rom heimgekehrt war, gedachte sich Aistulf nicht länger an seine Zusagen zu halten und rückte im Winter 755/56 erneut gegen die Ewige Stadt. Noch einmal eilte Pippin 756 auf Verlangen des Papstes zu Hilfe und erzwang durch abermalige Belagerung von Pavia einen verschärften Vertrag, der Aistulf auch zur Auslieferung eines Drittels seines Königsschatzes und zu jährlichem Tribut verpflichtete, vor allem jedoch die Rückgabe des eroberten Exarchats von Ravenna unter die Kontrolle der Franken stellte. Nutznießer der Abtretungen wurde nicht der Kaiser in Byzanz, dessen Abgesandte vergeblich darum baten, sondern der Papst, der sich damit die Grundlagen seiner
res publica Romanorum
sichern, d.h. ein für seine Unabhängigkeit ausschlaggebendes Herrschaftsgebiet in Mittelitalien schaffen konnte, wenn auch wohl bei weitem nicht im vollen Umfang der «Pippinischen Schenkung» von Quierzy.
    Pippins zweimaliges Eingreifen südlich der Alpen, das den Langobarden seine militärische Überlegenheit vor Augen führte und ihn erstmals in direkte Berührung mit dem oströmischen Kaisertum brachte, hat entscheidend zur Abkehr Italiens und zumal Roms vom fremd gewordenen griechischen Osten beigetragen undseine Hinwendung zum mehr und mehr fränkisch dominierten Okzident befördert, worin dem Bischof von Rom als oberstem Hirten der lateinischen Kirche eine singuläre Stellung zukam. Der erste karolingische König hat sich diesen Okzident noch nicht als fränkisches Großreich oder gar als westliches Imperium vorgestellt und war damit zufrieden, die Langobarden gedemütigt und dem Papst Genugtuung verschafft zu haben. Danach stellte er sich die Aufgabe, das Herzogtum Aquitanien, wonach schon sein Vater Karl Martell gegriffen hatte, planmäßig niederzuringen. Seit 760 wird von nahezu jährlichen Feldzügen südlich der Loire mit dem Ziel berichtet, die Machtbasis des
dux
Waifar zu zerstören. 762 fiel Bourges, 766 war die Garonne erreicht, und 768 nahm das Ringen

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