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Christianisierung und Reichsbildungen - Europa 700 - 1200

Christianisierung und Reichsbildungen - Europa 700 - 1200

Titel: Christianisierung und Reichsbildungen - Europa 700 - 1200 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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(† 954) keinen Wert auf weitere auswärtige Herrscher als Kaiser.
Das Nebeneinander der beiden Imperien im 9. Jh.
    Bald nach dem Ausgleich in der Kaiserfrage, der 812 in Aachen verkündet und danach auch vertraglich bekräftigt worden war, trat eine neue Entfremdung zwischen der Ost- und der Westkirche dadurch ein, daß Kaiser Leon V. (813–820) angesichts mehrerer militärischer Niederlagen den Bilderstreit wieder entfachte und seit 815 mit harten Strafen gegen die Verehrer der Ikonen einschritt, von denen einige in Rom Zuflucht fanden. Das veranlaßte den nächsten Kaiser Michael II. (820–829), den Begründer der amorischen Dynastie, in einem überlieferten Schreiben an Ludwig den Frommen (mit der Anrede: «Bruder Ludwig, dem ruhmreichen König der Franken und Langobarden, der auch deren Kaiser genannt wird»[ 61 ]) 824 um theologische Vermittlung beim Papst zu bitten, die jedoch fruchtlos blieb. Ebenso vergebens waren Hilferufe des Kaisers Theophilos (829–842), der 838/39 und nochmals 842 bei Ludwig dem Frommen, dann bei Lothar I. um bewaffnete Unterstützung gegen die Araber nachsuchte. Aber auch nachdem die Regentschaft für den minderjährigen Michael III. (842–867) gleich 843 die endgültige Rückkehr zur Bilderverehrung proklamiert hatte, wurden die Beziehungen zum fränkischen Westen nicht enger. Neue Spannungen erwuchsen daraus, daß der 847 von der Kaiserinmutter eingesetzte Patriarch Ignatios nach deren Sturz 858 durch Photios ersetzt wurde, einen gelehrten Laien, der alle Weihestufen eilends nachholen mußte. Beschwerden dagegen gelangten nach Rom, wo sich Papst Nikolaus I. (858–867) die Chance nicht entgehen ließ, seine Primatsgewalt auch im Osten geltend zu machen. Er versagte 863 Photios die Anerkennung, der seinerseits 867 den Papst auf einer Synode absetzen und mit dem Kirchenbann belegen ließ und zur Durchsetzung dieser Sentenz Kaiser Ludwig II. in Italien einschalten wollte. Bevor es so weit kam, wurde Michael III. am23./24. September 867 von seinem Mit-Kaiser Basileios I. (867–886) ermordet, was zur Folge hatte, daß Ignatios wieder an die Stelle des Photios trat. Auf dem VIII. Ökumenischen Konzil 869/70 in Konstantinopel konnte die wiedergewonnene Eintracht mit dem Westen gefeiert werden, doch hatte es später Papst Johannes VIII. hinzunehmen, daß nach dem Tode des Ignatios (877) Photios auf den Patriarchenstuhl zurückkehrte und ein weiteres Konzil am Bosporus 879/80 die gewandelte Situation bekräftigte.
    In die Jahre des kirchlichen Einvernehmens nach dem Putsch Basileos’ I. fällt auch ein militärisches Zusammengehen der beiden Kaiserreiche in Unteritalien, gerichtet gegen die immer weiter vorgedrungenen Araber, die ein Emirat mit Zentrum Bari etabliert hatten. Gemäß einem 869 geschlossenen Bündnis, das auch eine spätere Verheiratung von Ludwigs II. Tochter Irmingard mit dem östlichen Kaisersohn Konstantin vorsah, drangen die Franken zu Lande, die Byzantiner von See her gegen das befestigte Bari vor, das schließlich Anfang Februar 871 erstürmt wurde. Doch sogleich brach unter den Siegern Streit aus über Rangfragen und die Kaiserwürde. Wie dem empörten Schreiben Ludwigs zu entnehmen ist[ 62 ], bestritt ihm der Basileus den Kaisertitel, der allein den Herrschern in Konstantinopel gebühre und schon von Karl dem Großen zu Unrecht beansprucht worden sei; da Ludwig nicht einmal das gesamte Frankenreich regiere, könne er sich nicht «Kaiser der Franken» nennen, geschweige denn «Kaiser der Römer». Demgegenüber insistierte Ludwig auf dem Ursprung seiner Würde in Rom, wo er die päpstliche Salbung empfangen habe; die Franken besäßen die Herrschaft über das Römerreich wegen ihrer Rechtgläubigkeit, wohingegen die Griechen sie verloren hätten wegen ihrer Irrlehren und weil sie nicht nur die Stadt Rom, sondern auch das römische Volk und sogar die lateinische Sprache aufgegeben hätten. Der Disput, der deutlich macht, wie weit sich das karolingische Verständnis des Kaisertums inzwischen dem päpstlichen angenähert hatte, fand keine Fortsetzung, weil Ludwigs Selbstbewußtsein sehr rasch gedämpft wurde durch eine einmonatige Gefangenschaft bei Herzog Adelchis von Benevent, der ihn nur gegen das eidliche Versprechenfreiließ, nie mehr in seinen Gefilden zu erscheinen. Ludwig suchte seine Autorität wiederzugewinnen durch eine neue Kaiserkrönung, die ihm Papst Hadrian II. (867–872) in der Pfingstwoche 872 in Rom zusammen mit der Lösung von dem

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