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Christianisierung und Reichsbildungen - Europa 700 - 1200

Christianisierung und Reichsbildungen - Europa 700 - 1200

Titel: Christianisierung und Reichsbildungen - Europa 700 - 1200 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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westfränkische König Karl der Kahle und der älteste ostfränkische Königssohn Karlmann, denen es vornehmlich um die Hoheit über das Teilreich Italien ging. Karl, der die Gunst Papst Johannes’ VIII. (872–882) fand und an Weihnachten 875, genau 75 Jahre nach dem Großvater, in St. Peter die Kaiserkrone empfing, scheiterte schnell mit dem Bestreben, sich zum wirklichen Oberherrn aller Teile des Frankenreiches zu machen, und starb 877 auf dem Rückweg von seinem zweiten Italienzug. Danach trat eine mehrjährige Vakanz ein, weil sich kein Karolinger bereitfand, nach Rom zu kommen und dem Papst Schutz gegen Sarazenen, innerrömische Gegner und mittelitalische Magnaten zu versprechen. Erst Anfang 881 gab Karl III., der jüngere der beiden ostfränkischen Könige, dem Werben Johannes’ VIII. nach und ließ sich in Rom zum Kaiser krönen. Er ist in der Folgezeit noch viermal für Wochen oder Monate nach Italien gekommen (aber nicht mehr nach Rom), traf auch zweimal mit dem Papst zusammen, erreichte jedoch kaum etwas für die Stabilisierung des Landes, zumal ihm bis Ende 884 infolge rascher Todesfälle in beiden Linien des Karolingerhauses Zug um Zug die Herrschaft über das Gesamtreich zufiel. Mißerfolge bei der Abwehr der Normannen und zunehmende Krankheit schwächten seine Autorität so sehr, daß er im November 887 von den Großen des Ostfrankenreiches gestürzt wurde und bald darauf starb.
    Im auseinanderbrechenden Karlsreich reduzierte sich das Kaisertum auf den Ausweis der Vorherrschaft in Italien. Dabei setzte sich fürs erste Herzog Wido II. von Spoleto durch, der in Opposition zu Karl III. und den Päpsten gestanden hatte, nun aber im Februar 889 in Pavia seine Wahl zum König Italiens durch weltliche und geistliche Große erreichen konnte und dank verbreiteter Anerkennung, die er fand, den widerstrebenden Papst Stephan V. (885–891) durch einen Romzug im Februar 891 dazu brachte, ihm als erstem Nicht-Karolinger eine Kaiserkrone aufzusetzen. Auch seinen Sohn Lambert machte der nächste Papst Formosus (891–896) 892 in Ravennazum Kaiser, hielt aber gleichzeitig Ausschau, durch wen er sich des gar zu nahe bei Rom ansässigen «Tyrannen Wido»[ 60 ] wieder entledigen könnte. Seine Hoffnung setzte der Papst auf den ostfränkischen Karolinger Arnolf, der sich nach Widos Tod (894) den Weg nach Rom freikämpfte und im Februar 896 ungeachtet des geflohenen Lambert von Formosus zum (Gegen-)Kaiser erhoben wurde. Zu seinem energischen Einschreiten gegen das widonische Spoleto kam es allerdings nicht, weil Arnolf bald schwer erkrankte und eilends nach Bayern heimkehrte. Dort ist er Ende 899 in Regensburg verstorben, nachdem bereits 898 der junge Kaiser Lambert auf der Jagd tödlich verunglückt war. In das Vakuum stieß König Ludwig von Niederburgund (Provence), ein Enkel Kaiser Ludwigs II., der sich im Oktober 900 in Pavia als neuer König Italiens präsentierte und seinen Ehrgeiz durch ein (vielleicht über den Papst vermitteltes) Heiratsbündnis mit Byzanz unterstrich, denn er ehelichte 900/02 Anna, eine illegitime Tochter des dortigen Kaisers Leon VI., die ihm einen Sohn mit dem bemerkenswerten Namen Karl Konstantin schenkte. Die Kaiserkrönung, die Ludwig im Februar 901 von Papst Benedikt IV. (900–903) erlangte, brachte ihm kein Glück, mußte er doch bereits Mitte 902 vor der Übermacht Berengars von Friaul aus Italien weichen, der sich schon 888 ebenfalls zum König hatte ausrufen lassen und genau wie er ein Karolinger in weiblicher Linie war. Als Ludwig entgegen einem eidlichen Versprechen 905 nochmals in Italien erschien und bis Verona vordrang, fiel er in die Hände seines Gegners, der ihn durch Blendung regierungsunfähig machte und in die Provence zurückschickte. Dort hat Ludwig der Blinde bis zu seinem Tod 928 am Kaisertitel festgehalten, sich aber nicht mehr erkennbar zur Geltung gebracht. Gegen den siegreichen Berengar bestanden in Rom schon um des lebenden Kaisers Ludwig willen jahrelang spürbare Vorbehalte, weshalb er erst Ende 915 durch den aus Ravenna gekommenen und ihm von dorther verbundenen Papst Johannes X. (914–928) zur imperialen Würde gelangt ist. Als zehnter Nachfolger Karls des Großen fand Berengar indes über Norditalien hinaus kaum Beachtung, und mit seiner Ermordung 924 in Verona ging die Ära des karolingischenKaisertums definitiv zu Ende. Der Basileus in Konstantinopel war wieder konkurrenzlos, denn in Rom legte man unter dem Regiment des Stadtherrn Alberich

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