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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Kühen. Zum Essen sind wir zurück. Sie kommen zurecht?«
    »Sie werden Ihr Haus nicht mehr wiedererkennen.«
    Der Rancher verabschiedete sich, und Clarissa fuhr mit der Arbeit fort. Nach der Küche war das große Wohnzimmer dran. Sie wischte den Boden sauber, auch unter den abgeschabten Teppichen, ordnete die Papiere und Briefe auf dem Schreibtisch und warf den Abfall in die Tonne hinter dem Haus. Rusty beobachtete neugierig, wie sie den Deckel der Tonne sorgfältig wieder verriegelte, damit sich die Bären nicht an den Abfällen vergriffen. Sie rückte die Bilder an der Wand gerade, blieb eine Weile vor dem Hochzeitsfoto von Jimmys Eltern stehen und dachte daran, wie schwer sie es in Texas gehabt hatten, zu einer Zeit, als die Armee noch gegen die Indianer gekämpft hatte und man nirgendwo sicher sein konnte. Den Esstisch polierte sie so lange, bis das dunkle Holz glänzte. Mit dem Staublappen ging sie über die anderen Möbel, betrachtete ihr Werk und blickte missbilligend auf die schmutzigen Fenster. Obwohl es schon fast Abend war, machte sie sich sofort an die Arbeit und war erst zufrieden, als die Scheiben wieder sauber und klar waren. Irgendwann einmal würde sie neue Vorhänge für die Fenster nähen.
    Sie goss das schmutzige Wasser in den Schnee, verstaute den Eimer in der Rumpelkammer und ließ sich erschöpft in den bequemen Arbeitsstuhl fallen. Dann blätterte sie in dem neuen Magazin mit den Buffalo-Bill-Storys und musste lachen, als sie eine Geschichte fand, in dem ein Fallensteller von den Toten zurückkehrte und in den Bergen von Montana sein neues Glück fand. Er hieß John und hatte auf der Zeichnung keine Ähnlichkeit mit Alex, aber sie nahm die Story als gutes Omen und war mehr denn je davon überzeugt, dass Alex noch am Leben war. Mit feuchten Augen trat sie an eines der sauberen Fenster und blickte über den zugefrorenen Bach, entdeckte einen Fuchs, der am Waldrand entlangrannte und nach einigen Sprüngen zwischen die Bäume zurückkehrte. Alex war nirgendwo zu sehen. Er wird bald kommen, sagte sie sich.
    Als sie sich vom Fenster abwandte und draußen plötzlich Hufschlag erklang, glaubte sie schon, ihr Wunsch würde in Erfüllung gehen, ohne daran zu denken, dass Alex mit einem Hundeschlitten kommen würde, doch als sie zum Fenster zurücklief und nach draußen blickte, sah sie, wie der Postreiter, den sie auf der Wagenstraße getroffen hatten, aus dem Sattel stieg. Rusty kannte ihn bereits und beschränkte sich darauf, ihn neugierig zu beschnüffeln. Sie öffnete die Tür und rief: »Pete Colfax, der Postreiter, wenn ich mich nicht irre. Kommen Sie ins Haus, ich hab frischen Kaffee auf dem Herd stehen.«
    Der Postreiter nahm die Einladung gerne an und nahm staunend seine gefütterte Mütze ab, als er den warmen Raum betrat. »Beim Jonas! Was ist denn hier passiert? Das letzte Mal, als Jimmy mich auf einen Kaffee einlud, sah es hier aus wie auf einem Trümmerfeld. Sie hat wirklich der Himmel geschickt.«
    Sie lachte. »Und ich dachte, das fällt Männern gar nicht auf.«
    »Haben Sie eine Ahnung.« Er zog seine Handschuhe aus. »Meine Betty regt sich schon auf, wenn ich meine Hose nicht zusammenfalte, bevor ich sie abends über einen Stuhl hänge. Bei ihr muss immer alles picobello sein.«
    Clarissa nahm ihm lächelnd die Mütze und die Handschuhe ab und bat ihn, sich zu setzen. »Jimmy und die Cowboys sind auf der Winterweide und müssten spätestens in einer Stunde hier sein. Haben Sie noch Post für uns?« Sie goss ihm einen Becher Kaffee ein und blieb mit der Kanne vor ihm stehen.
    »Einen Brief«, erwiderte der Postreiter. Er setzte sich und wärmte seine Hände an dem Kaffeebecher. »Sie waren schon weg, als mir der Mountie über den Weg lief und mir neue Post gab. Der Postmeister in Lytton hatte sie ihm gegeben, weil ich erst in zwei Wochen wieder nach Süden komme. Der Brief für Jimmy war dabei. Ein ganz besonderer Brief, wenn ich das sagen darf.«
    »Sie haben ihn gelesen?«
    »Natürlich nicht, aber sehen Sie sich den Absender an!« Er zog den Brief aus seiner Manteltasche und reichte ihn ihr. »Rosita Fernandez«, las sie, »Rosita Fernandez aus San Antonio. Wollen Sie damit sagen …« Sie unterbrach sich und blickte nochmal auf den Absender. »Aber sie hieß doch Carmen …«
    »Carmen Fernandez. Ich weiß, Fernandez ist da unten ein so häufiger Name wie bei uns Smith oder Jones, aber es könnte doch sein, dass diese Rosita mit Carmen verwandt ist, ihre Mutter oder Schwester

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