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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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den Fallensteller, der Sie nach Beaver Creek gefahren hat?«
    »Woher wissen Sie von ihm?«
    »Aus der Zeitung«, erwiderte er. Das spöttische Grinsen verschwand von seinem Gesicht. »Alex Carmack, nicht wahr? Frank Whittler wollte ihn nach Vancouver bringen und wegen Beihilfe zur Flucht verurteilen lassen. Unterwegs muss es ihm gelungen sein, sich zu befreien. Er schlug die beiden Polizisten, die ihn bewachten, bewusstlos und sprang bei voller Fahrt aus dem Zug. Später fand man Blutspuren im Schnee. In der Zeitung stand, dass die Polizei sofort die Verfolgung aufnahm, und er sich von einem Felsen in die Stromschnellen des Fraser Rivers stürzte. Man nimmt an, dass er dabei zu Tode kam. Tut mir leid, aber so stand es in der Zeitung.« Er sah das Entsetzen in ihren Augen und zeigte so etwas wie Mitleid. »Haben Sie ihn … geliebt?«
    »Das geht Sie gar nichts an!«, erwiderte sie barsch. Sie lief davon und versteckte sich hinter einem der Blockhäuser, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und weinte hemmungslos. Alex … tot? Nein, weigerte sie sich, die Meldung zu akzeptieren. Alex war nicht tot! Nie und nimmer! So leicht ließ sich ein Mann wie er nicht ins Bockshorn jagen. Er war ihnen entkommen, und die Polizei erzählte irgendwelche Märchen, damit sie besser dastand. Und wenn er tatsächlich in die Stromschnellen gesprungen war, hatte er es mit voller Absicht getan, weil er genau wusste, wie er sich retten konnte. Nein, er war nicht tot! Er hielt sich irgendwo versteckt und leckte seine Wunden. Sobald er sich aus seinem Versteck wagen konnte, würde er nach ihr suchen, bestimmt!
    Doch sicher war das alles nicht, und es war immerhin möglich, dass die Zeitung recht hatte, und er auf seiner Flucht tatsächlich in den Tod gesprungen war. Ein Mann wie er würde sich nicht einsperren lassen, das hatte sie schon immer gewusst. Lieber starb er in Freiheit, als hinter Gittern dahinzusiechen. »Oh Alex!«, schluchzte sie. »Sag, dass du nicht tot bist … Bitte!«
    Die Antwort blieb aus, und statt seiner Stimme vernahm sie noch einmal die Worte von Hört-den-Donner: »Ich kenne auch den Mann, den du als Freund bezeichnest. Ein guter Mann. Eines Tages wirst du ihn wiedersehen, aber bis es so weit ist, liegt noch ein steiniger Weg vor dir.« Hatte der Medizinmann sie mit diesen Worten nur trösten wollen? Oder hatte er sie tatsächlich zusammen in seinen Träumen gesehen? »Oh Alex, bitte sei noch am Leben!«

33
    »Hier stecken Sie also!«, rief Flagler, als er sie in ihrem Versteck aufspürte. »Was ist passiert? Warum weinen Sie? Hat Sie der fremde Mann belästigt?«
    »Nein … nein, es ist nur …« Sie wischte sich schniefend die Tränen aus den Augen. »Lassen Sie uns die Sachen holen und nach Hause fahren, Jimmy!«
    »Aber der Hackbraten …«
    »Ich hab keinen Hunger. Lassen Sie uns fahren, Jimmy.«
    »Na, gut. Aber wenn der Mann Sie bedroht hat …«
    »Nein, Jimmy. Es ist alles ganz anders.«
    Auf dem Rückweg brauchte sie einige Minuten, um Kraft für ihre Beichte zu sammeln. Dann strömte die Wahrheit nur so aus ihr heraus. Sie erzählte ihm alles. Von Frank Whittlers versuchter Vergewaltigung, seinen Lügen und Verleumdungen, ihrer überstürzten Flucht, wie Sam Ralston ihr geholfen hatte, von ihrer Flucht in die Wildnis, ihrer Liebe zu Alex, ihrer Flucht nach Beaver Creek, von Whittlers plötzlichem Auftauchen und ihrer Fahrt zu den Indianern, von der traurigen Meldung, die sie in Williams Lake von Ralston gehört hatte. Nur Bones ließ sie aus. Es reichte schon, was in der vergangenen Nacht passiert war. »Das ist die reine Wahrheit, Jimmy! Tut mir leid, dass ich Sie belogen habe, aber ich hatte Angst. Und heiße Clarissa Howe, nicht Clara.«
    Der Rancher fuhr eine ganze Weile schweigend dahin, und sie befürchtete schon, dass er sie davonjagen würde, als er sagte: »Sie glauben doch nicht, dass ich Ihnen deswegen kündige? Wo ich endlich jemand gefunden habe, der etwas Ordnung in unsere Männerwirtschaft bringen könnte? Das glauben Sie doch nicht im Ernst? Nein, meine Liebe, Sie sind an den richtigen Mann geraten. Auf der Yellow Rose sind Sie sicher, und niemand, nicht mal dieser reiche Schnösel aus Vancouver, kann Sie uns wegnehmen. Und was diesen Alex betrifft … Ich glaube nicht, dass er tot ist. Diese Fallensteller kennen sich in der Wildnis aus, die lassen sich doch nicht von ein paar Stromschnellen unterkriegen. Der hält sich bestimmt irgendwo versteckt, und sobald Gras über die Sache

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