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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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nicht gut aus. Der Bruch ist sehr kompliziert, und die Möglichkeit, dass sich die Wunde entzündet, ist sehr groß.«
    »Und das kriegt man nicht anders hin?«
    »Wir werden sehen. In ein oder zwei Tagen weiß ich mehr.«
    »Hauptsache, der arme Mann hat erst mal etwas Ruhe«, meldete sich die Frau des Doktors. Sie hatte ein paar Biskuits aufgewärmt und stellte sie auf den Tisch. Ted und Rocky machten sich hungrig darüber her. »Sie sind herzlich eingeladen, die Nacht in unserem Haus zu verbringen.« Sie blickte die Cowboys an. »Sie können im zweiten Krankenzimmer schlafen, und für Sie …« Sie wandte sich Clarissa zu. »… richte ich das Bett im Gästezimmer her. In Fosters Bar gibt es weder ein Hotel noch ein Roadhouse. Bleiben Sie, so lange Sie möchten. Mein Mann ist sicher einverstanden.« Sie lächelte dem Doktor zu, der gute Miene dazu machte und ebenfalls lächelte.
    Clarissa und die Cowboys nahmen die Einladung gerne an, und sie genoss es, nach dem langen Trail und dem Unwetter wieder in einem warmen Bett zu schlafen. Die letzten Regentropfen des abklingenden Unwetters pochten leise gegen die Fensterscheiben und verstärkten das angenehme Gefühl, zumindest für eine oder zwei Nächte sicher und geborgen zu sein. Dass sie schlecht träumte und mehrmals in dieser Nacht aufwachte, lag an Flaglers schrecklichem Unfall und der immer stärker werdenden Angst, der Doktor könnte gezwungen sein, ihm ein Bein abzunehmen. Dieses Gefühl verdrängte sogar die Gedanken an Crazy Joe, der immer noch hinter ihr und jetzt auch hinter Alex her war und keine Skrupel zu haben schien, sie Frank Whittler auszuliefern.
    Am nächsten Morgen schien es Flagler schon viel besser zu gehen. Nach dem Frühstück, als Clarissa und die Cowboys nach ihm sahen, saß er bereits aufrecht in seinem Bett und trank heißen Kaffee. »Worauf wartet ihr noch?«, rief er seinen Männern zu. »Soll ich vielleicht noch länger hier rumliegen? Ladet mich gefälligst auf den Wagen und bringt mich endlich nach Hause.« Er blickte den Doktor an, der nachdenklich am Türrahmen lehnte. »Wir dürfen uns den Wagen doch ausleihen? Sagen Sie mir, was wir Ihnen schulden. Wir haben gerade ein paar Rinder verkauft und sind einigermaßen bei Kasse.«
    Doc Adams nannte ihm den Betrag für die Behandlung. »Aber Sie sind noch lange nicht gesund, Mister, und es ist unverantwortlich, in diesem Zustand auf einem Wagen nach Williams Lake zu fahren.«
    »Unsinn! Ich fühle mich schon viel besser!«
    Der Doktor nickte. »Weil ich Ihnen das Laudanum gegeben habe, das verdrängt die Schmerzen. Aber der Bruch sieht nicht besonders gut aus, und die Möglichkeit, dass sich die Wunde unterwegs entzündet, ist äußerst groß. Ich sage es Ihnen nur ungern, aber es könnte sein, dass ich amputieren muss.«
    »Sie wollen mir das Bein abnehmen? Kommt nicht infrage!«
    »Wollen Sie lieber an Blutvergiftung sterben?«
    »Wir fahren nach Williams Lake«, ließ sich Flagler nicht einschüchtern. »Dort gibt es auch einen Arzt, und der hat mindestens genauso viele Jahre wie Sie auf dem Buckel. Der soll sich um mich kümmern. Wenn es mir schon an den Kragen gehen soll, will ich wenigstens in der Nähe meiner Ranch sein.«
    »Das kann ich nicht verantworten, Mister!«
    »Unsinn! Ich unterschreibe Ihnen einen Wisch, auf dem steht, dass ich freiwillig gehe, dann sind Sie aus dem Schneider.« Er winkte Ted und Rocky herbei. »Und geben Sie mir das Laudanum mit, das Zeug ist großartig.«
    »Und macht süchtig, wenn Sie zu viel davon nehmen.«
    »Ich passe schon auf, Doktor. Ich bin keine siebzehn mehr.«
    Auch Clarissa schaffte es nicht, den Rancher umzustimmen. Hilflos musste sie mit ansehen, wie Ted und Rocky den Rancher zu dem Pritschenwagen trugen und ihn auf eine alte Matratze legten, die Doc Adams aus einer Abstellkammer hervorgezaubert hatte. Mit einem Bärenfell und etlichen Wolldecken verschaffte er ihm die nötige Wärme. Flagler legte sich mit Kopf auf die zusammengerollten Decken, die Clarissa unter seinen Nacken geschoben hatte, und nickte dankbar, als ihm die Frau des Doktors eine Dose mit Keksen reichte. »Passen Sie gut auf sich auf, Mister«, gab sie ihm mit auf den Weg.
    Im blassen Sonnenlicht, das nach dem nächtlichen Unwetter über den Bergen lag, machten sie sich auf den Weg. Clarissa saß bei Rocky auf dem Kutschbock, ihre Pferde hatten sie an den Wagen gebunden. Ted saß als Einziger im Sattel und führte die Packpferde an den Zügeln. Über die morastige

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