Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
Vom Netzwerk:
Foster Bar. Wer Sie sind, hab ich schon gehört.« Er registrierte dankbar, dass Ted den Stetson des Ranchers über ihn hielt, um ihn wenigstens einigermaßen vor dem Regen zu schützen, und löste vorsichtig den Verband, den der Cowboy über der Hose verknotet hatte. Er schnitt die Hose mit einer Schere auf und säuberte die Wunde mit einer Flüssigkeit, die anscheinend höllisch brannte. Nachdem er einen neuen Verband über die Wunde gewickelt hatte, sah er sich das andere Bein an. Schon nach einer flüchtigen Untersuchung erkannte er, dass es gebrochen war. Er schnitt auch das rechte Hosenbein auf und nickte betrübt. »Ich muss ihn mitnehmen«, sagte er. »Mit dem gebrochenen Bein kommt er keinen Schritt weit. Ich halte es schon für ein Risiko, ihn nach Foster Bar zu schaffen, aber wir können ihn ja schlecht hier draußen lassen. Heben Sie ihn auf den Wagen! Aber seien Sie vorsichtig!«
    »Hey«, wehrte sich der Rancher, »ich will nicht in … in Ihrem Nest versauern. Ich will nach Hause! Wenn ich’s bis … bis Foster Bar schaffe, kann ich auch bis … bis zur Ranch auf … auf dem Wagen bleiben! Untersteh dich, Ted!«
    »Wenn Sie das wollen, kann ich Ihnen auch gleich den Totenschein ausstellen, Mister!«, widersprach der Doktor. »Kommt gar nicht infrage! Sie kommen mit nach Fosters Bar und kurieren sich in meinem Krankenzimmer aus. Wenn Sie Glück haben, sind Sie in ein paar Wochen wieder auf dem Damm!« Er wandte sich an den Cowboy. »Nun machen Sie schon! Ich hab keine Lust, die halbe Nacht hier draußen zu verbringen, sonst fange ich mir noch eine Erkältung ein und kann mich selbst verarzten. Auf den Wagen!«
    Clarissa breitete rasch ein paar Wolldecken auf der Ladefläche aus und half Ted, den Rancher auf den Wagen zu heben. Er stöhnte vor Schmerz und stand kurz vor einer Ohnmacht, als er endlich auf den Decken lag. Sie deckte ihn mit weiteren Decken zu, band Flaglers Pferd und ihren Schecken an den Wagen und kletterte auf die Ladefläche. Ted warf ihr den Stetson des Ranchers zu, stieg in den Sattel und griff nach den Zügeln der Packpferde. Rocky hatte sein Pferd bereits an den Wagen gebunden und stieg mit dem Doc auf den Kutschbock. »Wir kommen mit«, sagte Ted, »wir lassen ihn nicht allein.«
    Der Doktor hatte keine Einwände und überließ Rocky bereitwillig die Zügel. Der Cowboy trieb die Zugpferde mit einem lauten Schnalzen an. Auch jetzt war er auffällig schweigsam, als wäre er in Gedanken versunken. Nur an seinen unruhigen Augen sah man, wie sehr er sich um den Rancher sorgte.
    Obwohl sie zur Wagenstraße fuhren und es dort kaum Hindernisse gab, brauchten sie über eine Stunde bis zu Fosters Bar. Die winzige Siedlung, vor einer Sandbank am Ufer des Fraser Rivers gelegen, bestand lediglich aus einigen Blockhäusern und Bretterbuden. Sie machte einen noch armseligeren Eindruck als Beaver Creek. Ein Wunder, dass es dort überhaupt einen Arzt gab.
    Wie die meisten Einwohner war er während des Goldrausches vor mehr als dreißig Jahren gekommen, hatte einiges Gold gefunden und sich eine einigermaßen sichere Existenz aufgebaut. Auf der Wagenstraße war immer noch viel Verkehr, und er war der einzige Arzt im weiten Umkreis. Seine Praxis lag in einem komfortablen zweistöckigen Blockhaus am Rande der Siedlung.
    Die Frau des Arztes stand bereits mit einer brennenden Öllampe in der offenen Tür, als sie vor dem Haus hielten. In weiser Voraussicht hatte sie ein Bett hergerichtet und führte Ted und Rocky, die den leise stöhnenden Rancher trugen, ins Krankenzimmer. Clarissa zog ihren Regenmantel aus, nahm den Stetson ab und half der Arztfrau beim Kaffeekochen, während die Männer den Verletzten auszogen, abtrockneten und ihm ein Nachthemd des Doktors anzogen. Es dauerte über eine halbe Stunde, bis der Doktor das gebrochene Bein verarztet und geschient hatte und erschöpft aus dem Zimmer trat. Hinter ihm erschienen die Cowboys, beide kreidebleich und verängstigt.
    »Ich habe ihm etwas Laudanum gegeben«, antwortete der Doktor, als er Clarissas fragenden Blick bemerkte. »Das dürfte reichen, um ihn für eine Nacht ruhigzustellen.« Er setzte sich an den Küchentisch und forderte die Cowboys auf, es ihm gleichzutun. Seine Frau schenkte jedem Kaffee ein. »Morgen oder übermorgen werde ich entscheiden, ob ich amputieren muss.«
    »Amputieren?«, riefen Clarissa und die Cowboys gleichzeitig.
    Der Doktor legte seine Hände um den warmen Kaffeebecher. »Warum soll ich Ihnen was vormachen? Es sieht

Weitere Kostenlose Bücher