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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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beenden.«
    »Ich schicke ihn wieder weg.«
    Er brachte ein Lächeln zustande. »Geht nicht, Clarissa. Wenn … wenn deine Zeit gekommen ist, lässt … lässt er sich nicht mehr … mehr vertreiben. Er … er sieht eigentlich gar nicht … nicht so übel aus.« Er verlor zusehends an Kraft und brauchte einige Zeit, um seine Sprache wiederzufinden. »Ich … Ich werde dich vermissen, Clarissa. Du … Du hast mein … mein Leben wieder lebenswert gemacht. Auch wenn du nur … nur ein paar Monate auf der … der Yellow Rose warst … Mir kommt es so vor, als würdest du schon … schon Jahre zu unserer Mannschaft gehören. So wie … wie Ted und Rocky … Ah, verdammt!«
    Heftiger Schmerz ließ ihn das Gesicht verziehen. Sie nahm die Laudanum-Flasche vom Nachttisch und flößte ihm etwas in den Mund. Er nickte dankbar und entspannte sich langsam wieder. Auf seiner Stirn stand kalter Schweiß. »Ich … ich habe mein Testament gemacht, Clarissa. Du und Ted und Rocky … ihr … ihr bekommt die … die Ranch zu gleichen Teilen. Ich … ich weiß … du willst nicht ewig bleiben … du wartest auf Alex, und ich … ich hoffe bei Gott, dass … dass du ihn findest … aber … aber pass gut auf dich … dich auf, Clarissa.«
    Er schloss die Augen, und sie glaubte schon, dass er gegangen war, aber seine Stimme erklang noch einmal, diesmal so leise, dass sie sich nah über ihn beugen musste, um ihn zu verstehen. »Carmen … verdammt, sie … sie ist es wirklich! Carmen … ich …«, flüsterte er noch, dann verstummte er für immer.
    Die Beerdigung fand drei Tage später statt. Kein prunkvolles Ereignis wie ein paar Wochen zuvor, als einer der Großrancher aus den Chilcotin Mountains gestorben war, eher so bescheiden, wie es Flagler gewollt hätte. Nur Ted und Rocky und sie sowie George, der Besitzer des Gemischtwarenladens, einige Cowboys von Nachbarranches und vier oder fünf Schaulustige begleiteten den schwarzen Leichenwagen mit dem Fichtensarg zum Friedhof. Der Pfarrer, der ihn kaum kannte, verlor sich in Allgemeinplätzen und lobte einen »großartigen Menschen, der viel zu früh aus dem Leben gegangen war«, bis Tim das Wort ergriff und sagte: »Wir sollten uns keine Sorgen um Jimmy machen. Er wollte nicht auf einem Bein wie ein Pirat durch die Gegend humpeln, und ich bin sicher, er ist jetzt endlich mit seiner Carmen vereint und zeigt uns allen eine Nase. Ruhe in Frieden, Boss, und grüß Carmen von uns!«
    Das war die längste Rede, die Clarissa jemals von dem Cowboy gehört hatte, und die schönste dazu. Nach diesen Worten konnte sie sogar lächeln, als sie den Sarg in die Grube hinunterließen. »Aus der Erde sind wir genommen, zur Erde sollen wir wieder werden, Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub«, sagte der Pfarrer. Er schaufelte Erde auf den Sarg und ließ ein »Ruhe in Frieden!« folgen. »Mach’s gut, Jimmy!«, sagte Clarissa, als sie vor dem Grab stand. Nachdenklich verließ sie mit den Trauergästen den Friedhof.
    Am Eingang wartete ein Mountie auf sie. Er trug seine rote Uniformjacke, die aufgebauschten Reithosen und den breitkrempigen Hut und begegnete ihr einigermaßen freundlich. Doch als er seinen Namen nannte, befürchtete sie das Schlimmste. »Miss Clarissa Howe?«, empfing er sie. Ted und Rocky und einige andere Trauergäste blieben erstaunt stehen. »Constable Leland D. Ryker von der Northwest Mounted Police. Dürfte ich Sie in mein Büro bitten?«
    Sie blieb entsetzt stehen und erblasste. Jetzt war es also doch so weit, schoss es ihr durch den Kopf, ein übereifriger Mountie hatte sie entdeckt und würde sie nach Vancouver zurückschicken. Alle Anstrengungen der letzten Monate waren umsonst gewesen. Man würde sie in Vancouver vor Gericht stellen und verurteilen, und das schadenfrohe Lächeln von Frank Whittler würde sie bis in ihre Zelle begleiten. Sie würde Alex niemals wiedersehen.
    Wie viele Jahre würde man ihr geben? Drei … vier … oder zehn wegen Mordversuchs? Selbst wenn Alex den Sturz in den Fraser River überlebt hatte, würde er nicht so lange auf sie warten. Ihr Leben, ihre Zukunft war zerstört. Mit dem Tod des Ranchers waren auch die bösen Geister zurückgekehrt. Gab es denn keine Gerechtigkeit mehr? Konnte sich ein reicher Betrüger wie Frank Whittler alles leisten? Hatte er denn kein Gewissen? Einen langen und steinigen Weg hatte ihr Hört-den-Donner prophezeit, bevor sie den Mann, den sie liebte, wiedersehen durfte. Führte er auch über das Gefängnis?
    Und wo

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