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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Pinto!«, trieb sie den Schecken an. »Wollen mal sehen, wie sich die Männer gehalten haben.«
    In dem leichten Trab, den sie sich von Flager abgeschaut hatte, ritt sie nach Süden. Ohne dass sie es bei den dunklen Wolken und dem heftigen Regen gemerkt hätte, war die Nacht hereingebrochen, und sie hätte sich eigentlich einen Platz zum Schlafen suchen müssen, zog es bei dem kühlen Wetter aber vor, in Bewegung zu bleiben, und hoffte darauf, dass Flagler und die Cowboys in der Nähe waren und einen geschützten Lagerplatz gefunden hatten. Der Rancher kannte das Land wie seine Westentasche und fand sicher eine verlassene Hütte oder eine Höhle, in der man einigermaßen trocken blieb. Bei der Vorstellung, sich aufwärmen zu können, trieb sie den Schecken in einen leichten Galopp, um die Männer noch schneller erreichen zu können.
    Nicht nur das erfreute Schnauben von Pinto verriet ihr, dass sie nicht mehr fern waren. Schon hinter der nächsten Biegung sah sie zwei Männer am Waldrand, doch der Name des Ranchers, den sie schon auf den Lippen hatte, verwandelte sich in ein ängstliches Stöhnen, als sie selbst in der Dunkelheit erkannte, dass einer der Männer auf dem Boden lag. »Jimmy!«, rief sie jetzt doch, aber es klang nicht mehr erfreut, sondern besorgt, und ihr Verdacht wurde zur schrecklichen Gewissheit, als sie den Schecken in einen heftigen Galopp fallen ließ, vor den Männern aus dem Sattel sprang und feststellte, dass der Mann auf dem Boden tatsächlich Flagler war. Der andere war Ted.
    Was geschehen war, ließ sich auch ohne lange Erklärungen erkennen. Ganz in der Nähe, wo der Boden schwarz und verbrannt aussah, hatte der Blitz eingeschlagen und schwere Äste von den nahen Fichten gerissen. Flaglers Wallach stand zitternd in der Nähe, war wohl beinahe in den tödlichen Blitz gelaufen und stand offensichtlich unter Schock, schien aber unverletzt.
    »Ein Blitzschlag«, bestätigte Ted. »Sein Pferd hat gescheut und ihn abgeworfen. Einer der Äste hat sich in sein Bein gebohrt. Rocky ist in die nächste Siedlung unterwegs und holt den Doktor und einen Wagen. Bist du okay?«
    »Alles klar«, erwiderte sie. Sie ging neben dem verletzten Rancher in die Knie und beugte sich über ihn, erschrak beim Anblick seines blassen, vor Schmerz verzerrten Gesichts. Ted hatte die Wunde an seinem linken Oberschenkel notdürftig mit einem Stofffetzen verbunden. Auch mit seinem rechten Bein schien etwas nicht zu stimmen, es war anscheinend gebrochen. »Jimmy! Kannst du mich hören, Jimmy?« Sie zog einen einigermaßen trockenen Lappen aus ihrer Manteltasche und wischte ihm das regennasse Gesicht ab.
    Flagler öffnete die Augen und blinzelte in den Regen. »Ein verdammter Blitz! Der … der Wallach hat gescheut! Das … das tut er sonst … nie!« Er fühlte wohl starken Schmerz und presste die Lippen zusammen. Es dauerte eine Weile, bis der Schmerz nachließ und sich seine Miene entspannte. »Hast du … du Alex gefunden? Sag mir … mir nicht, dass er … er tot ist …. Er lebt, oder?«
    »Sieht so aus«, stimmte sie ihm zu, »aber jetzt bist erstmal du dran. Rocky muss jeden Augenblick mit dem Arzt zurückkommen. Halte durch, Jimmy!«
    Ted hatte bereits eine Deckenrolle unter seinen Nacken gelegt und breitete die restlichen Decken über seinen Körper. Seine besorgte Miene ließ erkennen, dass er den Zustand des Ranchers für bedenklicher hielt, als es den Anschein hatte. Er holte seine Wasserflasche und setzte sie ihm an die Lippen.
    Flagler brachte sogar ein leichtes Grinsen zustande. »Als ob … ob ich in dem … dem verdammten Unwetter nicht genug Wasser abbekommen hätte …« Er hob den Kopf und trank einen Schluck, sank aber gleich wieder zurück und atmete ein paar mal heftig, so sehr hatte ihn die Bewegung angestrengt.
    »Worauf warten wir … wir noch?«, fragte er. »Hebt mich in … in den Sattel … so schlimm ist es nicht … ich …ich halte das schon aus … ich brauche … brauche keinen Doc …« Doch im selben Augenblick lief wieder eine Schmerzwelle durch seinen Körper, und er verzog stöhnend das Gesicht, krallte seine Hände ins nasse Gras. »Vielleicht brauche ich … ich doch einen … Doktor …«

37
    Es dauerte noch über eine Stunde, bis Rocky mit dem Doktor kam, einem übergewichtigen Mann mit weißem Backenbart und wachen Augen. Er stieg vom Kutschbock des Pritschenwagens, mit dem sie gekommen waren, und kniete sich mit seiner Arzttasche neben Flagler nieder. »Ich bin Doc Adams aus

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