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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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sicher vor Frank Whittler. Ich fange noch mal ganz von vorn an.«
    »Und was machen Sie, wenn man Sie an der Grenze schnappt?«
    Daran hatte sie noch nicht gedacht. »Haben Sie eine bessere Idee?«
    »Beaver Creek«, antwortete er, ohne lange zu überlegen. Der Name klang wie ein Codewort zu einem besseren Leben. »Eine kleine Stadt, ungefähr zwei Tagesreisen nördlich von hier. Liegt abseits der Wagenstraße in den Wäldern, da gibt es weder Telegraf noch Eisenbahn. Ein Holzfällercamp, ein Sägewerk und ein paar Häuser. Einen besseren Platz gibt es in ganz Kanada nicht. Die Holzfäller tun Ihnen nichts, keine Bange, alles wilde Burschen, aber vor einer Frau gehen die alle in die Knie. Die würden sogar gegen die Canadian Pacific antreten, um einer Lady wie Ihnen einen Gefallen zu tun.«
    »So wie Sie?
    »So wie ich.« Er errötete leicht, fing sich aber schnell wieder. »Der Witwe Barnes gehört die Pension auf der Main Street, die nimmt Sie bestimmt auf. Eine herzensgute Frau. Ihr Mann war auch Holzfäller und wurde vor ein paar Jahren von einem Baum erschlagen. Seitdem kümmert sie sich um die Männer. Ihr Lumberjack Café ist die erste Adresse in Beaver Creek. Was meinen Sie, Lady? Ich kenne die Witwe gut und könnte ein Wort für Sie einlegen …«
    »Klingt verlockend«, erwiderte sie ein wenig schnippisch. Eine wilde Holzfällerstadt war nicht gerade ihr Traumziel, und sie wäre lieber über die Grenze gegangen, musste dem Fallensteller aber Recht geben. Wenn sie an der Grenze kontrolliert wurde, wären alle Anstrengungen umsonst gewesen. Einen Winter würde sie in Beaver Creek sicher durchhalten. Im Frühjahr, wenn Gras über die Sache gewachsen war, kam sie sicher leichter in die Staaten.
    Vor der Hütte begannen die Hunde zu jaulen. Die heiseren Anfeuerungsrufe eines Mannes drangen in die Hütte. Durch das Fenster beobachteten sie, wie jemand einen Hundeschlitten über den gefrorenen Bach zu Hütte lenkte.
    »Da kommt jemand«, sagte Alex.
    »Der Suchtrupp!«, erschrak sie. »Der gehört bestimmt zu den Männern, die Whittler in Ashcroft losgeschickt hat! Er darf mich auf keinen Fall finden!«
    »Hinter den Vorhang! Kriechen Sie unters Bett, wenn’s sein muss!«
    Sie gehorchte wortlos und war froh, dass sie erst vor Kurzem den Boden gesäubert hatte, sonst wäre es sicher riskanter gewesen, unter das schwere Eisenbett zu kriechen. Sie hatte eine tote Maus und etliche Spinnen und Insekten unter dem Bett hervorgekehrt. Sie legte sich auf den Rücken, starrte die ausgeleierten Federn an, die direkt über ihrem Gesicht zu sehen waren, und wandte ihr Gesicht zur Seite, obwohl sie nur den Vorhang erkennen konnte.
    »Hey Alex!«, erklang die heisere Stimme von draußen. »Ich bin’s, Crazy Joe! Ich hoffe, du hast dir keine rote Prinzessin aus dem Indianerdorf geholt und bist gerade dabei, es ihr zu besorgen. Wäre mir verdammt peinlich, wenn ich dich und deine Angebetete nackt antreffen würde. Hab ich recht, Alter?«
    Die Tür ging auf, und der Mann betrat die Hütte. Clarissa konnte ihn nicht sehen, schätzte ihn aber auf Sechzig oder noch älter und stellte ihn sich als bärtigen Oldtimer in einem zerschlissenen Anorak vor. »Alex Carmack!«, begrüßte er den Fallensteller. Seine Herzlichkeit klang nicht ganz echt. »Sieht ganz so aus, als müsstest du doch allein durch den Winter kommen. Du solltest dir eine Frau anschaffen, Alter, so wie ich vor dreißig Jahren. Oder waren es vierzig? Ein Jammer, dass meine Maggie so früh sterben musste. Hab ich dir schon erzählt, dass sie von einem wütenden Grizzly angegriffen wurde?«
    Alex lachte. »Es war kein Grizzly, sondern ein tollwütiger Hund. Bist du gekommen, um mir eine weitere Lügengeschichte aufzutischen, Crazy Joe?«
    »Ein tollwütiger Hund, pah, das ist eine verdammte Lüge! Die Frau eines Fallenstellers stirbt doch nicht an einem Hundebiss! Es war ein Grizzly!«
    »Was führt dich wirklich zu mir, Joe?«
    »Ich suche eine Frau.«
    »Hier draußen?«
    »Eine Diebin. Sie hat Frank Whittler, dem Sohn des Eisenbahn-Managers, ein paar tausend Dollar gestohlen und wohl noch ein paar schlimmere Dinge auf dem Konto. Ist auch egal. Whittler will sie unbedingt haben und hat eine Belohnung auf sie ausgesetzt … Tausend Dollar! Nicht übel, was? Damit könnte ich endlich die verdammte Arbeit im General Store an den Nagel hängen. Sie muss hier irgendwo in der Nähe sein, Alex. Sie ist aus dem Zug geflohen, der vor zwei Tagen auf offener Strecke stehen

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