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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Hermelinfelle klauen wollte. Angeblich ein Versehen, aber ich weiß es besser. Und als Gold in den Bergen gefunden wurde, war er unter den Ersten, die zum Quesnel River zogen. Das kleine Vermögen, das er dort fand, hier hat er genauso schnell wieder an eine zweifelhafte Lady in Minerstown verloren. Inzwischen hat er gar nichts mehr. Er kann froh sein, dass ihn der alte Richards den General Store kehren lässt. Der Hundeschlitten gehört auch Richards.«
    »Was meinen Sie? Wie lange beobachtet er die Hütte?«
    »Einen Tag, länger bestimmt nicht. Er hatte kaum Vorräte dabei.«
    »Dann ist wohl Hausarbeit angesagt«, erwiderte sie lächelnd. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich hinter dem Vorhang ein wenig aufräume?« Sie nahm ihre Hände von der Fensterbank und ging durch die Hütte. Neben dem Ofen blieb sie stehen. »Unter dem Bett lag eine tote Maus, wussten Sie das? Ich bin sicher, da haben Sie noch nie saubergemacht.« Sie drehte sich zur Abfallkiste um. »Gibt es vor dem Haus eigentlich eine Abfalltonne?«
    »Damit mir hungrige Bären den Schlaf rauben?« Er schüttelte den Kopf. »Solange der Boden weich genug ist, vergrabe ich das Zeug. Im Winter bleibt der Abfall in der Kiste. So viel Müll habe ich nicht. Alles, was nur einigermaßen essbar ist, schnappen sich die Hunde. Haben Sie ein Problem damit?«
    Sie rümpfte die Nase. »Das Zeug stinkt. Bringen Sie es weg, oder zimmern Sie wenigstens einen Deckel auf die Kiste, sonst hab ich bald wieder neue Schmarotzer unter meinem Bett. Keine Bange, ich bin keine dieser verwöhnten Ladys, die schreiend auf einen Tisch klettern, wenn sie eine Maus oder eine Spinne sehen, aber haben muss ich sie nicht. Kochen Sie uns Kaffee?«
    »Mach dies, mach das … Sie tun ja gerade so, als wären wir verheiratet!«
    »Ach ja, und bevor ich es vergesse: Holen Sie den Elchbraten rein, sonst taut er nicht mehr auf, und es gibt heute Abend wieder trockenen Zwieback.«
    Sie schnappte sich den Wassereimer und einen Lappen und trat rasch hinter den Vorhang, damit er ihr schadenfrohes Grinsen nicht sah. Entschlossen machte sie sich an die Arbeit. Nachdem sie die Schmutzwäsche vom Bett geräumt und auf den Boden geworfen hatte, säuberte sie die Matratze, die stark durchgelegen und von zahlreichen Flecken bedeckt war, mit einem nassen Lappen und bezog sie mit einer Wolldecke, die wenigstens einigermaßen sauber war. Kein Vergleich mit ihrem sauberen Nachtlager in Vancouver, aber für ein paar Tage würde es reichen. Alex war sicher daran interessiert, sie so bald wie möglich nach Beaver Creek zu bringen, schon um keinen Ärger mit der Polizei zu bekommen. Wenn die herausbekam, dass er ihr geholfen hatte, war er wegen Beihilfe dran. Und Crazy Joe würde seine Wut an ihm auslassen.
    Seltsamerweise gefiel ihr der Gedanke, sich von dem Fallensteller verabschieden zu müssen, nicht besonders. Ob es daran lag, dass sie Alex mochte, vor allem wegen seines Lächelns, oder ob ihr die Aussicht, den Winter in einer Pension in einem abgelegenen Holzfällernest zu verbringen, einen Schrecken einjagte, vermochte sie nicht zu sagen. Sie hatte sich an Alex gewöhnt, schon nach ein paar Stunden, und obwohl er alles andere als ein Gentleman war. Vielleicht war es ja gerade seine einfache und etwas derbe Art, die sie ansprach. Wie grob und gefährlich wohlhabende und gebildete Gentlemen werden konnten, hatte sie vor einigen Tagen am eigenen Leib verspürt.
    Mit Vergnügen nahm sie die geschäftigen Geräusche und den Kaffeeduft von nebenan wahr. Sie hörte, wie er die Hütte verließ, sich längere Zeit draußen zu schaffen machte und mit dem Elchbraten wiederkam. »Ihr Kaffee ist fertig«, rief er wenig später. »Auf den Kuchen müssen Sie leider verzichten.«
    »Schade, und auf den hatte ich gerade besonders große Lust.«
    Er schien nicht so recht zu wissen, ob sie es ernst meinte, und sah sie mit einem seltsamen Ausdruck an, als er hinter dem Vorhang hervorkam. Seine Unsicherheit währte nur ein paar Sekunden. »Wenn ich frische Milch und Eier hätte, würde ich Ihnen einen backen, Ma’am. Wenn Sie bitte Platz nehmen wollen?«
    Sie verbeugte sich, als wäre sie tatsächlich eine Lady wie Mrs Whittler und er ihr Diener, und setzte sich an den Tisch. Sie nippte an dem heißen Kaffee, verfeinerte ihn mit etwas Dosenmilch und Zucker und nickte anerkennend. »Gar nicht mal übel«, sagte sie, »wenn man Kaffee mag und berücksichtigt, dass ihn ein Hinterwäldler aus den Bergen gekocht hat.« Sie

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