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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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niemals die Genugtuung verschaffen, mich hinter Gitter zu bringen. Eher irre ich für den Rest meines Lebens durch die Wildnis. Ich bin unschuldig! Wer ins Gefängnis gehört, ist Frank Whittler selbst. Der Mistkerl hat versucht, mich zu vergewaltigen!«
    »Und Sie haben ihm ordentlich eine verpasst!« Er schien stolz auf sie zu sein. »Sie hätten den Burschen erschießen sollen, dann hätten Sie Ruhe!«
    »Dann wäre jetzt sein Vater hinter mir her. Er ist ein hohes Tier bei der Canadian Pacific und kontrolliert halb Kanada. Ich wette, er hat auch bei der Polizei seine Leute sitzen. Wenn man die Eisenbahn gegen sich hat, kann man einpacken, das weiß doch jeder. Fragen Sie die Farmer, die ihr Land verkaufen mussten, die wurden mit einem Apfel und einem Ei abgespeist.«
    »Und Frank? Hat der auch Einfluss?«
    »Er war auf dem College in Toronto und hat sich eine reiche Verlobte mitgebracht. Besonders groß kann die Leidenschaft nicht sein, sonst hätte er sich wohl kaum an mich rangemacht. Er steigt bei seinem Vater ein. Er wird sich um die Grundstücksgeschäfte der Eisenbahn kümmern, hab ich gehört.«
    Alex biss in ein Stück Käse und kaute bedächtig. Die Lachfältchen um seine Augen verstärkten sich. »Sie sind ein harter Brocken, Lady, wissen Sie das? Eine Frau, die einen reichen Schnösel auf die Bretter schickt, der Polizei in Vancouver entwischt und sich die halbe Nacht durch einen Schneesturm in der Wildnis kämpft, trifft man nicht alle Tage. Von der Sache mit dem Wolf ganz zu schweigen. Sind Sie sicher, dass Sie das alles selbst erlebt haben?«
    »Glauben Sie vielleicht, ich flunkere Ihnen was vor?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sonst wären Sie wohl kaum hier. Die letzte Frau, die sich bei mir einquartierte, war eine Indianerin, und selbst die rannte nach zwei Tagen auf und davon.« Er nippte am Kaffee und verzog das Gesicht.
    »Aber sie konnte besser Kaffee kochen. Ist wohl nicht Ihre Stärke, Lady?«
    »Clarissa«, verbesserte sie ihn, »und wenn Sie weiter solche Reden führen, wieder ›Miss‹ oder ›Ma’am‹!« Sie funkelte ihn aufgebracht an. »Ich habe mich nicht als Dienstmädchen bei Ihnen beworben, und wenn Sie sich einbilden, dass ich Ihnen … Sie wissen, was ich meine, dann irren Sie sich.«
    Sein verlegenes Lächeln wischte alle Einwände hinweg. »Ich wollte Sie nicht beleidigen. Tut mir leid.« Er tauchte einen Zwieback in den Kaffee und kaute angestrengt. »Aber nicht jeder Mann ist ein Schwein wie dieser …«
    »Frank Whittler. Ich weiß, dass Sie nicht wie er sind.«
    Seine Miene hellte sich auf. »Hey … war das ein Eingeständnis?«
    »Aber Ihren Kaffee kochen Sie in Zukunft wieder selbst! Ich hab Ihnen die Hütte ausgekehrt und bin gründlich mit dem Putzlappen durchgegangen, das dürfte ja wohl erst mal reichen. Wenn’s sein muss, koche ich Ihnen sogar das Essen … Falls ich in Ihrer Unordnung irgendwelche Vorräte finde.«
    Er lächelte. »Die sind in der Vorratskammer draußen. Hab sie auf Stelzen gebaut, damit mir die Bären nicht die besten Stücke wegfressen. Elchbraten?«
    »Besser als trockener Zwieback.«
    Er schob lächelnd den Teller zurück und betrachtete sie eingehend, eine Angewohnheit, die sie auch später noch erröten lassen würde. »Ich schicke Sie nicht weg, Lady«, erwiderte er entschlossen. »Sie können bleiben, so lange Sie wollen, obwohl ich nicht sicher bin, was die feinen Damen und der Pfarrer in Ashcroft dazu sagen würden.« Er deutete hinter sich. »Sie können im Bett hinter dem Vorhang schlafen, da schaue ich Ihnen nichts weg, und die Wasserschüssel gebe ich Ihnen auch. Ich wasche mich draußen im Schnee.«
    »Ich bleibe nicht lange, Mister.«
    »Ich heiße Alex. Nicht Alexander oder Mister … nur Alex.«
    »Und ich Clarissa und nicht Lady.«
    »Lady passt aber zu Ihnen.« Er trank einen weiteren Schluck Kaffee und verzog erneut das Gesicht. »Wie lange wollen Sie denn bleiben? Und wo wollen Sie dann hin? Wenn dieser Whittler wirklich so besessen von Ihnen ist, gibt er der Polizei eine Fotografie oder eine Zeichnung von Ihnen und lässt einen Steckbrief verteilen. Vielleicht setzt er sogar eine Belohnung aus.«
    »Wie bei Belle Starr? Die raubte Postkutschen und Banken aus und wurde überall gesucht. Hab ich in einer Ihrer Buffalo-Bill-Geschichten gelesen.«
    »So ähnlich.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich gehe in die Staaten runter, nach Montana oder Idaho. Da soll es genauso schön wie in Kanada sein. In den Staaten bin ich relativ

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