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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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geblieben ist, ungefähr zehn Meilen von Ashcroft. Als Whittler mit der Reservelok auftauchte, ist sie auf und davon. Die Polizei glaubt, dass sie im Wald erfroren ist und wir wahrscheinlich im Frühjahr ihre Leiche finden, aber das halte ich für ein Gerücht. Du hast keine Frau gesehen, oder? Jung und ansehnlich, Mitte Zwanzig, schlank …«
    Alex spielte den Unschuldigen. »Ich war die letzten beiden Tage mit dem Hundeschlitten unterwegs. Bin meine Fallen abgefahren. Das einzige weibliche Wesen, dem ich dort begegnet bin, hatte vier Beine und ein dickes Fell.«
    »Und du bist sicher, dass du sie nicht in deiner Hütte versteckt hast?« Crazy Joe klang misstrauisch. »Wäre doch verlockend. Eine schöne Frau, die dir das Bett im Winter wärmt und vielleicht sogar ihre Beute mit dir teilt …«
    »Hältst du mich für übergeschnappt? Du weißt doch, dass ich enge Räume nicht ausstehen kann. Ich werde den Teufel tun und so ein Risiko eingehen. Meinst du, ich hab Lust, die nächsten Jahre im Gefängnis zu verbringen?«
    »Manche Frauen sollen das wert sein.«
    »Nicht eine einzige, Crazy Joe!«
    »Dann hast du ja sicher nichts dagegen, dass ich mich mal umsehe.« Jetzt klang seine Stimme gefährlich. »Frank Whittler hat mich als Eisenbahndetektiv eingeschworen, weißt du? Ich bin im offiziellen Auftrag unterwegs.«
    »Meinetwegen, aber mach keine Unordnung.«
    Clarissa kroch so weit unters Bett, bis sie dicht an der Wand lag. Mit klopfendem Herzen hörte sie, wie Crazy Joe durch die Hütte ging, den Vorhang zur Seite schob und sich umsah. Nur weil er beim Bücken einen stechenden Schmerz im Rücken spürte, sah er nicht unter ihr Bett.
    Leise fluchend kehrte er zu Alex zurück. »Glück gehabt«, sagte er mürrisch, »wirst wohl auch schon zu alt für die jungen Weiber. Aber sieh dich vor! Wenn mir zu Ohren kommt, dass du der Frau aus der Patsche geholfen oder selbst die Belohnung kassiert hast, häng ich dich an den Ohren auf und lass dich von den Wölfen auffressen.« Er ging schweigend ein paar Schritte und blieb wieder stehen. »Du hast mir gar keinen Kaffee angeboten, Alex.«
    »Scher dich zum Teufel, Crazy Joe!«
    Der Oldtimer öffnete die Tür und verließ lachend den Raum. Selbst in ihrem Versteck spürte Clarissa den eisigen Luftzug, der durch die offene Tür in die Hütte fuhr. Sie wartete, bis Crazy Joe davongefahren war, und kroch unter dem Bett hervor. Erleichtert klopfte sie sich den Staub aus den Kleidern.
    »Vielen Dank«, sagte sie zu Alex.
    »Ich bin wohl doch übergeschnappt«, erwiderte der Fallensteller.

10
    »Sie bleiben besser im Haus«, sagte Alex, als sie das schmutzige Wasser nach draußen bringen wollte. »Crazy Joe ist sicher noch in der Nähe. Wie ich ihn kenne, versteckt er sich am Waldrand und wartet nur darauf, dass Sie aus der Hütte kommen. Er ist ein zäher Bursche.« Er nahm ihr die Schüssel ab, öffnete die Tür und schüttete das Wasser in den Schnee. Durchs Fenster beobachtete sie, wie er einen Augenblick stehen blieb und ein paar Worte mit seinen Hunden wechselte, neuen Schnee in die Schüssel füllte und wieder in die Hütte kam. »Crazy Joe ist noch da«, bestätigte er, als er die Schüssel neben den Ofen stellte. »Wenn Billy die Ohren aufstellt, ist immer jemand in der Nähe.«
    »Billy?«, fragte sie erstaunt.
    »Mein Leithund. Einen klügeren Husky als meinen Billy gibt es nicht. Wenn ich den nicht hätte, wäre ich schon lange tot. Im letzten Winter hat er mich und die anderen Hunde fast im Alleingang durch einen Blizzard geführt, und einen Grizzly wittert er auf zehn Meilen.« Er trat neben sie ans Fenster und blickte zum Waldrand hinüber. »Crazy Joe konnte nie genug kriegen.«
    »Er ist nur wegen der tausend Dollar hinter mir her?«
    »Nur? Dafür bekomme ich eine halbe Stadt.«
    »Und Sie wollen sich das Geld nicht verdienen?«
    »Ich brauche keine halbe Stadt«, antwortete er ernst. »Mir reicht das Geld, das ich mit meinen Fellen verdiene. Ich hab meine Hütte, meine Hunde, mein Gewehr und den Kram, den ich zum Leben brauche, und wenn ich was übrig habe, gehe ich nach Ashcroft oder Beaver Creek und hau das Geld im Saloon auf den Kopf. Mehr muss ich nicht haben. Was soll ich mit tausend Dollar?«
    »Und Crazy Joe ist anders?«
    Alex nickte versonnen. »Er war mal Fallensteller, so wie ich. Eine Zeitlang waren wir sogar zusammen in den Bergen unterwegs. Irgendwann wurde er wütend, weil ich mehr Felle hatte als er, und ich erwischte ihn dabei, wie er mir zwei

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