Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis
Dosenmilch und Wasser, in der Hoffnung, es würde wenigstens annähernd so gut schmecken.
Alex vergrub den Abfall in der Erdgrube, eine anstrengende Arbeit bei dem eigentlich schon zu harten Boden, und nutzte die restliche Zeit für die Herstellung eines Kistendeckels. Drei lose Bretter, die er hinter dem Haus aufbewahrt hatte, nagelte er zu einer nicht ganz dichten Abdeckung für die Abfallkiste zusammen. Sie würde den Gestank zumindest etwas eindämmen. »Die Luft ist rein«, sagte er, als er wieder hereinkam. »Crazy Joe ist gefahren. Macht auch keinen Spaß, den ganzen Tag in der Kälte herumzustehen. Er griff nach dem Eimer Wasser, den er bereitgestellt hatte, und deutete auf die Schüssel mit dem Lachseintopf, die er mit dem Elchbraten aus der Vorratskammer hereingebracht hatte. »Kommen Sie! Wird höchste Zeit, dass Sie mal wieder an die frische Luft kommen. Helfen Sie mir, die Hunde zu füttern!«
Nach dem langen Tag in der Hütte genoss Clarissa die frische Luft. Der Himmel war dunstiger als am vergangenen Tag, und die Sonne hatte sich hinter den Wolken versteckt, als scheute sie sich davor, das Land mit ihrer Wärme zu verwöhnen. Der wuchtige Wind, der durch die Schluchten im Norden durch das Tal blies, ließ keinen Zweifel daran, dass die Sonne auf verlorenem Posten stand und der Winter im Begriff war, das Land in den Griff zu bekommen. Vereinzelte Schneeflocken tanzten im Wind und verteilten sich auf dem glitzernden Schnee, der selbst die Felshänge in den Ausläufern der Berge etwas weicher und sanfter aussehen ließ.
Clarissa warf einen kurzen Blick zum Waldrand, bevor sie Alex zu den Hunden folgte, konnte aber ebenfalls niemand entdecken und wurde schon im nächsten Augenblick von dem kräftigen Jaulen der Huskys abgelenkt, die anscheinend genau wussten, dass Alex das Fressen brachte, und sie in ihrer Aufregung gar nicht zur Kenntnis nahmen. Sie hatte selten so lebhafte Hunde gesehen, nicht einmal der Mischlingshund auf der Farm ihres Onkels, ein erstklassiger Wachhund mit guten Ohren, war so flink gewesen.
Erst als sie merkten, dass sie den Eimer mit dem Fressen trug, wandten sie sich ihr zu, zerrten heftig an den langen Leinen und sprangen an ihr hoch. Ausgerechnet der kleinste, ein schwarzer Hund mit einem weißen Fleck auf der Stirn, trieb es besonders wild und ungestüm und stieß sie fast über den Haufen. Sie ließ beinahe den Eimer fallen.
»Das ist Smoky«, rief Alex. Die Huskys jaulten so laut, dass sie ihn kaum verstand. »Mein jüngster. Ich hab ihn letztes Jahr einem Indianer abgekauft. Ein wilder Bursche. Ich lasse ihn hinter Billy laufen, da kann er am wenigsten Unheil anrichten. Nicht besonders klug, aber schneller als der Blitz.« Er blickte den Husky an. »Hey, Smoky! Benimm dich gefälligst! Heute bedient dich eine Lady. Da muss man sich zusammenreißen und nicht wie ein Rüpel an der Leine zerren. Zeig der Lady, dass du dich benehmen kannst, okay?«
Billy dachte nicht daran und stürzte sich gierig auf das Fressen, das Clarissa ihm in den Napf schüttete. Sie schlug einen großen Bogen um ihn, hatte aber nichts zu befürchten, solange er mit seinem Fressen beschäftigt war. »Lachen Sie nur!«, schimpfte sie. Der Fallensteller stand mit dem leeren Eimer zwischen den Hunden und amüsierte sich anscheinend über sie. »Ich bin Hunde gewöhnt, mein Onkel hat auch einen, aber nicht solche Wildfänge!«
»Und ich dachte, eine Frau, die einen wilden Wolf verarztet, kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen«, konterte er. Sein spöttischer Tonfall verriet, dass er ihr immer noch nicht glaubte. »Geben Sie Billy sein Fressen, das ist mein Leithund, der kommt eigentlich vor den anderen dran, sonst ist er beleidigt. Sehen Sie? Er hat kaum noch Augen für Sie. Der Schwarze mit den weißen Strümpfen. Billy stammt aus der Zucht des Händlers, der mir den Großteil meiner Pelze abnimmt, und der hat ihn von einem Cree-Indianer.«
Billy würdigte sie keines Blickes, als sie den Eintopf in seinen Fressnapf schüttete, er strafte auch Smoky mit einem verächtlichen Knurren. »Clarissa hat es nicht so gemeint«, klärte Alex seinen Leithund auf. »Sie ist erst seit gestern bei uns und hatte noch nie mit Huskys zu tun. Gib ihr eine Chance, Billy!«
Billy hob den Kopf und schien angestrengt darüber nachzudenken, ob er ihr den Fehler durchgehen lassen konnte, bequemte sich nach längerem Zögern zu einem verzeihenden Jaulen und widmete sich seiner Mahlzeit. »Tut mir leid, Billy«,
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