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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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der sie schon auf der Schneise eingehüllt hatte. Sie spürte seinen Körper und sein brennendes Verlangen, empfand es auch selbst und schaffte es nur dank ihres eisernen Willens, sich von ihm zu lösen und mit Tränen in den Augen auf die Decken zu sinken. Nicht nur ihrer Mutter zuliebe, die vom Himmel auf sie herabblickte, davon war sie überzeugt, wollte sie unberührt in eine mögliche Ehe gehen. Auch die Gefahr, in ihrer Zwangslage ein Kind zu bekommen, erschreckte sie, und der Gedanke, möglicherweise von Frank Whittler geschnappt zu werden, ins Gefängnis gesperrt und von ihrem Kind getrennt zu werden, erschien ihr beinahe unerträglich. Sie würde auf andere Weise versuchen müssen, die unerträgliche Spannung, die ihn zu beseelen schien, zu lösen. Er gab ihr sein stummes Einverständnis, küsste sie jetzt sanfter und beinahe schüchtern, als hätte er Angst, die Leidenschaft erneut heraufzubeschwören und für ein tragisches Unglück zu sorgen.
    Sie durfte nicht länger warten, machte sie sich vor dem Einschlafen in ihrem eigenen Bett klar, sie musste ihn jetzt verlassen, bevor eine Trennung unmöglich würde. Sobald er seine Gehirnerschütterung überwunden hatte, würde sie ihn bitten, sie nach Beaver Creek zu bringen. Hinter der Notwendigkeit, Frank Whittler zu entkommen, musste auch ihr persönliches Glück zurückstehen, zumindest so lange, bis Gras über die Sache gewachsen war. Wenn ihre Liebe zu Alex stark genug war, würde sie auch die schwere Zeit überstehen und erneut aufblühen, wenn sie zu ihm zurückkehrte. Sie würde ihm nicht gestatten, gemeinsam mit ihm zu fliehen, selbst wenn er das wollte, damit würde sie ihn nur zu einem Straftäter machen, dem eine Gefängnisstrafe wegen Beihilfe drohte, falls man sie gemeinsam erwischte. Es war schon beinahe zu viel verlangt, sich von ihm nach Beaver Creek bringen zu lassen.
    Ein wandernder Schatten, der flackernd über das Fenster kroch und mit der Dunkelheit in ihrem Zimmer verschmolz, weckte sie aus dem Dämmerzustand. Sie schlug erschrocken die Decken zurück, schlich zum Fenster und blickte in den Schnee hinaus. Dort stand Bones vor dem Haus, ungefähr dort, wo er gewesen war, als sie Alex getroffen hatte.
    Träumte sie? War sie auch am Kopf getroffen worden?
    Sie schloss die Augen und öffnete sie wieder, doch Bones war immer noch da. Er benahm sich seltsam, lief mehrmals in die Richtung, aus der sie ins Tal gekommen war, und kehrte wieder zurück, wie ein Hund, der seinen Herrn auf eine Gefahr aufmerksam machen wollte.
    »Alex!«, rief sie erschrocken.

16
    Clarissa stand dicht am Fenster, als Alex den Vorhang zur Seite schob und zu ihr kam. Er hielt sich den Kopf, fühlte sich anscheinend immer noch benommen, und blickte sie erstaunt an. »Stimmt was nicht? Hast du schlecht geträumt? Unser Unfall gestern war starker Tobak, das gebe ich ja zu, aber …«
    »Wir müssen hier weg!«, ließ sie ihn nicht ausreden. »Sofort! Ich glaube, die Verfolger sind ganz in der Nähe! Das ist bestimmt dieser Crazy Joe! Er will sich die tausend Dollar verdienen! Er kann jeden Augenblick hier auftauchen!«
    »Crazy Joe? Mitten in der Nacht?«
    »Vielleicht ist Frank Whittler dabei! Dem traue ich alles zu!«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass die Männer nicht mehr weit sein können. Sie können jeden Augenblick hier auftauchen, und dann ist es zu spät. Diesmal finden sie mich, und wenn ich mich noch so gut verstecke.«
    »Du hast schlecht geträumt, Clarissa.«
    »Ich bin hellwach, Alex. Bones …«
    »Bones?« Er glaubte, sich verhört zu haben. »Du willst mir doch nicht weismachen, dass dir dieser knochige Wolf was im Traum geflüstert hat.«
    »Er ist da draußen, Alex! Er will mich warnen!«
    Er trat neben sie und blickte aus dem Fenster; vergeblich hielt er nach dem Wolf Ausschau. Vor dem Haus war alles still, lediglich der Wind trieb leichte Schneeschleier durch das Tal. Nicht einmal die Huskys rührten sich, nicht mal ein leises Jaulen war zu hören. »Da ist niemand! Das bildest du dir ein, Clarissa.«
    »Aber eben war er noch da! Ich weiß, wie verrückt das klingt, aber ich habe ihn wirklich gesehen! Sonst hätte ich dich doch gar nicht geweckt! Bones war eben noch vor dem Haus und wollte mich warnen. Ich muss hier weg!«
    Alex zögerte nur einen Augenblick. »Meinetwegen. Ich werde mich mal in der Nähe umsehen. Hat keinen Zweck, dass wir überstürzt das Weite suchen, nur weil du schlecht geträumt hast oder

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