Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis
und weiterfuhr, empörte sie sich doch über ihn und bemühte sich krampfhaft, ihn ihre Tränen nicht sehen zu lassen. So sehr sie sich auch einredete, keine Besitzansprüche an den Fallensteller zu stellen und ohnehin bald von ihm getrennt zu sein, war sie traurig darüber, dass er den Vorurteilen der Menschen aus Vancouver entsprach. Genau solche Männer wie ihn hatten sie im Sinn, wenn sie Fallensteller als »hinterwäldlerisch« und »ungehobelt« bezeichneten. Er war nicht der Prinz, von dem sie in einsamen Nächten geträumt hatte, und sie würden den Teufel tun und zusammen in den Sonnenuntergang fahren, um in der malerischen Wildnis glücklich bis ans Ende ihrer Tage zu leben. Er hatte sie vor ihren Verfolgern gerettet, und sie hatte ihr Vergnügen daran gefunden, sich im Umgang mit den Hunden und dem Schlitten zu beweisen, und sie hatten sich vielleicht sogar ineinander verliebt, weil sie beide Halt brauchten und ihn in der Gegenwart des anderen gefunden hatten. Aber dieser Zustand war bald vorbei. Sie befanden sich bereits auf dem Rückweg in die wirkliche Welt, und jeder ging bald wieder seine eigenen Wege. Sie weinte leise.
Einige Meilen weiter nördlich bogen sie nach Nordosten ab, und Alex lenkte den Schlitten auf einen zugefrorenen Nebenfluss des Fraser River. Das Eis war bereits fest und dick und bot einen idealen Untergrund für die Hunde und den Schlitten. Billy fand sichtlichen Gefallen daran, den Schlitten über die raue Oberfläche zu ziehen, und feuerte die anderen Hunde mit aufmunternden Blicken an, wobei er nicht vergaß, überhängenden Zweigen und aufgeworfenem Eis auszuweichen und Alex genug Zeit zu geben, dem Schlitten durch Verlagerung des Körpergewichts eine andere Richtung zu geben. In dem dichten Fichtenwald, der sich zu beiden Seiten des Flusses erstreckte, hallten die knappen Kommandos des Fallenstellers dumpf wie ein Echo nach, und das Scharren der Kufen schnitt geräuschvoll in die morgendliche Stille.
Auf einer Lichtung trieb Alex die Hunde aus dem Fluss, blieb eine Weile am Ufer und bog dann plötzlich nach rechts ab in den Wald. Er schien jeden Quadratzoll dieses Waldes zu kennen und lenkte den Schlitten mit einer solchen Entschlossenheit zwischen den Bäumen hindurch, als würde er jeden Tag nach Beaver Creek fahren. Die Huskys zeigten sich ähnlich zuversichtlich, sie schienen genau zu wissen, wohin die Fahrt ging, und zauderten nicht einmal, schreckten auch nicht vor der tiefen Senke zurück, in die Alex sie trieb, bevor er vom Trittbrett sprang und ihnen half, den Schlitten einen steilen Hang hinaufzubewegen, und dann an einer steilen Felswand entlangfuhr.
Den Morgen erlebten sie am Ufer eines zugefrorenen Baches, kaum breit genug für ihren Schlitten und teilweise von aufgeworfenem Eis bedeckt, sodass sie öfter gezwungen waren, einen Umweg einzuschlagen. Wenn die Böschung zu steil war, musste auch Clarissa vom Schlitten steigen und dabei helfen, ihn über das steile Ufer zu wuchten. Die aufgehende Sonne war nicht zu sehen. Obwohl das Schneetreiben aufgehört hatte und die meisten Wolken nach Süden weitergezogen waren, war sie nur als heller Schimmer zwischen den Baumkronen zu erkennen. Ihr schwacher Schein ließ den schneebedeckten Waldboden geheimnisvoll leuchten und passte zu der unheimlichen Stille, die sich zwischen den Bäumen ausbreitete. Das Scharren der Kufen klang übernatürlich laut. Clarissa glaubte, sogar den Atem der Hunde hören zu können.
Gegen neun Uhr, der helle Fleck hinter den Baumkronen war bereits wesentlich größer geworden, erreichten sie das Holzfällerlager außerhalb von Beaver Creek. Schon aus der Ferne hörten sie die Axtschläge und das Mahlen der Sägen. Dem warnenden Ruf »Timber!«, der sich als vielfaches Echo durch den Wald fortpflanzte, folgte ein gewaltiges Krachen, das selbst den festen Boden erzittern ließ und die Hunde so erschreckte, dass sie für einen Augenblick die Orientierung verloren und in die falsche Richtung liefen. Alex brachte sie mit einem knappen Kommandoruf in die Spur zurück.
Das eigentliche Lager, das aus dem Versammlungshaus, in dem die Holzfäller ihre Mahlzeiten einnahmen, den beiden Schlafhäusern und mehreren anderen Blockhäusern bestand, befand sich unterhalb eines weiten Hanges, der bereits zur Hälfte abgeholzt war. Eine breite Schneise führte von dort in den Wald hinein, die Transportstraße nach Westen, über die kräftige Pferdegespanne die von Ästen und Zweigen befreiten Stämme zu einem
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