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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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sie. Jede Begegnung mit einem anderen Menschen konnte sich als fatal erweisen und sie der Freiheit berauben, die sie bei Alex in der Abgeschiedenheit so schätzen gelernt hatte.
    Ihre Angst war berechtigt, denn schon nach wenigen Minuten hielt Alex vor einer lang gezogenen Kurve den Schlitten an und sagte: »Schnell! Unter die Decken! Ich glaube, da kommt jemand! Kein Laut, egal was passiert!«
    Sie gehorchte wortlos, kroch unter die Decken und schenkte Alex ein unsicheres Lächeln, als er die restlichen Decken und die Felle so auf ihr verteilte, dass niemand Verdacht schöpfte. Kaum war er fertig, stieg er wieder auf das Trittbrett und ließ die Hunde laufen. »Alles okay? Bekommst du Luft?«
    »Alles okay«, antwortete sie leise.
    Natürlich war nicht alles okay. Sie hatte furchtbare Angst und wäre am liebsten vom Schlitten gesprungen und davongerannt, als die Geräusche eines näher kommenden Schlittens zu hören waren und Alex den Musher erkannte.
    »Ein Mountie!«, hörte sie ihn leise sagen.
    Ein Polizist der North West Mounted Police, der hatte ihnen gerade noch gefehlt! Die rotberockten Gesetzeshüter waren überall in Kanada unterwegs und unterstützten die örtliche Polizei dabei, die Ordnung aufrechtzuerhalten.
    Sie konnte nicht sehen, dass der Mountie nicht seine rote Jacke, sondern den kurzen Büffelfellmantel trug, den alle Polizisten für die eisigen Winter ausgehändigt bekamen, und statt seines breitkrempigen Hutes, an dem man ihn sogar aus großer Entfernung erkannt hätte, bedeckte eine gefütterte Fellmütze seinen Kopf. Dennoch erkannte Alex den Mann schon von Weitem.
    »Ich kenne den Burschen«, sagte er leise. »Constable Leland D. Ryker, wenn ich mich nicht irre. Ein unangenehmer Patron, der versteht keinen Spaß. Letztes Jahr in Barkerville hat er mich mal eingebuchtet. Er war ziemlich wütend auf mich damals. Ich hoffe, er hat die Sache inzwischen vergessen.«
    Aber der Constable erkannte ihn auf Anhieb. »Alex Carmack!«, rief er, als beide ihre Schlitten gebremst hatten und so weit voneinander entfernt stehen blieben, dass sich die Hunde nicht ins Gehege kamen. »Der Weiberheld von Barkerville! Wie lange hatte ich Sie damals eingesperrt? Vierundzwanzig Stunden?«
    »Drei Tage, Constable«, erwiderte Alex verlegen.
    »Viel zu kurz, wenn Sie mich fragen, Sie hätten mindestens zwei Wochen verdient, aber das Gesetz ließ mir leider wenig Spielraum. Hätten Ihre betrunkenen Freunde nicht mindestens einen Meineid auf sich genommen, wären Sie vielleicht sogar noch länger in den Knast gewandert. Ich kann es nicht leiden, wenn sich jemand unter dem Einfluss von Alkohol so gehen lässt. Auch in einer sündigen Stadt wie Barkerville sollte man die Grenzen respektieren. Sie hätten Ihr Geld sparen sollen, das wäre einträglicher gewesen.«
    »Aber das ist beinahe zwölf Monate her, Constable. Ein bedauernswerter Ausrutscher. Seitdem habe ich mir nichts mehr zuschulden kommen lassen.«
    »Ein Ausrutscher?« Die Stimme des Mounties war voller Spott. »Sie haben eine halbnackte Frau huckepack durch die Stadt getragen … Nennen Sie das etwa einen Ausrutscher? Auch wenn die Dame vom horizontalen Gewerbe war, so was gehört sich nicht. So was gab es vielleicht in Texas, vor zwanzig Jahren, als sich die Burschen in Dodge City und Abilene austobten, aber die hatten auch einen dreimonatigen Treck hinter sich und etwas Nachholbedarf.«
    »Den hatte ich damals auch, Constable. Ich wollte doch …«
    »Sparen Sie sich Ihre scheinheiligen Erklärungen, Carmack!«, würgte ihn der Mountie ab. »Sie haben Mist gebaut, also stehen Sie auch dazu. Richtig?«
    »Richtig, Sir.«
    Clarissa war unter ihren Decken rot angelaufen. Die Hände zu Fäusten geballt, wusste sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Dass ein Fallensteller wie er kein Heiliger war, hätte sie sich denken können. Ein Whiskey zu viel, eine Schlägerei im Saloon, eine Nacht mit einem leichten Mädchen, das alles hatten auch die jungen Fischer hinter sich, die sie in Vancouver getroffen hatte. Kein Grund, um einen Mann gleich zu verdammen, und immer noch besser, als wie Frank Whittler seine Verlobte zu betrügen und sich an ein Dienstmädchen heranzumachen. Aber was dieser Mountie von dem leichten Mädchen erzählte, war doch ein wenig zu heftig.
    Du verdammter Mistkerl, flüsterte sie in Gedanken.
    »Darf ich fragen, was Sie um diese Zeit auf der Straße machen?«, erklang die sonore Stimme des Mounties, immer noch durchsetzt von beißendem

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