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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Nebenfluss des Fraser Rivers zogen. Bis zum Frühjahr, wenn das Eis aufbrach, blieb die Straße unbenutzt. Ein Teil der Pferde blieb in den Koppeln, der andere half den Männern, die Stämme vom Hang ins Lager zu schaffen. Abseits der Häuser wuchsen die Stapel mit dem wertvollen Fichtenholz ständig an. Einige Huskys, die vor dem Versammlungshaus im Schnee lagen, begannen laut zu heulen und zu jaulen, als sie ihre Artgenossen auf dem nahen Hang witterten.
    » Easy «, ermahnte Alex seine Hunde, langsamer zu laufen. Er fuhr zwischen den Stümpfen der gerodeten Bäume über den Hang und winkte den Holzfällern zu, die mit ihren langen Äxten tiefe Keile in die Bäume schlugen und ihnen zu zweit mit den großen Sägen zu Leibe rückten. Zwei Männer kletterten oben in den Baumkronen herum und befreiten die Bäume von störenden Ästen oder Zweigen, die Voraussetzung dafür, dass sie in die gewünschte Richtung fielen. Mehrere Lumberjacks, wie man die Holzfäller nannte, entfernten die übrigen Äste und Zweige von den gefällten Stämmen. Für den Transport ins Lager standen zwei schwere Fuhrwerke bereit.
    Clarissa und Alex waren bereits auf dem abschüssigen Hang ins Lager, als ihnen ein kräftiger Holzfäller mit geschulterter Axt in den Weg trat. Er war ungewöhnlich groß und grinste so breit, dass man seine breiten Zahnlücken sah. Über seine linke Wange zog sich eine hässliche Narbe. Seine Augen waren auf Clarissa gerichtet, als er sagte: »Ich will doch gleich verdammt sein! So ein hübsches Vögelchen hatten wir schon lange nicht mehr in Beaver Creek.« Er blickte Alex an. »Bringst du etwa Nachschub für den Bird Cage?«
    Alex hielt mit dem Schlitten dicht vor ihm und hatte Mühe, die Hunde zu beruhigen. Er kannte den Holzfäller nicht, dachte aber auch nicht daran, die Beleidigung auf Clarissa sitzen zu lassen. »Für so eine Bemerkung sollte ich dir eigentlich deine restlichen Zähne einschlagen. Miss Holland ist eine Lady. Entschuldige dich gefälligst bei ihr, bevor ich meine Drohung wahr mache und dir den Verstand aus deinem dicken Schädel prügele. Verstanden?«
    Der Holzfäller lachte grob. »Ho, ho, du nimmst den Mund ganz schön voll, Fallensteller! Ich wollte das hübsche Ding auf dem Schlitten doch nicht beleidigen. Ganz im Gegenteil, etwas Schöneres könnte ich mir in unserem Bird Cage gar nicht vorstellen. Ich wäre sogar bereit, einen Dollar mehr für sie bezahlen.« Er wandte sich wieder an Clarissa. »Überlegen Sie es sich, Miss! Den anderen Vögelchen war es eine Ehre, mit mir das Bettchen zu teilen.«
    »Jetzt reicht’s mir aber!«, explodierte Alex und sprang vom Schlitten. Er wusste natürlich, dass er nicht die geringste Chance gegen den mächtigen Holzfäller hatte, war es aber seiner Ehre schuldig, auf ihn loszugehen. »Wenn du deine Axt weglegst, zeige ich dir, was es heißt, eine Lady zu beleidigen!«
    Die Hunde spürten, dass sich eine Schlägerei anbahnte, und jaulten laut. Billy zog an den Leinen, als wollte er an dem Holzfäller vorbeilaufen und sich und seinen Herrn in Sicherheit bringen. Smoky bellte ihn wütend an.
    »Nein, Alex!«, rief Clarissa erschrocken. »Das bringt doch nichts!«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, triumphierte der Holzfäller schon jetzt. Er warf seine Axt in den Schnee und wollte ein paar Schritte gehen, sah sich aber plötzlich den aufgebrachten Hunden gegenüber. »Aber vorher pfeifst du deine hässlichen Köter zurück, oder traust du dich allein nicht an mich ran?«
    »Billy! Smoky! Zurück!«, rief Alex.
    »Alex! Komm zurück!«, rief Clarissa.
    Inzwischen waren auch die anderen Holzfäller auf sie aufmerksam geworden, und einige hatten bereits ihre Äxte oder Sägen gesenkt und kamen neugierig näher. Einen Faustkampf zwischen dem stärksten Mann ihres Camps und einem schmächtigen Fallensteller wollte sich niemand entgehen lassen.
    Aber ihr Vormann, ein rothaariger Mann mit einem Gewehr über den Schultern, hatte etwas dagegen: »Aufhören! Sofort aufhören, Colby!«, fuhr er den mächtigen Holzfäller an. »Ich habe langsam genug von deinen Extra-Touren!«
    »Gib mir zwei Minuten«, erwiderte Colby, »dann bin ich mit dieser halben Portion fertig! Er will mir das Fell über die Ohren ziehen, hast du das gehört?« Er lachte schallend. »Ich werde ihn wie eine lästige Fliege zerdrücken und seine Überreste den Wölfen zum Fraß vorwerfen.« Er hob die Fäuste und blickte Alex spöttisch entgegen. »Hast du plötzlich Angst,

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