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Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Axt.
    Ohne recht glauben zu können, was er da gerade tat, schob er die Axt in seinen Gürtel und stahl sich weiter auf der Suche nach Renns Unterschlupf. Obwohl es verrückt war, noch länger zu bleiben, konnte er einfach nicht gehen, bevor er nicht ihre Hütte gefunden hatte.
    Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass sie sich inzwischen eine Hütte mit Saeunn teilte, wie ihm der schale Geruch nach alter Frau sagte. Wie sehr musste Renn diese Gemeinschaft verabscheuen.
    Der Anblick ihrer Ausrüstung, die achtlos auf einem unordentlichen Stapel in der Ecke lag, schmerzte ihn. Ihr geliebter Bogen baumelte an einem Querbalken. Als er den Bogen berührte, bildete er sich ein, ihre spöttische, freundliche Stimme zu hören. Damals, als er Renn kennengelernt hatte, als die Raben noch seine Feinde waren und er um sein Leben gekämpft hatte, hatte Renn ihm einen Becher mit Holundersaft gereicht. »Das ist nur gerecht«, hatte sie gesagt.
    Auf ihrer Schlafmatte aus Weidenzweigen lag ein neuer Medizinbeutel, den Torak noch nie gesehen hatte, offenbar der Ersatz für den Beutel, den sie ihm gegeben hatte. Er öffnete ihn und entdeckte zu seiner Überraschung zwischen den getrockneten Pilzen und Haarsträhnen jenen flachen weißen Kiesel, auf den er im vergangenen Sommer seine Clantätowierung gemalt hatte. Sie hatte ihn die ganze Zeit über aufbewahrt.
    Er schloss die Hand um den kleinen Stein. Dadurch würde er ihr besser als mit Worten zu verstehen geben, dass er nie mehr zurückkehrte.

    In geduckter Haltung lief er eilig stromaufwärts, stets in der Deckung des Ufergestrüpps. Er war noch nicht weit gekommen, als er das leise, verstohlene Herannahen eines oder mehrerer seiner Verfolger vernahm.
    Aki konnte es nicht sein, der würde mehr Lärm machen. Wer es auch sein mochte, sie bewegten sich geschickt und beinahe lautlos, blieben im Schatten.
    Nun, so gut sie auch waren, er war besser.
    Das Flussbett war an dieser Stelle, wo das Wasser langsam zwischen halb ertrunkenen Erlen dahingluckste, besonders tief. Torak zog die Stiefel aus und band sie sich um den Hals. Köcher, Bogen und den zusammengerollten Schlafsack auf dem Kopf balancierend, watete er ins Wasser hinein. Die Kälte verschlug ihm den Atem, aber er biss die Zähne zusammen und marschierte weiter, bis er brusthoch ihm Nass stand.
    Er stemmte sich mit den Beinen gegen den Sog der Strömung und wartete. Zwischen den Bäumen ertönte das Schmatzen und Saugen des Flusses. Schließlich leise gedämpfte Schritte.
    Am Ufer rief jemand leise seinen Namen.
    Torak erstarrte.
    »Torak!«, rief Renn erneut. »Wo bist du?«
    Er blieb stumm.
    Dann eine zweite Stimme: »Verwandter, ich bin’s!«
    Torak zuckte überrascht zusammen.
    »Wir sind allein, ich schwöre es!«, zischte Bale rau.
     
    »Komm raus! Ich will dir helfen! Renn hat mir alles erzählt. Ich weiß, dass du ausgestoßen bist, aber wir bleiben trotzdem Verwandte!«
    Torak presste die Zähne aufeinander. Renn hatte schon einmal vergeblich ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um ihm zu helfen. Er durfte weder sie noch Bale ein zweites Mal in Gefahr bringen.
    Wie alle Jäger verstanden sich auch Renn und Bale aufs Warten. Nicht anders als Torak.
    Schließlich hörte er Bale seufzen: »Gehen wir.«
    »Nein!«, widersprach Renn. Dann raschelten Zweige. Sie kam näher – und plötzlich sah er sie am Ufer stehen.
    »Torak!«, rief sie mit lauter Stimme und ließ alle Vorsicht außer Acht. »Ich weiß, dass du hier bist, ich spüre, dass du uns hörst. Bitte. Bitte! Lass uns dir helfen!«
    Es war schon schwer genug gewesen, nicht auf Bales Rufe zu antworten, aber Renns bittender Stimme schweigend zuzuhören, fiel Torak so schwer wie noch nie etwas in seinem Leben. Der Drang, ihren Ruf zu erwidern oder sie durch ein Zeichen, das nur sie verstehen würde, auf sich aufmerksam zu machen, war beinahe übermächtig. Geh zum Lager zurück, flehte er sie stumm an. Ich ertrage das einfach nicht.
    Schließlich legte Bale die Hand auf Renns Schulter. »Komm, lass uns gehen. Entweder ist er nicht hier oder er möchte nicht, dass wir ihn finden.«
    Wütend schüttelte Renn seine Hand ab, aber als er kehrtmachte und den Weg zum Lager einschlug, folgte sie ihm.
    Torak wartete sehr lange und watete erst ans Ufer, als er sicher war, dass seine beiden Freunde verschwunden waren. Vor Kälte halb erstarrt und mit tauben Gliedern zog er mühsam die Stiefel an. Aus der aufgeplatzten Brustwunde sickerte warmes Blut. Gut so. Sollte sie doch

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