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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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wecken, aber nicht genug, dass er wieder eindösen konnte.
    Aber da… was war das? Natternzunges Überpelz verströmte noch einen anderen Geruch. Einen sauberen, heiß geliebten – den Geruch von Groß Schwanzlos!
    Aus Wolfs Freude wurde rasch Entsetzen, als er begriff, dass der Geruch nur eins bedeuten konnte. Die schlechten Schwanzlosen hatten seinen Rudelgefährten ebenfalls gefangen!
    Er geriet außer sich. Jaulend warf er sich gegen die Höhlenwände. Er reckte die Schnauze und wollte in Geheul ausbrechen, aber kräftige Pfoten packten seinen Kopf. Er sträubte sich und wollte beißen, war aber zu schwach, und die Schwanzlosen waren zu stark. Dann schlang man ihm wieder die verhasste Rehhaut ums Maul.
    Schon wieder konnte er nicht heulen.

Kapitel 23

    TORAK SAH DEN Steinwald wachsen. Neue Stämme barsten krachend aus dem Fels. Spröde Zweige spreizten sich bebend wie gebrochene Finger.
    Torak schloss die Augen, aber er sah es trotzdem. Ob das wohl das »innere Auge« war, dessen sich die Schamanen bedienten und von dem ihm Renn erzählt hatte? Wenn sie doch nur bei ihm wäre!
    Die schwarze Wurzel schmeckte süßlich und faulig. Sie wollte sich seiner Seelen bemächtigen, obwohl er nur ganz kurz darauf herumgekaut und sie dann unter die Zunge geschoben hatte. Ihm war übel und schwindlig, zugleich war er so wach wie noch nie.
    Er beobachtete, wie die Seelenesser den Opferstein umschritten. Wie der Steinwald hatten auch sie sich bis zur Unkenntlichkeit verändert. Die Fledermausschamanin hatte eine schrumplige Schnauze und breitete fauchend die ledrigen Schwingen aus, sodass sich die ganze Höhle verdunkelte. Der Eichenschamane überragte die Steinbäume noch, seine zerfurchte Rinde knarzte, als er zwei aus Schädeln und Zähnen gefertigte Rasseln schüttelte. Die Natternschamanin spähte mit stumpfen Augenschlitzen durch ihre zischende Schlangenmähne.
    Nur die Eulenschamanin war noch dieselbe, als sei sie ein Teil des Berges.
    Torak hockte unbeachtet und unschlüssig in einem dunklen Winkel. Wenn er sich davonstehlen und Wolf suchen wollte, war jetzt eine günstige Gelegenheit, aber die schwarze Wurzel fesselte ihn wie ein unsichtbares Netz. Er konnte sich nicht rühren.
    Auch alle Geräusche waren viel deutlicher als sonst. Torak hörte das Wasser von den Steinbäumen tropfen, hörte noch das leiseste Fledermausquieken, hörte die Natternschamanin züngeln. Ihm war bewusst, woher das kam, und ihm wurde ganz elend. Das Blut der Eule hatte sein Gehör geschärft.
    Er verabscheute sich dafür, dass er untätig blieb. Die Natternschamanin drehte sich unaufhörlich im Kreis und schüttelte den mit Schlangen besetzten Kopf so wild, dass er davon ganz benommen wurde. Eine Schlange fegte mit starrem gelbem Blick und schwarzer gespaltener Zunge an seinem Gesicht vorbei.
    Da trat die Natternschamanin plötzlich vor den Opferstein, tauchte die Hände in eine Steinschale und zog sie rot triefend wieder heraus. Um sich schlagend, taumelte sie in den hinteren Teil der Höhle und drückte die flachen Hände auf die Felswand.
    Der Eichenschamane und die Fledermausschamanin heulten verzückt.
    Torak hielt den Atem an.
    Als die Natternschamanin mit einem Satz von der Wand zurückwich, fingen die Handabdrücke zu qualmen an. Die roten Flecken fraßen sich durch die Hülle zwischen dieser und der Anderen Welt.
    Da begriff Torak endlich, was die gelben Handabdrücke zu bedeuten hatten, die ihm auf dem Weg durch den Berg aufgefallen waren. Dort hatte schon einmal jemand versucht, die Pforte zu finden.
    Die Schlangen zischten, in den Schädelrasseln klapperten die Zähne, die Erde selbst ächzte – aber Torak vernahm noch ein Geräusch, von dem ihm ein Kribbeln den Rücken herunterlief, als sei ihm eine Spinne ins Wams gekrochen. Ein Geräusch, das einem alle Kraft und Hoffnung raubte, ein Geräusch, von dem einem das Herz stockte – ein heiseres, bösartiges Schnaufen .
    Dämonen. Hinter der Felswand lauerten die Dämonen darauf, endlich entfesselt zu werden.
    Vor Entsetzen gelähmt, hielt Torak den Blick auf die tanzenden, singenden Seelenesser gerichtet. Was nun? Er musste Wolf suchen! Er musste die Seelenesser unbedingt daran hindern, die ganze Welt ins Unglück zu stürzen!
    Die Natternschamanin klopfte mit dem Flammenstein des Streuners die Wand ab und hielt zwischendurch lauschend inne. Die Rasseln klangen immer wilder, das Poch-Poch-Poch der schwarzen Steinklaue wurde immer heftiger.
    Torak konnte keinen klaren

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