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Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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noch auf den Knien und hielt sich die verletzte Hand. Dann kam er taumelnd auf die Beine und entfernte sich vom Rand der Klippe, bevor noch mehr Pfeile geflogen kamen.
    Auch Torak rappelte sich hoch und stolperte rückwärts. Schultern und Handgelenke taten ihm scheußlich weh. Direkt hinter ihm fiel die Klippe steil ab, der Altar befand sich jetzt zwischen ihm und Tenris.
    Mit zusammengebissenen Zähnen zog sich Tenris den Pfeil heraus. Schweiß lief ihm übers Gesicht und zog Bahnen durch die Aschebemalung, sodass man die verbrannte rote Haut sah. »Gib auf, Torak«, keuchte er, »es ist aus!«
    Abermals erscholl Geheul. Die Dämonen sind fort , verkündete Wolf.
    »Der ist über alle Berge«, winkte Tenris ab und bückte sich nach seiner Harpune, »der kann dir nicht mehr helfen.«
    »Er hat mir schon oft genug geholfen.«
    »Tja, Torak, jetzt bist du ganz allein«, sagte Tenris verächtlich. »Noch einmal können deine Freunde nicht auf mich schießen, weil sie dann womöglich aus Versehen dich treffen.«
    Torak schwieg. Er brauchte seine ganze Kraft, um sich auf den Beinen zu halten.
    »Nun gib schon endlich auf«, fuhr die klangvolle, verführerische Stimme fort. »Du hast dich wacker geschlagen, aber jetzt ist es an der Zeit, dass du deine Macht an jemanden abtrittst, der damit umzugehen weiß.«
    Torak warf einen Blick über die Schulter. Der Ostwind wurde stärker. Der Nebel lichtete sich allmählich. Ein silberner Lichtstreif ergoss sich aufs Meer.
    »Ich mach’s auch kurz«, raunte Tenris, »versprochen.«
    Tief unter sich sah Torak das rastlos wogende Meer schimmern. Im Gesicht spürte er den Wind, der vom Wald herkam, er dachte an Wolf, an Renn und Fin-Kedinn und an die vielen Clans, die er nie kennen gelernt hatte. Wenn er seine Macht an Tenris abtrat… wenn er zuließ, dass der Seelenesser ein Seelenwanderer wurde, waren sie allesamt verloren.
    »Es gibt keinen Ausweg«, sagte der Seelenesser leise. »Das weißt du.«
    Torak nahm sich zusammen und sah ihm offen ins Gesicht.
    Da begriff Tenris, was er vorhatte, und riss ungläubig die Augen auf.
    »Es gibt immer einen Ausweg«, erwiderte Torak und ließ sich rücklings von der Klippe fallen.

Kapitel 33

    ER STÜRZTE IN gähnende Tiefe… hinab in das aufspritzende Meer … hinab in den goldenen Tangwald … hinab in die Finsternis.
    Im Untergehen trat er mit letzter Kraft Wasser, doch es war zwecklos. Seine Hände waren so fest zusammengebunden, dass er die Riemen nicht abstreifen konnte, das nasse Beinleder zog ihn unweigerlich auf den Grund. Nie mehr würde er das Tageslicht sehen.
    Aber das hatte er ja gewusst, als er sich von der Klippe stürzte. Er hatte gewusst, dass diesmal keine freundliche Clanhüterin angeschwommen käme, dass kein Wolf hinzugesprungen käme und ihn herauszog. Diesmal trat er dem hungrigen Meer ganz allein gegenüber.
    Ein letztes Mal hob er das Gesicht dem Licht entgegen und sah hoch über sich eine dunkle Gestalt, die flinker als ein Aal auf ihn zugeschwommen kam.
    In ihm regte sich ein Hoffnungsschimmer. War das Wolf? Renn? Bale?
    Da packte ihn Tenris am Schopf und zog ihn mit sich.
    Torak wehrte sich verzweifelt, aber der Seelenesser war stärker. Torak hielt sich mit beiden Händen am Tang fest und stieß Tenris zurück, dass die Blasen nur so sprudelten. Sie rangen verbissen, bis ihnen die Brust zu bersten drohte, bis sich das Wasser von der Wunde des Seelenessers blutrot färbte.
    Der Robbenschamane bog Torak die Finger um, sodass er die Tangwedel loslassen musste, und sie stiegen, kreiselnd und wie zwei Nattern ineinander verschlungen, an die Oberfläche und hoben gleichzeitig den Kopf über Wasser.
    »Du wolltest dich lieber umbringen, was?«, schnaufte Tenris. »Wie edelmütig! Aber das lasse ich nicht zu!« Er hielt Torak immer noch an den Haaren gepackt und kraulte einarmig mit flinken, kraftvollen Armschlägen dem Ufer entgegen.
    Torak wollte ihn in die Hand beißen, aber Tenris verpasste ihm mit der freien Hand eine kräftige Ohrfeige.
    Benommen ging Torak unter. Als er wieder auftauchte, hörte er ein tosendes Kwsch! und sah eine riesige schwarze Finne auf sich zuschießen.
    Er war vor Angst wie gelähmt.
    Tenris hatte den Jäger noch nicht gesehen, denn er hielt den Blick fest aufs Ufer gerichtet. Torak musste die Gelegenheit nutzen …
    Mit letzter Kraft warf er sich auf den Seelenesser und riss ihm den Tarnzauber vom Hals.
    Der überrumpelte Tenris ließ ihn los. Torak schwamm davon, so schnell er

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