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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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lasse n – geschweige denn, mich von ihr manipulieren zu lasse n –, schmeckte mir ganz und gar nicht. Catrionas Hand hielt auf meinem Rücken inne, als wollte sie mich warnen. Aber Rionna hatte Recht: Ich hatte keine Wahl.
    „Also schön. Aber eins sage ich dir: Wenn ich dabei draufgehe, komme ich als Geist zurück und suche dich Nacht für Nacht heim, versprochen.“
    „Das glaube ich dir gern, aber das macht mir keine Angst. Ich werfe einfach ein paar Weinkelche durch deine Spukgestalt hindurch. Und jetzt solltest du dich lieber bereit machen.“
    Als sie davonstapfte, schlang Catriona von hinten ihre Arme um mich. „Ich hasse sie.“
    „Das Gefühl kenne ich.“
    „Sagt sie die Wahrheit? Wird sie dich wirklich beschützen?“
    Ich drehte mich zu ihr um und legte meinen Arm um sie. „Ich weiß es nicht. Aber ich sollte mich jetzt wirklich sputen.“
    „Du bist eiskalt.“
    „Mir wird gleich noch warm werden.“ Trotzdem umarmte ich sie noch einmal, um ein wenig von ihrer Körperwärme aufzunehmen. Sie vergrub ihren Kopf an meinem Hals und beschmierte ihr Gesicht dabei wahrscheinlich mit dem Schlamm, mit dem ich eingerieben war. Es schien ihr nichts auszumachen. Mir auch nicht. Selbst durch die nasse Erde hindurch konnte ich die Tränen auf ihrem Gesicht spüren.
    „Hör auf, meine Schminke zerläuft“, sagte ich.
    Sie brach in leises Gelächter aus, fast wie früher, als sie noch stumm war und nur still vor sich hin gegluckst hatte. „Bitte komm zurück“, murmelte sie.
    „Ich liebe dich“, sagte ich. In dem Moment verschwand der Mond hinter den Wolken und ich musste mich gewaltsam von ihr losreißen.
    Conal, Rionna und Angus schauten mich erwartungsvoll an. Als ich mich zur Festung herumdrehte und noch einmal tief Luft holte, hatte ich plötzlich das Gefühl, als würde mir jemand einen Eiszapfen ins Gehirn rammen. Ich zuckte zusammen. Das Gefühl war so intensiv, dass ich meine Zehen ins nasse Gras bohrte, um noch irgendeine Art von Bodenhaftung zu verspüren. Der Mond verbarg sein Antlitz noch immer hinter den vorbeiziehenden Wolken, die Schattenmuster auf den Torfboden malten. Ich rannte los.

37. Kapitel

    I ch mache mir nichts vor. Ich weiß, was mich die Strecke bis zur Mauer zurücklegen ließ, ohne dass ich gleich von zwanzig Pfeilen durchbohrt wurde. Ohne Rionna wäre ich nie so weit gekomme. Aber selbst ihre Hilfe hätte sicher nicht ausgereicht. Meine Tarnfertigkeiten waren gut, aber auch die waren nicht ausschlaggebend. Ohne die Unterstützung, die ich von Calman Ruadhs Männern erhielt, hätte ich es nie geschafft.
    Ich lief schnell und geduckt, preschte von einem Schatten zum nächsten und drückte mich flach auf den Boden, sobald ich eine Bewegung auf den Zinnen wahrnahm. Ich trug nur meine Hosen, meinen Dolch und viel Schlamm. Rionnas Inbesitznahme meines Geistes bereitete mir zunehmend Kopfschmerzen, aber ich beschloss, das Pochen zu ignorieren. Wenigstens musste ich nicht die ganze Zeit darauf bedacht sein, meine Blockade gegen feindliche Angriffe aufrechtzuerhalten. Mein Puls raste. Ich hatte das Gefühl, nackt ausgepeitscht zu werden. Jede der Wachen auf der Brüstung hätte sich jederzeit zu mir umdrehen können, aber das taten sie nicht. Vielleicht hatte ich einfach nur Glück, vielleicht lag es aber auch an der Überheblichkeit der Besatzer. Sie wähnten sich schon als Sieger.
    Dann drehten sich zwei von ihnen plötzlich doch um und lehnten sich über die Brüstung. Ich warf mich in eine Kuhle und blieb regungslos liegen wie ein verschrecktes Kaninchen. Ich hörte, wie sie Conal und seinen Männern Unflätigkeiten zuriefen. Hinter den Wachen ertönte Gelächter und dann wurde jemand auf die Brüstung gezerrt, die Hände gefesselt und um den Hals eine Schlinge. Ich war fast erleichtert, dass es sich diesmal offensichtlich um einen Erwachsenen handelte. Sie banden den Strick, der in der Schlinge endete, um einen Stützpfeiler und ließen den Mann langsam an der Mauer hinab. Im Mondlicht konnte ich erkennen, wie er um sich trat, würgte und verzweifelt gegen die Schlinge um seinen Hals kämpfte, die sich langsam zuzog. Es dauerte lange, bis er unter dem Spott und Gelächter von Calman Ruadhs Männern starb. Wenn er wenigstens geahnt hätte, wie nützlich mir sein Tod werden sollte. Ich war bis an den Fuß der Festungsmauer vorgedrungen, während die Wachen Conal immer noch aus voller Kehle verhöhnten. Niemand achtete auf den dunklen Umriss, der sich aus dem Schatten des

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