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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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dass Corinnas Vertrauen in Euch nicht enttäuscht wird«, sagte Andrej.
    »Die Contessa?«, fragte Mario alarmiert. »Was ist mit ihr?«
    »Sie ist in Gefahr. Für lange Erklärungen ist jetzt keine Zeit. Ihr müsst mir einfach glauben, wenn Ihr Corinna helfen wollt. Wollt Ihr das?«
    »Was ist passiert?«, fragte Mario, unübersehbar erschrocken, aber zugleich auch auf eine fast sachliche Art, die Andrej davon überzeugte, den Mann richtig eingeschätzt zu haben.
    »Könnt Ihr sie in Sicherheit bringen?«, fragte Andrej. »Sie verstecken?«
    »Natürlich. Aber warum? Und vor wem?«
    »Corinnas Vater ist tot«, sagte Andrej.
    »Der Conte? Aber was …?«
    »Er wurde ermordet. Heute Morgen. Und Corinna muss sich vor den Signori verstecken.«
    »Die Contessa? Aber das ist lächerlich. Was sollte sie denn …?«
    »Gar nichts«, sagte Andrej schnell. »Es gab so etwas wie ein Missverständnis.«
    »Ja, das kann ich mir gut vorstellen bei den Signori«, schnaubte Mario.
    »Sie hat nichts damit zu tun, so wenig wie ich«, sagte Andrej. »Aber Ihr wisst, wie die Signori di Notte sind. Ich kenne den wirklichen Mörder, und ich kann es beweisen, aber dafür brauche ich Zeit. Einen Tag, vielleicht zwei.«
    Mario wirkte nach wie vor betroffen, regelrecht schockiert, aber auch schon wieder misstrauisch. Andrej konnte es ihm nicht verübeln. Er ließ ihm keine Gelegenheit zu einer Erwiderung. Die Präsenz war immer noch da.
    »Wenn Euch wirklich etwas an der Contessa liegt, dann sorgt dafür, dass sie von diesem Irrsinn ablässt, sich in den Palast schleichen zu wollen. Wenn dabei wieder einmal ihr Temperament mit ihr durchgeht, wird Rezzori bestimmt davon erfahren.«
    »Ihr kennt den Herrn der Signori di Notte?«, fragte Mario erstaunt.
    »Unglückseligerweise«, antwortete Andrej. »Ich hätte gerne auf dieses Vergnügen verzichtet, aber es geht nicht um mich. Ihr müsst mir einfach glauben.«
    Marios Blick machte deutlich, dass er selbst entschied, was er musste oder nicht, aber er widersprach nicht, sondern sah Andrej nur aufmerksam an. Mehr konnte er, wie die Dinge lagen, nicht erwarten. »Ich muss fort«, sagte Andrej. »Und solange ich den wirklichen Mörder nicht gefunden habe, bin ich eine Gefahr für die Contessa. Könnt Ihr sie hier irgendwo unterbringen?«
    »Unterbringen?«, wiederholte Mario.
    »Sie wird nicht begeistert sein«, sagte Andrej.
    »Ihr meint, sie wird mir den Kopf abreißen«, rief der Wirt.
    »Ich sehe, Ihr kennt die Contessa wirklich.« Andrej lächelte flüchtig und legte dann umso größeren Ernst in seine Stimme. »Ihr müsst sie festhalten, bis ich weg bin. Wenn es Euch gelingt, am besten noch länger. Fesselt sie, wenn es sein muss.«
    »Ihr wisst nicht, was Ihr da verlangt, Signore«, sagte Mario betrübt. »Die Contessa ist recht temperamentvoll.«
    »Sie darf den Signori nicht in die Hände fallen«, antwortete Andrej eindringlich. »Mir ist klar, was ich von Euch verlange, aber mir bleibt keine andere Wahl.« Und keine Zeit. Das Suchen und Umhertasten war noch immer da, und nun kam es näher. Ganz langsam nur, aber unmissverständlich.
    »Kann ich mich auf Euch verlassen?«, fragte er.
    »Habe ich denn eine andere Wahl?«
    Nein. Statt zu antworten, machte Andrej eine fragende Geste. »Gibt es einen anderen Ausgang?«
    »Ich zeige ihn Euch«, sagte Mario. »Kommt mit.«
    Andrej erwartete, dass er die Tür wieder öffnen und die Kammer verlassen würde, stattdessen ging er in die Knie und grub in dem staubigen Gerümpel auf dem Boden, bis er einen schweren eisernen Ring zum Vorschein brachte, der zu einer rechteckigen hölzernen Klappe gehörte. Darunter war eine schmale, gemauerte Treppe, die nach drei Stufen in vollkommener Dunkelheit verschwand. Ein intensiver Geruch nach fauligem Wasser und Moder schlug ihnen entgegen.
    »Haltet Euch immer links«, befahl Mario. »Es gibt ein paar Abzweigungen, an denen Ihr aufpassen müsst. Wer sich dort unten verirrt, der findet nie wieder nach draußen.«
    »Was ist dort?«, fragte Andrej.
    »Wartet.« Statt zu antworten, ging Mario nun doch hinaus, und Andrej bewegte sich vorsichtig über die Klappe und versuchte, die Dunkelheit mit Blicken zu durchdringen, eine Aufgabe, vor der selbst seine scharfen Augen kapitulierten. Der Geruch nach faulendem Holz und brackigem Wasser nahm ihm schier den Atem, und darunter gewahrte er noch Schlimmeres. Dinge, die schon viel zu lange dort unten lagen und eigentlich tot sein sollten, es aber nicht waren. Andrej war

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