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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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in seine Hose und verzog das Gesicht, als er feststellen musste, dass sie immer noch klamm und kalt war. So feucht, wie es hier drinnen war, würde es wahrscheinlich bis zum nächsten Frühjahr dauern, bevor sie endgültig trocknete.
    »Und du bist ganz sicher, dass du die nassen Kleider wieder anziehen willst?«, erkundigte sich Corinna. Es war nicht das erste Mal, dass ihm auffiel, was für eine ausgezeichnete Beobachterin sie war. »Du wirst dir noch den Tod holen.«
    »Ich werde nicht krank«, antwortete Andrej, bemerkte ihr verblüfftes Blinzeln und fügte hastig hinzu: »So schnell, meine
    ich.«
    »Habe ich Euch schon gesagt, dass Ihr ein ganz erstaunlicher Mann seid, Andrej Delãny?«, fragte Corinna spöttisch.
    »Mehrmals.« Andrej schlüpfte in seine Stiefel, die so nass und kalt waren, dass er kaum hineinkam und sich seine Zehen auf der Stelle wieder verkrampfen wollten.
    »Und dass Ihr allmählich ausseht wie ein Landstreicher?«, fuhr sie in unverändert spöttischem Ton fort. »Ihr solltet Euch neue Kleider zulegen.«
    »Unsere Reisekasse –«, begann Andrej und brach dann ab, als sie in ihrer Manteltasche grub und ihm einen schäbigen Lederbeutel reichte, der ihm wohlbekannt war.
    »Ich habe alles eingesammelt, was ich in der Dunkelheit finden konnte«, sagte sie. »Üppig ist es nicht, aber besonders viel war ja auch vorher nicht drin.«
    »Wie du ja bestens weißt.«
    Corinna überging die Spitze. »Ich kenne einen Schneider, der euch gute Preise machen wird«, sagte sie. »Und ich kann euch etwas leihen, wenn es nicht reicht.«
    »Lieber nicht«, sagte Andrej, während er sein immer noch nasses Hemd in die Höhe hielt und schon einmal vorsorglich bei dem Gedanken schauderte, den durchweichten Fetzen auf der Haut zu spüren. Corinna hatte recht, seine äußere Erscheinung ließ wirklich zu wünschen übrig.
    »Weil es gegen deine Ehre geht, dir Geld von einer Frau zu borgen?«
    »Weil borgen auch immer heißt, dass man etwas zurückgeben muss«, antwortete Andrej. »Wir bleiben nicht mehr lange genug dafür in der Stadt.«
    »Und du bleibst ungern jemandem etwas schuldig. Wie ich es mir gedacht habe: ein echter Ehrenmann«, seufzte Corinna, als hätte er etwas Verwerfliches gesagt. »Aber du könntest es abarbeiten.«
    »Und ich dachte, das hätte ich schon.«
    »Nicht so.« Corinna grinste schelmisch. »Aber für einen Mann wie dich habe ich immer Verwendung. Du könntest meine Kleider bügeln, einige Botengänge machen, den einen oder anderen säumigen Schuldner verprügeln …« Sie hob die Schultern. »Es wird sich schon eine geeignete Tätigkeit finden.«
    Andrej schlüpfte schließlich doch in sein nasses Hemd. Als er sich nach seinem nicht minder feuchten Mantel bückte, beobachtete er, wie Corinna, die die Gelangweilte spielte, ihm aber in Wahrheit bei jedem seiner Handgriffe aufmerksam zusah, fragend die Stirn runzelte, als sie das winzige runde Loch im Stoff gewahrte, nur ein kleines Stück unter seiner rechten Schulter.
    Er konnte sich nicht erinnern, getroffen worden zu sein, was aber angesichts des Chaos der zurückliegenden Nacht nichts zu bedeuten hatte. Er war nahe daran, einfach so zu tun, als habe er ihr Erstaunen nicht bemerkt, entschied sich aber dann doch dafür, den Mantel am ausgestreckten Arm vor sich auszubreiten.
    »Das nennt man Glück«, sagte er. »Einen Fingerbreit weiter nach links, und du hättest Abu Dun aufwärmen müssen.«
    Corinna blieb ernst. Sie betrachtete das Einschussloch, und er konnte ihr ansehen, dass sie sich vergeblich darüber klar zu werden versuchte, wie es kam, dass derjenige, der in diesem Mantel gesteckt hatte, noch am Leben war.
    »Dein Freund ist getroffen worden«, sagte sie nachdenklich. »Mindestens zweimal.«
    »Er hatte Glück«, antwortete Andrej. Er schlang den feuchten Mantel um die Schultern. »Ich habe mich immer über seine Manie lustig gemacht, sich so dick anzuziehen, dass man ihn für die Mumie eines seiner Vorfahren halten könnte. Jetzt hat es ihm wohl das Leben gerettet.«
    Corinna blickte zweifelnd, sodass sich Andrej bemüßigt fühlte hinzuzufügen: »Diese alten Musketen haben keine nennenswerte Durchschlagskraft.«
    Doch der Zweifel im Blick des Mädchens wurde noch größer. »Du willst mir weismachen, dass sein Mantel eine Gewehrkugel aufgehalten hat?«
    »Nicht zu vergessen Abu Duns natürlichen Panzer«, feixte Andrej. »Die eine oder andere Speckschwarte … du verstehst nicht viel vom Kampf, oder?«
    »Sollte

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