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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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…?«
    Andrej spürte die Gefahr mehr, als dass er die Bewegung registrierte, fuhr auf dem Absatz herum und stieß Abu Dun die flache Hand mit solcher Kraft vor die Brust, dass der Nubier mit einem überraschten Grunzen wieder zurücksank. »Nein!«, sagte er scharf. »Es ist alles ganz anders! Ich erkläre es dir später, Corinna.«
    Ihr Blick war fest auf Abu Dun gerichtet. »Aber wieso …?«, hauchte sie. »Er … er ist noch am Leben. Wieso lebt er noch? Das ist unmöglich!«
    Abu Dun versuchte noch einmal, sich aufzurappeln, sank aber erneut mit einem fast überraschten Keuchen wieder zurück.
    »Aber wie kann er … wie kann er noch leben?«, flüsterte Corinna. Ihre Augen schienen noch größer zu werden, und ihr Gesicht hatte auch noch das allerletzte bisschen Farbe verloren. Andrej sah, dass ihre Hände zu zittern begannen.
    »Er hatte Glück«, sagte er schnell und wusste sofort, wie fadenscheinig sich diese Erklärung anhören musste. »Da ist ein Hohlraum unter dem Kai, in dem sich wohl eine Luftblase gebildet hatte. Aber ich hätte nicht eine Minute später kommen dürfen.«
    »Du hast ihn …?« Corinna versagte die Stimme. Sie versuchte, den Blick von Abu Duns Gesicht loszureißen, doch es gelang ihr nicht. Auch der Nubier starrte wortlos zu ihr hoch. Mord stand in seinen Augen geschrieben.
    »Aber wie?«, stammelte Corinna. Ihre Hände zitterten stärker. »Es ist nicht möglich. Er ist tot! Er muss tot sein!«
    »Jemand wird tot sein«, bestätigte Abu Dun. »Bald.«
    »Wir müssen hier weg«, sagte Andrej rasch, nur um sie beide zum Schweigen zu bringen. Da war noch immer etwas in Abu Dun was ihn erschreckte, und es wurde stärker. Eine Düsternis, so als wäre die vollkommene Schwärze seiner Haut nun gleichsam in seine Seele gekrochen und würde nun jedwedes Licht und alles Leben darin ersticken. Und Corinna, die im Moment nur fassungslos und schockiert war, mussten irgendwann Zweifel kommen ob Andrejs hastig improvisierter Ausrede.
    »Was tust du überhaupt hier?«, herrschte er sie daher an, bewusst grob, damit sie nicht auf die Idee kam, sich selbst (und ihm) Fragen zu stellen, auf die er keine Antworten hatte. Noch während er sprach, ging er an ihr vorbei und zog das Messer aus der Wand. Die Klinge war gebrochen, mit solcher Wucht hatte er es geschleudert, und er las in Corinnas Augen, dass ihr auch das nicht entging.
    »Ich hätte dich umbringen können, ist dir das eigentlich klar? Du hast einfach nur Glück, noch am Leben zu sein.«
    »Ich … ich hatte Angst um dich«, antwortete Corinna. Ihr Blick irrte unstet zwischen dem zerbrochenen Dolch in seiner Hand und seinem Gesicht hin und her, und ganz allmählich gesellte sich Furcht zu der Verwirrung und der Verständnislosigkeit in ihren Augen. Eine Furcht, aus der etwas anderes und Schlimmeres werden würde, wie Andrej nur zu gut wusste. Er hatte diesen Ausdruck zu oft gesehen. »Ich dachte, du wärst ertrunken. Sie haben auf dich geschossen, und das Wasser ist so kalt, dass –«
    »Ich habe schon Schlimmeres überstanden«, antwortete Andrej, immer noch bewusst barsch. Er baute sich in beinahe drohender Haltung vor ihr auf und wedelte mit dem Messer. »Du musst lebensmüde sein, Kind. Du hast gesehen, was hier passiert ist? Ist dir nicht für eine Sekunde der Gedanke gekommen, ich könnte dich für einen von ihnen halten?«
    Corinna starrte ihn an, und er konnte in ihren Augen lesen, dass ihr dieser Gedanke tatsächlich kam, aber erst jetzt.
    »Wenn du das nächste Mal in die Kirche gehst«, fuhr er fort, »dann solltest du eine Kerze anzünden, um dich bei deinem Schutzengel zu bedanken.« Wieder hob er das Messer. »Normalerweise verfehle ich mein Ziel nicht.«
    »Schick sie weg, Hexenmeister!«, sagte Abu Dun hinter ihm auf Arabisch. »Solange ich mich noch beherrschen kann.«
    Corinna konnte die Worte nicht verstanden haben, aber sie wirkte trotzdem noch verängstigter, denn der gefährliche Klang in seiner Stimme war ihr sicher nicht entgangen, und sie wusste ihn zu deuten.
    Andrej ließ sie nicht aus den Augen, als er in derselben Sprache antwortete: »Sie wird es uns erklären, da bin ich sicher. Gib ihr eine Chance! Und mir.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Corinna. Unsicher machte sie einen Schritt in Abu Duns Richtung und blieb abrupt wieder stehen, als der Nubier mit einem Ruck den Kopf hob und sie anstarrte.
    »Ich … es ist nicht meine Schuld, das müsst ihr mir glauben! Ich wusste nicht, was sie vorhatten!«
    »Was

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