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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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die uns bewachen«, sagte ich. »In dem Hubschrauber werden Leibwächter sein, und auch in der Limousine mit meinen Sterblichen. Ich werde vom Flughafen aus allein mit meinem Porsche hinfahren, damit ich mich leichter wehren kann, aber wir werden eine richtige Autokolonne abgeben. Und was soll denn schon eine Handvoll haßerfüllter Sprößlinge des zwanzigsten Jahrhunderts groß anrichten? Diese blöden Kreaturen benutzen das Telefon, um ihre Drohungen auszustoßen.«
    »Es sind mehr als nur eine Handvoll«, sagte er. »Aber was ist eigentlich mit Marius? Deine Freunde da draußen zerbrechen sich den Kopf darüber, ob die Geschichte von Marius wahr ist und ob JENE, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN tatsächlich existieren oder nicht -«
    »Natürlich, und du, hast du es geglaubt?«
    »Ja, vom ersten Augenblick an, als ich es gelesen habe«, sagte er. Und dann herrschte einen Augenblick lang Schweigen zwischen uns, während wir, glaube ich, beide an die Unsterbliche dachten, die mich vor langer Zeit immer wieder danach gefragt hatte, wie alles begann.
    Zu schmerzhaft, um wieder heraufbeschworen zu werden. Genauso, als würde man Bilder vom Speicher holen, den Staub abwischen und feststellen, daß die Farben noch ganz frisch waren. Und die Bilder hätten eigentlich Porträts toter Vorfahren sein sollen, aber es waren Bilder von uns.
    Mit einer kleinen nervösen sterblichen Handbewegung strich ich mir das Haar aus der Stirn, um den kühlen Wind zu fühlen.
    »Wieso bist du dir so sicher«, fragte er, »daß Marius diesem Experiment nicht ein Ende macht, sobald du morgen abend die Bühne betrittst?«
    »Glaubst du wirklich, daß auch nur einer von den Alten das tun würde?« erwiderte ich.
    Er dachte lange nach, zog sich tief in seine Gedanken zurück, wie er es schon immer getan hatte, so tief, daß man glauben konnte, er habe mich völlig vergessen. Und es sah aus, als würden um ihn herum alte Räume Gestalt annehmen, Gaslampen, die ihr flackerndes Licht verbreiteten, und Geräusche und Düfte aus früherer Zeit, die von der Straße hereindrangen. Wir beide in jenem Salon in New Orleans, unter dem Marmorsims ein offenes Kohlenfeuer im Kamin, und alles wurde älter, außer uns.
    Und er stand da, ein Kind der Moderne, im ausgebeulten Pulli und abgetragenen Drillichanzug, und starrte hinüber zu den verlassenen Hügeln. Mit zerzaustem Haar und Augen, in denen ein Feuer zu brennen schien. Langsam kam er wieder zu sich, wie aus einer anderen Welt.
    »Nein. Das glaube ich nicht. Falls sich die Alten überhaupt dadurch stören lassen, wird es sie viel zu sehr interessieren, als daß sie etwas unternehmen würden.«
    »Und interessiert es dich?«
    »Ja, das weißt du doch«, sagte er.
    Und er wurde rot im Gesicht, das nun noch menschlicher war. Tatsächlich sah er wie ein Sterblicher aus, mehr als jeder andere von uns. »Schließlich bin ich hier, oder?« sagte er. Und ich spürte einen Schmerz in ihm, der wie eine Goldader durch ihn hindurchlief und bis in die kältesten Tiefen führen konnte.
    Ich nickte. Ich holte tief Luft und wandte meinen Blick von ihm ab und wünschte, ich hätte ihm sagen können, was mir wirklich auf dem Herzen lag. Daß ich ihn liebte. Aber das konnte ich nicht. Dieses Gefühl war einfach zu stark.
    »Was immer geschieht, es wird nicht umsonst gewesen sein«, sagte ich. »Ich meine, wenn du und ich und Gabrielle und Armand… und Marius, wenn wir alle, wenn auch nur für kurze Zeit, Zusammensein können, dann ist es nicht umsonst gewesen. Angenommen, Pandora beschließt, sich zu zeigen. Und Mael auch. Und Gott weiß wer noch alles von den anderen. Aber stell dir vor, es kämen alle von den Alten. Das wäre die Sache doch wert, Louis. Und die anderen sind mir sowieso egal.«
    »Nein, das sind sie dir nicht«, sagte er lächelnd. Er war ganz hingerissen. »Du bist nur felsenfest überzeugt, daß es eine aufregende Sache wird und daß du die Schlacht auf jeden Fall gewinnen wirst, egal, welche.«
    Ich beugte den Kopf. Ich lachte. Ich steckte die Hände in die Hosentaschen, wie es die sterblichen Männer dieser Tage und in dieser Zeit zu tun pflegten, und ging weiter durch das Gras. Das Feld roch auch jetzt noch nach Sonne, in dieser kühlen kalifornischen Nacht. Ich erzählte ihm nichts von dem sterblichen Teil der Sache, nichts von der Eitelkeit, die mich dazu trieb, mich darzustellen, nichts von dem unheimlichen wahnsinnigen Gefühl, das mich erfaßt hatte, als ich mich auf dem Fernsehschirm gesehen hatte,

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