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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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als ich mein Gesicht auf den Plattenhüllen gesehen hatte, mit denen die Fenster des North-Beach-Plattenladens zugeklebt waren.
    »Wenn mich die Alten tatsächlich umbringen wollten«, sagte ich, »hätten sie es schon längst getan, glaubst du nicht?«
    »Nein«, sagte er. »Ich habe dich gesehen und bin dir gefolgt. Aber davor habe ich dich nirgends gefunden. Gleich als ich hörte, daß du wieder aufgetaucht seist, hab ich es versucht.«
    »Und wie hast du es erfahren?« fragte ich.
    »In allen großen Städten treffen sich die Vampire an ganz bestimmten Plätzen«, sagte er. »Das weißt du doch bestimmt auch.«
    »Nein, das wußte ich nicht. Erzähl mir davon«, sagte ich.
    »Es gibt Bars, die wir die Vampir-Connection nennen«, sagte er und lächelte ironisch. »Natürlich kommen auch Sterbliche dorthin, aber wir erkennen die Treffs an ihren Namen. In London ist es das Dr. Polidori und in Paris das Lamia. In Los Angeles ist es das Bela Lugosi, und in New York sind es das Carmilla und das Lord Ruthven. Hier in San Francisco haben wir wahrscheinlich das schönste von allen, das Kabarett Dracula’s Daughter in der Castro Street.«
    Ich mußte lachen. Ich konnte einfach nicht anders, und ihm schien es nicht viel anders zu gehen. »Und wo sind die Namen aus dem Gespräch mit dem Vampir?« fragte ich mit gespielter Empörung.
    »Verboten«, sagte er und zog die Augenbrauen hoch. »Die sind keine Dichtung. Die sind echt. Aber ich kann dir verraten, daß sie in der Castro Street jetzt deine Videoclips spielen. Die sterblichen Gäste verlangen es. Sie trinken dir mit ihren Wodka-Bloody-Marys zu. Der Tanz von Les Innocents dröhnt durch alle Wände.«
    Jetzt bekam ich erst recht einen Lachanfall. Ich versuchte ihn zu unterdrücken und schüttelte den Kopf.
    »Aber du hast auch in den Hinterzimmern für eine Art Revolution der Sprache gesorgt«, sagte er auf die gleiche trockene spöttische. Art, auch wenn er sich nicht völlig in der Gewalt hatte.
    »Was meinst du damit?«
    »Die Zauber der Finsternis, die Kräfte der Finsternis, die Straße des Teufels - mit diesen Begriffen werfen diese ungehobelten Sprößlinge, die noch nicht mal gute Vampirmanieren haben, überall wie wild um sich. Sie kopieren das Buch, obgleich sie es in Grund und Boden verdammen. Sie behängen sich mit ägyptischem Schmuck, daß sie fast zusammenbrechen. Schwarzer Samt ist mal wieder das absolute Muß.«
    »Übergenau«, sagte ich. »Und wie ist es dort? An diesen Orten?«
    »Vollgestopft mit allem möglichen Vampirklimbim«, sagte er. »An den Wänden hängen Poster von Vampirfilmen, und auf großen Leinwänden werden pausenlos die Filme selbst projiziert. Die Sterblichen dort sind regelrechte Freaks, ziemlich theatralische Typen -jugendliche Punks, Künstler in schwarzen Capes und mit weißen Fangzähnen aus Plastik. Uns nehmen die gar nicht zur Kenntnis. Denn neben denen sind wir geradezu fad. Und bei der trüben Beleuchtung könnten wir genausogut unsichtbar sein, trotz Samt und ägyptischem Schmuck und allem. Natürlich macht sich keiner über diese sterblichen Gäste her. Wir gehen wegen der Information in die Vampir-Bars. Für einen Sterblichen ist die Vampir-Bar der sicherste Ort im ganzen Christentum. In der Vampir-Bar kannst du nicht töten.«
    »Ich wundere mich, daß nicht schon früher jemand auf diese Idee gekommen ist«, sagte ich.
    »Doch, in Paris«, erwiderte er. »In Paris war es das Theater der Vampire.«
    »Ja, natürlich«, stimmte ich zu.
    Dann fuhr er fort: »Vor einem Monat hörte ich über die Vampir-Connection, daß du zurück wärst. Aber da war die Meldung schon alt. Sie sagten, du würdest in New Orleans jagen, und dann erfuhren sie, was du vorhattest. Sie hatten ein paar der ersten Exemplare von deiner Autobiographie. Es gab endlose Diskussionen über die Videofilme.«
    »Und wieso habe ich sie in New Orleans dann nicht gesehen?« fragte ich.
    »Weil New Orleans seit einem halben Jahrhundert Armands Revier ist. Niemand wagt es, in New Orleans zu jagen. Sie haben es über sterbliche Informationsquellen erfahren, in Los Angeles und New York.«
    »Aber ich habe Armand nicht In New Orleans gesehen«, sagte ich.
    »Ich weiß«, erwiderte er. Einen Augenblick lang sah er besorgt aus, schien verwirrt.
    Ich spürte, wie sich mir das Herz zusammenzog.
    »Niemand weiß, wo Armand ist«, sagte er düster. »Aber als er dort war, hat er die Jungen getötet. Sie haben ihm New Orleans überlassen. Sie sagen, das würden viele von

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