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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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war nicht mehr in dem furchteinflößenden freien Fall der Zeit verloren. Er würde nicht mehr zu jenen Millionen zählen, denen es bestimmt war, ohne Namen und Wissen unter verwelkten Blumen in der feuchten,
    duftenden Erde zu schlafen.
    »Ich verspreche dir nichts. Wie könnte ich auch? Ich habe dir gesagt, was dich erwartet.« »Das ist mir einerlei. Ich werde den Weg mit dir gehen.«
    Armands Augen waren gerötet, matt und alt. Er trug solch vornehme Kleidung, handgenäht, verstaubt, wie die Kleider eines Geistes.
    »Weine nicht! Das ist nicht fair«, sagte Daniel. »Dies ist meine Wiedergeburt. Wie kannst du da weinen? Weißt du nicht, was das bedeutet? Ist es möglich, daß du es niemals wußtest?«
    Er blickte plötzlich hoch, und vor ihm lag die verwunschene Landschaft, die ferne Villa, das hügelige Land. Und dann wandte er den Blick nach oben, und der Himmel versetzte ihn in Erstaunen.
    Der Himmel war mit einer solchen Sternenfülle übersät, daß die Konstellationen darin untergingen. Keine vertrauten Muster mehr. Kein Sinn. Nur der überwältigende Sieg reiner Energie und Materie. Aber dann sah er die Piejaden - jene Konstellation, die die rothaarigen Zwillinge in dem Traum so sehr liebten -, und er lächelte. Und er sah die Zwillinge nebeneinander auf einem Berggipfel stehen, und sie waren glücklich. Freude erfüllte ihn.
    »Sag das Wort, Geliebter«, sagte Armand. »Ich werde es machen. Wir werden schließlich zusammen in der Hölle landen.«
    »Aber verstehst du nicht«, sagte Daniel, »alle menschlichen Entscheidungen werden auf diese Weise getroffen. Oder meinst du, dass die Mutter weiß, welches Schicksal das Kind in ihrem Schoß erwartet? Gütiger Gott, wir sind verloren, das sage ich dir. Was macht es schon aus, wenn du es mir schenkst und es falsch ist?! Es gibt nichts Falsches! Ich möchte nur immer und ewig mit dir leben.«
    Er öffnete die Augen. Die Decke der Flugzeugkabine, die gelben Lichter spiegelten sich in den holzgetäfelten Wänden, und dann war er wieder von dem Garten umgeben, dem Duft, den Blumen, die fast von ihren Stengeln fielen.
    Sie standen unter dem toten Baum mit seinen violetten Glyzinienblüten, und die Blüten strichen ihm ins Gesicht, und dann spürte er, wie sich plötzlich Zähne scharf und fest in seinen Hals senkten.
    Sein Herz krampfte sich zusammen! Das war mehr, als er ertragen konnte. Doch konnte er über Armands Schulter hinwegsehen, und die Nacht umhüllte ihn, die Sterne wurden so groß wie diese feuchten Blüten. Und jetzt erhoben sie sich auch noch in den Himmel!
    Den Bruchteil einer Sekunde lang sah er den Vampir Lestat, wie er in seinem schicken schwarzen Wagen durch die Nacht fuhr. Mit seiner im Wind flatternden Mähne sah Lestat wie ein Löwe aus, seine Augen funkelten vor Grimm und Energie. Und dann wandte er sich um, und er blickte Daniel an, und ein tiefes, leises Lachen entwand sich seiner Kehle.
    Auch Louis war da. Louis stand in einem Zimmer in der Divisadero Street und blickte aus dem Fenster, abwartend, und dann sagte er:
    »Ja, komm, Daniel, wenn es denn sein muß.«
    Aber sie wußten nichts von den niedergebrannten Ordenshäusem. Sie wußten nichts über die Zwillinge, über den Warnruf dräuender Gefahr!
    Sie waren alle in einem überfüllten Raum in der Villa, und Louis stand an den Kaminsims gelehnt. Alle waren da! Sogar die Zwillinge waren da! »Gottlob seid ihr gekommen«, sagte Daniel. Er gab Louis einen schicklichen Wangenkuß. »Sieh doch mal, meine Haut ist so blaß wie deine!«
    Er schrie laut auf, als von seinem Herzen abgelassen wurde und sich seine Lungen mit Luft füllten. Wieder der Garten. Gras überall um ihn herum… Der Garten wuchs über seinen Kopf hinaus. Laß mich nicht hier, nicht hier der Erde verhaftet.
    »Trinke, Daniel.« Der Priester sprach die lateinischen Worte, während er den heiligen Wein der Kommunion in seinen Mund goß. Die rothaarigen Zwillinge nahmen die geweihten Schalen -das Herz, das Gehirn. »Dies, das Gehirn und das Herz meiner Mutter verleibe ich mir ein, ehrfurchtsvoll ihres Geistes gedenkend …«
    »Gott, laß mich teilhaftig werden!« Ungeschickt ließ er den Kelch auf den Marmorrußboden der Kirche fallen. Das Blut!
    Er richtete sich auf, hielt Armand umklammert, zog es Schluck um Schluck aus ihm heraus. Sie waren zusammen in das weiche Blumenbeet gefallen. Armand lag neben ihm, und sein Mund war an Armands Hals gepreßt, und das Blut war ein nichtversiegender Quell.
    »Komm zu uns in die

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