Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten
Mysterien-Villa«, sagte Louis. Louis berührte seine Schulter. »Wir warten auf dich.« Die Zwillinge umarmten sich, streichelten sich gegenseitig über ihr langes, lockiges rotes Haar.
Und die jugendlichen Fans standen vor dem Auditorium und schrien, was das Zeug hielt, weil es keine Eintrittskarten mehr gab. Sie wollten die Nacht bis zum morgigen Abend auf dem Parkplatz verbringen.
»Haben wir eigentlich Eintrittskarten?« fragte er. »Armand, die Eintrittskarten!«
Gefahr. Eis. Es geht von dem Einen aus, der unter dem Eis gefangensitzt!
Ein harter Schlag in die Magengrube. Er schwebte. »Schlaf, Geliebter.«
»Ich möchte zurück in den Garten, die Villa.« Er versuchte die Augen zu öffnen. Sein Magen tat ihm weh, ein seltsamer Schmerz, wie von weit her.
»Du weißt doch, daß er unter dem Eis begraben ist?«
»Schlaf«, sagte Armand und deckte ihn mit einer Decke zu. »Und wenn du aufwachst, wirst du genau sein wie ich. Tot.«
San Francisco. Noch bevor er die Augen öffnete, wußte er, daß er da war. Und solch ein schrecklicher Traum, er war froh, ihn verlassen zu dürfen - erstickende Schwärze und tobende, furchtbare Meereswirbel! Aber der Traum verdämmerte. Ein bilderloser Traum, nur das Rauschen des Wassers, das Gefühl, im Wasser zu sein!
Ein Alptraum von unaussprechlicher Gewalt. Er war eine Frau gewesen, hilflos, ohne Zunge, um schreien zu können. Fort!
Eine Winterfrische weiße Luft, die er fast schmecken konnte, umfing sein Gesicht. San Francisco natürlich. Die Kälte hüllte ihn ein wie ein enges Kleid, aber innerlich fühlte er sich köstlich warm. Unsterblich. Für immer.
Er öffnete die Augen. Armand hatte ihn dahin gebettet. Durch die zähflüssige Dunkelheit des Traumes hatte er Armands Anweisung gehört, hier zu verharren. Armand hatte ihm gesagt, hier sei er sicher.
Hier.
Die Terrassentür am anderen Ende stand offen. Und der Raum selbst war vollgestopft und üppig eingerichtet, eines jener luxuriösen Domizile, die Armand immer wieder auftrieb und die er so sehr mochte.
Er raffte sich auf und ging durch die geöffnete Tür.
Ein dichtes Gewirr von Ästen ragte zwischen ihm und dem feucht glänzenden Himmel auf. Und durch die Zypressenzweige hindurch sah er unter sich den gewaltigen, flammenden Bogen der Golden Gate Bridge; wie dicker weißer Rauch umwaberte der Nebel die riesigen Pfeiler.
Ein wahrhaft großartiges Schauspiel - und die dunkle Silhouette der fernen Hügel unter ihrer Hülle anheimelnder Lichter.
Unsterblich… für immer.
Er strich sich mit beiden Händen durch das Haar, und ein sanftes Prickeln durchfuhr ihn, da fiel ihm etwas ein. Er griff nach seinen Fangzähnen. Ja, da waren sie, schön lang und scharf.
Jemand berührte ihn. Er drehte sich so schnell um, daß er beinahe das Gleichgewicht verlor. Alles war jetzt so unbegreiflich andersartig! Schnell gewann er seine Fassung wieder, aber beim Anblick Armands hätte er am liebsten losgeheult. Selbst in diesem tiefen Schatten hier waren Armands dunkelbraune Augen voll vibrierenden Lichts. Und dieser liebevolle Gesichtsausdruck! Ganz vorsichtig berührte er Armands Wimpern, und dann küßte ihn Armand. Er fing zu zittern an. Dieser kühle, seidene Mund fühlte sich wie ein Kuß ungetrübter Geistigkeit an, wie die elektrische Reinheit eines Gedankens!
»Komm herein, mein Zögling«, sagte Armand. »Wir haben kaum noch eine Stunde.« »Aber die anderen.«
Armand hatte etwas äußerst Wichtiges entdeckt. Schreckliche Dinge geschahen, Ordenshäuser brannten. Aber im Moment schien ihm nichts wichtiger zu sein als diese Wärme in ihm und dieses Prickeln, das ihn durchströmte.
»Sie gedeihen, schmieden Komplotte«, sagte Armand. »Sie haben Angst vor der Massenzerstörung, aber San Francisco berührt das nicht. Einige sagen, daß Lestat dahintersteckt, um alle um sich zu scharen. Andere meinen, dies sei das Werk von Marius oder sogar der Zwillinge. Oder JENER, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN, die mit unendlicher Macht von ihrem Schrein aus zuschlagen.«
Die Zwillinge! Er spürte, wie das Dunkel des Traumes ihn wieder umhüllte, der Körper einer Frau, ohne Zunge, Schrecken. Ach, jetzt konnte ihm nichts mehr etwas anhaben. Weder Träume noch Verschwörungen. Er war Armands Kind.
»Aber diese Dinge müssen warten«, sagte Armand sanft. »Du mußt mit mir kommen und genau das tun, was ich dir auftrage. Wir müssen vollenden, was wir angefangen haben.« »Vollenden?« Es war vollendet. Er war wiedergeboren.
Armand
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