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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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das genaue Gegenteil der Herrlichkeit, der du der Menschentöcher wegen entsagt hast? Wäre das der angemessene Richtspruch - immerwährend zu leiden bis ans Ende der Zeit?‹«

Kapitel 14
    I ch benötigte nicht einmal eine Sekunde für die Antwort«, sagte Memnoch. Er hob leicht die Augenbrauen, als er mich ansah. »Ich antwortete: ›Nein, Herr, das würdest du niemandem antun. ‘Wir alle sind deine Geschöpfe. Das ist ein zu entsetzlicher Greuel für jedes bewußt geschaffene Wesen. Nein, Herr. Als mir die Männer und Frauen auf der Erde erzählten, derartige Qualen seien in ihrer Vorstellung für die schlechten Menschen vorgesehen, da habe ich ihnen versichert, einen solchen Ort habe es nie gegeben und werde es nie geben.‹
    Gelächter brauste im Himmel auf. Von einem Ende des Firmaments zum ändern. Jeder, aber auch jeder Engel lachte, was natürlich melodisch klang und wie immer erfüllt von Wunder und Entzücken, aber Gelächter blieb es dennoch.
    Nur einer lachte nicht. Memnoch. Ich. Ich hatte vollkommen ernsthaft gesprochen, und nun stand ich da und war überaus erstaunt, daß sie über meine Worte lachten. Ein höchst befremdliches Phänomen wurde mir offenbar. Gott hatte ebenfalls gelacht und lachte noch, leise, aber in Einklang mit ihnen oder eher als Oberstimme, und erst als Sein Lachen verebbte, schwiegen auch sie.
    ›Das hast du ihnen also erzählt, Memnoch? Daß es keine Hölle für die ewige Bestrafung der Sünder geben werde, nie, niemals? Daß ein solcher Ort einfach nicht existiere?‹
    ›Ja, Herr, das sagte ich‹, erwiderte ich. ›Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, wie sie auf eine solche Idee gekommen waren, wenn man einmal außer acht läßt, daß sie manchmal über ihre Feinde sehr aufgebracht sind…‹
    Wieder erhob sich Gelächter, doch Gott bedeutete den Engeln zu schweigen. Gott fragte: ›Memnoch, hast du wirklich all deine sterblichen Zellen auf der Erde zurückgelassen? Bist du wieder im vollen Besitz deiner Engelsfähigkeiten? Du hast nicht etwa eine Gewohnheit daraus gemacht, den Einfältigen zu spielen?‹
    Ich erhob meine Stimme über das abermals aufklingende Gelächter. ›Nein, Herr. Ich habe diesen Augenblick im Traum herbeigesehnt. Von Dir getrennt zu sein war tödlicher Schmerz. Was ich getan habe, tat ich aus Liebe, ist es nicht so? Bestimmt weißt Du das besser als ich.‹
    ›Das fürchtete ich‹, antwortete Er. ›Ja. Liebe war es, das ist gewiß wahr.‹
    ›Herr, ich ging davon aus, ich dürfte vor Dich hintreten und Dir alles erklären, dürfte Dir meine Argumente vortragen. Wird mir das gewährt werden?‹
    Stille.
    Kein Laut kam von der Quelle des göttlichen Lichts, doch ich bemerkte plötzlich, daß einige aus dem bene ha elohim sich mir näherten. Zuerst dachte ich, nein, sie ändern nur ihre Haltung und spreizen die Schwingen ein wenig im Licht, doch dann sah ich eine kleine Gruppe von Engeln direkt hinter mir stehen, die sich die ganze Zeit über schon am Rande der Menge aufgehalten hatten und nun zu mir herübergeschoben wurden.
    Ich kannte diese Engel natürlich, einige näher durch Gespräche und Erörterungen, und sie kamen aus allen Rangstufen. Ich sah sie verwirrt an und blickte dann zu Gott.
    ›Memnoch‹, sagte der Herr plötzlich. ›Die dort hinter dir stehen, deine Mitläufer, bitten ebenfalls darum, daß dir dein Wunsch, diesen Streitfall vorzutragen, gewährt werde, denn sie hoffen, daß du auch für sie sprichst‹.
    ›Herr, ich verstehe nicht.‹ Doch sogleich wurde es mir klar, als ich die Beunruhigung in ihren Mienen sah; und sie hielten sich so nah an mich, als sei ich ihr Beschützer. Sofort wußte ich, was geschehen war, nämlich, daß diese Engel während ihres Aufenthalts auf der Erde das gleiche getan hatten wie ich.
    ›Nicht so spektakulär und nicht mit solchem Erfindungsgeists sprach der Herrgott. ›Aber auch sie erlebten das Feuer und das Mysterium, wenn Mann und Frau sich vereinten; und auch sie fanden die Töchter der Menschen ansehnlich und nahmen sie zum Weibe.‹
    Wieder erhob sich ein ziemlicher Aufruhr. Einige lachten immer noch in dieser leichten, fröhlichen Art, als sei das alles ein herrliches und recht neues Vergnügen, andere staunten nur, und die Wächter, die sich an mich hielten - im Vergleich zum bene ha elohim eine recht kleine Zahl -, sahen mich verzweifelt an und ein paar sogar anklagend, und aus ihrer Mitte erhob sich ein Flüstern.
    ›Memnoch, wir sahen, daß du es tatest.‹
    Lachte Gott? Es

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