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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Waffen, die ihre zahllosen tödlichen Geschosse in rückhaltlosem Ungestüm ausspien. Zwischen Kletterpflanzen und monströsen Baumriesen schienen die Lichter eines Hauses auf. Roger drehte sich zu mir um, versuchte sich aufzurichten, doch weinend sank er zurück, Tränen strömten über sein Gesicht. »… Und jede, aber auch jede meiner Taten für sich betrachtet, Lestat, und ich wußte nichts… ich wußte gar nichts…«
    Deutlich und zugleich fordernd richtete er sich vor mir auf, um doch nur mit der Masse all der anderen vor meinen Augen zu verschmelzen.
    Wohin ich schaute, überall sah ich sie. Die anderen.
    Eine Szene überblendete die nächste. Aschengraue Farben schillerten heller oder verblichen in undurchdringlichem, nebelhaftem Dunst, und hier und da erhoben sich geläuterte Seelen aus den grausig wilden, turbulenten Gefilden der Hölle. Da, Paukenschläge! Durchdringende, schrille Schreie einer unerträglichen Folter. Männer, in grobe weiße Gewänder gehüllt, wurden in auflodernde Scheiterhaufen gestoßen; flehend reckten sie ihre Arme den anderen Seelen entgegen, die jedoch schreckten reuevoll zurück und heulten und kreischten in grausiger Erkenntnis: »Mein Gott, mein Gott, ich verzeihe Dir und mir selbst!«
    Was bedeutete diese unvermittelt aufkommende, gestankverseuchte Sturmböe?
    Seelen erhoben sich mit ausgestreckten Armen, ihre Gewänder fielen von ihnen ab oder verblaßten zu den kaum sichtbaren Roben der Erlösten, während ein Tunnel sich öffnete.
    Ich sah das Licht, sah Myriaden von Seelen dem himmlischen Glanz entgegeneilen, aufwärtsfliegen in den Tunnel, der sich trichterförmig weitete, als sie emporschwebten. Einen Augenblick, einen gesegneten winzigen Augenblick nur, hallte die Himmelsmusik in dem Tunnel wider, als bilde nicht die Luft seine Form, sondern ein massives Material, das diese ätherischen Klänge reflektierte. Die klar geordneten Rhythmen, die herzzerreißende Schönheit der Melodien übertönte für einen Moment das katastrophale Leiden dieses Ortes.
    »Ich wußte nichts, ich wußte nichts!« Die Stimmen verhallten. Der Tunnel schloß sich.
    Ich stolperte, irrte ohne Ziel umher. Hier folterten Soldaten eine junge Frau mit Speeren, während andere sich weinend zwischen die sich krümmende Frau und ihre Peiniger zu werfen suchten. Dort liefen Kleinkinder auf kurzen rundlichen Beinchen, die Ärmchen ausgestreckt, ihren weinenden Vätern, Müttern, Mördern in die wartenden Arme.
    Und dort, zu Boden gestreckt, den Körper in eine Rüstung gezwängt, lag ein rotbärtiger Mann und verfluchte laut heulend Gott, verfluchte den Teufel und das Schicksal. »Ich will nicht, will nicht, will nicht!«
    »Und wer steht wohl hinter diesen Türen?« fragte eine schwermütig blickende Hilfreiche Seele mit wunderschönem Haar, das sich, in ätherischem Silberton schimmernd, um ihr Gesicht schmiegte, und legte ihre weiche Hand an meine Wange. »Sieh, dort!« Die Flügeltüren zwischen den Bücherwänden wollten sich öffnen. »Deine Toten, du mein Lieber, deine Toten, all die, die du gemordet hast!«
    Ich starrte den Söldner an, der da hilflos auf dem Rücken lag und mit weitaufgerissenem Mund brüllte: »Nie und nimmer werde ich zugeben, daß es richtig war, nie, nie…«
    »Nicht meine Opfer!« schrie ich auf. Ich drehte mich um und rannte. Ich stolperte und fiel abermals mit dem Gesicht voran in die wattigweiche Menge sich um mich schließender Körper. Weiter hinten gingen die Ruinen einer Stadt im Feuer unter, ihre Mauern zerbröckelten. Wieder krachte die Kanone, und giftiges Gas strömte aus, so daß die Leute hustend und nach Atem ringend niederfielen. Aber der Chorgesang des »Ich wußte es nicht« übertönte all das und schuf einen Augenblick der Ordnung, der schlimmer war als das Chaos!
    »Hilf mir!« Ich hörte nicht auf zu schreien. Nie zuvor hatte ich bloßes Schreien als so befreiend empfunden. Diese Erbärmlichkeit, zum höchsten Himmel aufzuschreien an dieser gottverlassenen Stätte, wo die Luft selbst ein einziger Schrei war, auf den niemand hörte, niemand außer den lächelnden Hilfreichen Seelen.
    »Lerne, mein Liebster.«
    »Lerne.« Gewisper wie Küsse. Ein Inder, dürr wie eine Vogelscheuche mit dunklem, turbanumwundenem Gesicht. »Lerne, gewinne Einsicht, Jüngling.«
    »Wende den Blick nach oben, sieh die Blüten, sieh den Himmel…« Ein Hilfreicher Geist bewegte sich in anmutigen Tanzschritten sicheren Fußes über den lose nachgebenden, mergelbedeckten

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